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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt
Autoren: Herbie Brennan
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Falls er überhaupt noch welches hatte. Seine Kleider waren von der Wunde am Bauch schon völlig durchweicht.
    Beleth räusperte sich und stellte sich auf seinen Thron, um größer zu wirken. Er warf einen gebieterischen Blick in die versammelte Menge. »Dies ist ein Glück verheißendes Ereignis«, rief er mit einer Stimme, die für seinen Körper viel zu gewaltig klang. »Ein offizieller Heiratspakt, der erste dieser Art, zwischen einem herrschenden Prinzen der Finsternis und einer herrschenden Elfenkaiserin.« Der spontane Jubel seiner Untertanen zwang ihn zum Innehalten.
    Als der Applaus schließlich verebbte, fuhr Beleth mit seiner Rede fort, die von Worten wie »historisch«, »stolz«, »bedeutsam« und »Ära« nur so strotzte. Blue hörte höflich zu, aber als er schließlich wieder herunterstieg und auf seinem Thron Platz nahm, beugte sie sich zu ihm hinüber und fragte leise: »Was ist mit dem Jungen?«
    Beleth blickte sie an und runzelte die Stirn: »Was soll mit ihm sein?«, grollte er.
    »Er ist immer noch bewusstlos«, zischte Blue. »Sollte er bei der Opferung nicht wach sein, damit er leiden kann?«
    Beleth schaffte es, überrascht und erfreut zugleich auszusehen. »Ganz recht, meine Liebe. Unsere Tradition verlangt einen langsamen und qualvollen Tod. Völlig sinnlos, wenn er alles verschläft.« Er wandte sich ab, um einem seiner Diener etwas zuzuknurren. In Sekundenschnelle knieten zwei dämonische Heiler neben Henry. Blue stellte befriedigt fest, dass er fast sofort die Augen aufschlug, aber die Heiler unternahmen nichts, um seine Wunde zu versorgen.
    Ein Geschöpf, das fast nur aus Armen und Beinen zu bestehen schien, flitzte herbei, um einen wuchtigen, in Leder gebundenen Wälzer auf den Tisch zu legen. Blue warf einen neugierigen Blick darauf. Sie war sich fast sicher, dass es das legendäre Buch der Pakte sein musste, ein Verzeichnis sämtlicher wichtiger Verträge, die die Teufel innerhalb der letzten fünf Jahrhunderte abgeschlossen hatten. Blue wusste, dass irgendwo in den tiefsten Untiefen von Hael feuersichere Truhen versteckt sein sollten, in denen sich eine ganze Bibliothek solcher Bücher aus noch älteren Epochen befand. Doch sie bezweifelte, dass irgendeiner dieser protokollierten Pakte mit dem vergleichbar war, was hier geschehen sollte.
    »Nie zuvor ist ein derartiger Vertrag geschlossen worden«, dröhnte Beleth, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Sie warf ihm einen raschen Blick zu, aber seine Miene verriet nichts. Blue zwang sich zur Ruhe. Dies hier war ein ungeheuer wichtiger Moment für das Elfenreich.
    Es war so weit. Blue spürte die freudige Anspannung der wartenden Dämonen wie eine Art körperlichen Nebel. In ein paar Minuten würden sie und Beleth verheiratet sein. Sie betete inständig, dass Henry verstehen würde, was sie tat.
    Eine uralte, Zeremonien vorbehaltene Feder wurde gereicht und ein Stück reines Pergament. Alles verlief immer noch nach alter Tradition. Die Feder war die angespitzte Schwanzfeder eines Adlers, das Pergament war aus Lammhaut, sorgfältig abgerieben, gebleicht und getrocknet. Es war cremefarben und von schöner Beschaffenheit. Beschrieben mit schwarzer Tinte, in einer gestochenen Handschrift, die die Bedingungen des Heiratsvertrages umriss. Einmal unterschrieben, würde das Dokument die Ewigkeit überstehen.
    »Der Pakt!«, verkündete Beleth süffisant, begleitet vom zustimmenden Gemurmel der versammelten Menge. Er begann, ihn mit weithin schallender Stimme zu verlesen, Punkt für Punkt.
    Blue hörte kaum zu. Die Abmachung war im Wesentlichen ganz einfach. Sie wurde ihrem zukünftigen Ehemann gegenüber zu Gehorsam verpflichtet, er bot ihr im Gegenzug seinen Schutz. Gehorsam in allen Dingen lautete die genaue Formulierung. Die Bedingungen betrafen zwar den persönlichen Bereich, doch die Auswirkungen waren politischer Natur. Der Pakt würde den Dämonen die völlige Kontrolle über das Elfenreich einräumen.
    »Bist du mit den Bedingungen einverstanden?«, fragte Beleth, wie es formal vorgeschrieben war.
    Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen, dass Henry den Kopf drehte und sie ansah. Sie zögerte. Gab es einen anderen Weg?
    Blue straffte ihren Rücken und nahm Haltung an. »Bin ich«, sagte sie.

 
ELNHUNDERTUNDSIEBEN
     
    B egeistertes Geheul tönte aus der Menge der versammelten Dämonen. Blue saß steif auf ihrem Thron. Sie sah Henrys schockierte Miene, obwohl ihm schon vorher klar gewesen sein musste, was hier geschah. Etwas in
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