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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt
Autoren: Herbie Brennan
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Dauer. Noch ehe er den Fuß der Treppe erreicht hatte, hörte er das Heulen. Blue hatte das entsetzliche Ritual begonnen, mit dem die Tore zur Hölle endgültig geöffnet würden.

 
EINHUNDERTUNDVIER
     
    P yrgus deaktivierte die Flugsicherung, als die Maschine die Palastinsel erreichte. Er sendete einen Sturm von Signalen, der das Sicherheitssystem des Palastes lahm legte, dann richtete er die Nase des Fliegers auf den Rasen vor dem Haupteingang.
    »Gurte«, befahl er. Nymph und Woodfordi wurden sofort durch Körpernetze an ihre Sitze gefesselt. Woodfordis Hände umklammerten seine Arme, sodass die Knöchel weiß hervortraten. »Sinken«, murmelte Pyrgus.
    Ein gewaltiger Schrei ertönte, als der Flieger, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln, in den Sturzflug überging. Pyrgus hatte den Blick fest auf sein Ziel gerichtet, eine Ebene zwischen zwei Blumenbeeten. Der Boden stürzte ihm unerträglich schnell entgegen. Mit pochendem Herzen wartete er ab, bis er meinte, ihn fast schon berühren zu können, dann kommandierte er: »Landen!«
    Der Flieger versuchte zu gehorchen, aber Pyrgus hatte zu lange gewartet. Die in den Triebwerken eingebauten Tulpa-Denkeinheiten peilten die Lage augenblicklich, schalteten sämtliche Sicherungssysteme wieder ein und katapultierten die Maschine zurück in den Himmel. Sie geriet in Schräglage, streifte einen Ast und zerplatzte wie ein Ei. Pyrgus wurde herausgeschleudert und schlug hart auf dem Boden auf. Nymph und Woodfordi blieben mit ihren Sitzen und Netzen im Geäst hängen.
    »Das war ja aufregend«, sagte Nymph. Sie zog ein Messer aus ihrem Stiefel und schnitt sich frei, wobei sie sich mit der einen Hand an ihrem Sitz festhielt. Dann kletterte sie auf den Ast und befreite auch Woodfordi.
    »Danke, Miss«, murmelte er dankbar. »Ich war mir schon sicher, dass ich ins Gras beiße.«
    »Ich auch«, sagte Nymph. Sie überließ Woodfordi den Rest, schwang sich vom Baum und landete leichtfüßig am Boden. Pyrgus war schon wieder auf den Beinen und humpelte auf einen Wachtrupp zu, der soeben aus dem Palast kam.
    »Ich bin okay!«, rief er ihr über die Schulter zu.
    Nymph lächelte still in sich hinein.
    »Führt uns zu Kaiserin Blue!«, begrüßte Pyrgus die herannahenden Wachen großspurig. Da entdeckte er eine hoch aufragende Gestalt auf den Stufen zum Palast. »Mr. Fogarty, könnten Sie Blue und die Generäle zusammentrommeln – und Madame Cardui. Es gibt Neuigkeiten.«
    Zu seiner Überraschung ignorierte Mr. Fogarty den dringenden Tonfall in seiner Stimme und kam die Stufen hinunter auf ihn zu. Die Wachmänner schwärmten aus und umstellten sie beide, dann traten sie kurz beiseite, um Nymph und Woodfordi durchzulassen.
    »Teufel auch, muss heute Abend denn alles auf einmal passieren?«, sagte Fogarty. Er schaute an Pyrgus vorbei zu dem Flugzeugwrack im Baum. »Hast du irgendeine Vorstellung davon, was diese Dinger kosten?« Sein Blick richtete sich wieder auf Pyrgus. »Henry ist auch gerade durchgedreht.«
    Pyrgus packte Fogarty am Arm, beugte sich vor und flüsterte: »Beleths Armee ist nichts als eine Gaukelei! Und die Portale sind auch nicht echt. Es gibt keine Dämoneninvasion, und Onkel Hairstreak schickt gerade sämtliche Truppen der Nachtelfen in die Wüste.«
    Fogarty starrte ihn einen Moment lang verdutzt an, dann schüttelte er den Kopf. »Ich werde langsam zu alt für so was«, sagte er.

 
EINHUNDERTUNDFÜNF
     
    B eleth hatte seine machtvollste Gestalt angenommen. Gewundene Widderhörner wuchsen ihm aus der Stirn, sein Lächeln entblößte die Fangzähne, sein Körper war nichts als geballte Muskelkraft. Allerdings wirkte er etwas geschrumpft, nur etwa zwei Meter groß, vielleicht, weil er in dem Altar eingeschlossen gewesen war. Ein blutroter Umhang wallte ihm von den Schultern bis zu den Knöcheln. Seine Füße waren nackt, und Blue konnte sehen, dass an jeder Zehe eine scheußliche Kralle saß. Seine Augen bohrten sich in ihre.
    Er schüttelte sich, wie um die Trümmerreste des Vulkanblocks loszuwerden. Hinter ihm veränderte sich die messingbeschlagene Wand, die Platten schmolzen, liefen ineinander und rutschten zu Boden. Einen Moment lang überlegte Blue, ob das Pentagramm Beleth wohl von ihr fernhalten würde, aber er schlug seinen Mantel zurück und kam mit großen Schritten auf sie zu.
    Sie trat ihm entgegen und warf sich in seine Arme.
    »Geliebter«, flüsterte sie atemlos und reckte sich nach oben, um ihn zu küssen.

 
EINHUNDERTUNDSECHS
     
    N
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