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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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lassen. Aber auch du musst deine Miete zahlen. Dein Zimmer im Katzenwinkel ist ebenso billig wie verfallen. Aber du bist froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.
    Dein Name: Gideo. Du bist erkältet, obwohl sich Elben eigentlich nicht erkälten können. Du fragst dich, ob der ewige Schlaf die Antwort auf deinen inneren Schmerz sein könnte.
    Foggats Pfuhl: Verfall und Nebel. Und Lautlosigkeit, in der du nicht existierst.
    Kleine Tode, die zu großen Schrecken heranwachsen.
    Die Realität duldet nicht, dass du starr und untätig bist, auch nicht im Angesicht großer Gefahr. Du weißt, dass du nachts raus musst. Du weißt, dass der erbärmliche Zipfel, an dem dein Leben hängt, nicht durchtrennt werden darf. Du willst sein. Nicht mehr und nicht weniger.
    Gideo schluckt.
    Deine Gefühle sind dein wertvollster und einziger Besitz. Aber du versuchst, sie zu unterdrücken. Um weitermachen zu können. Jede Nacht das Gleiche, obwohl die Zeitungen davon berichten, dass der nächste Mord im Pfuhl nur eine Frage der Zeit ist, wenn nicht bald etwas unternommen wird.
    Er erforscht die fremden Gefühle, unbekannte Aufwallungen in seinem Innern.
    Angst. Das ganze Viertel atmet Angst!
    Angst ist ein Reisender, der gerne an einem Ort verweilt. Sagte zumindest ein altes Sprichwort.
    Er kennt die Opfer: Leandro. Domino. Fokkio. Athanasio. Waiko. Sie sind tot. Wahllos herausgepickt von dem, den sie »Elbenschlächter« nennen.
    Ganz ruhig, denkt der Elb.
    Warum solltest ausgerechnet du der Nächste sein? Vielleicht hat der Mörder mittlerweile genug? Vielleicht verschwindet er genau so, wie er auf getaucht ist, und die schmutzige Realität kann endlich wieder Einzug in die Schattennacht halten.
    Sie hatten versucht, sich gegenseitig zu schützen. Es hatte nicht funktioniert. Die Kunden waren ausgeblieben. Und von der Königin konnte man so etwas wie Schutz natürlich auch nicht erwarten. Wen interessierten schon schäbige Elbenjünglinge? Keine zusätzlichen Patrouillen, die im Pfuhl Wache schoben. Aber wahrscheinlich hätten sie ohnehin nichts genützt. Die Präsenz der Ordnungsmacht vertreibt die Zahlungskräftigen, das ist alles.
    Er weiß, dass er in dieser Nacht ganz genau hinschauen muss. Er ist nicht im Pfuhl, um den Zipfel zu pflegen, an dem sein Leben hängt. Er ist hier, um zu beobachten.
    Aber warum?
    Er heißt Gideo.
    Oder?
    Wer, bei Batardos, ist er?
    Er ist ein Geschöpf das bis zum Hals angefüllt ist mit Furcht vor dem, was die Nacht ausspucken könnte.
    Ein zischendes Geräusch in der Lautlosigkeit. Wie ein riesiges Ungetüm erscheint ein Vulwoog aus dem Nebel. Er schiebt sich langsam vorwärts, ein brutales, mächtiges Tier aus Stahl. Wenige Schritte vor Gideo hält er an.
    Gideo schluckt die aufsteigende Panik runter. Ein Kunde, nichts weiter. Er muss sich endlich am Riemen reißen!
    Die Tür der Fahrerkabine öffnet sich. Jemand springt heraus -ein Mann mit einer Schiebermütze auf dem Kopf. Sein Gesicht ist rund, verschwitzt, bloss. Seine Augen sehen aus wie die eines Fisches, vorstehend, riesig. Der Kerl lächelt.
    »Einen schönen guten Abend.«
    Gideo nimmt den Geruch von Alkohol wahr. Kann es sein, dass der Fahrer betrunken ist?
    Sein Blick wandert zur hinteren Kabine des Gefährts. Zwei Schwerter vor einem Herzen sind auf der Tür abgebildet, eine Art Wappen. Ein Mietvulwoog, einer von den teuren. Die sieht man im Pfuhl selten. Also ein zahlungskräftiger Kunde.
    Kann es sein, dass ihm in dieser Nacht doch noch das Glück hold ist? Je reicher die Kunden sind, desto mehr Kaunaps investieren sie in die Erfüllung ihrer fragwürdigen Wünsche, in das Schweigen der Lustknaben.
    Die Tür öffnet sich. Eine große Gestalt, umwallt von einem Cape, tritt auf Gideo zu.
    »Eine wunderbare Nacht, nicht wahr?« Eine neue Stimme, samtig weich, dabei bestimmt und selbstsicher. Autoritär. »Eine Nacht für etwas Großes!«
    Du fragst dich, was, hei Batardos, damit gemeint sein könnte, aber ehe du deinen Mund öffnen kannst, prallt etwas gegen deine Brust, so heftig, dass dir die Luft aus den Lungen gepresst wird. Du gehst in die Knie, und alles um dich herum versinkt in Schwärze, noch ehe sich der wahnsinnige Schmerz richtig ausbreiten kann.
    Dein Name lautet Gideo – das ist das Letzte, woran du denkst. Dein Name lautet Gideo, und du weißt, ja, du weißt, obwohl du es zu verdrängen versuchst, dass die Schmerzen, die vor dir liegen, das Schrecklichste sein werden, was du jemals erlebt hast.
    Bei
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