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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron
Autoren: Simon R. Green
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noch eine der Rettungskapseln erreichen, bevor die
beiden Schiffe kollidierten. Und wenn sie wirklich viel Glück
hatte, dann würde die Rettungskapsel sogar funktionieren.
Der Korridor schwankte hin und her, als Hazel sich zwang
zu laufen. Adrenalin überschwemmte ihren Körper und gab
ihren Beinen genügend Kraft, aber sie wußte, daß dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Solider Stahl kreischte und
ächzte ringsum, als das Schiff allmählich begann auseinanderzubrechen. Markee mußte die meiste verbliebene Energie
in die Schutzschilde umleiten, doch ein Teil der kinetischen
Energie des feindlichen Feuers kam trotzdem durch. Die Lichter gingen nacheinander aus. Hazel versuchte, über ihr
Komm-Implantat mit Hannah in Kontakt zu treten, aber die
KI redete noch immer Unsinn und murmelte mit gereizter
Stimme vor sich hin.
Hazel umrundete eine Biegung und hielt stolpernd an.
Eine der Schottenwände war durch eine Explosion eingedrückt worden und blockierte den Weg. Splitter von verdrehtem Metall ragten in alle Richtungen, einige noch immer rotglühend von der Hitze der erst vor einigen Augenblicken erfolgten Detonation. Hazel nutzte die Verzögerung, um Atem
zu schöpfen, und bemühte sich, die Situation so ruhig anzugehen wie nur möglich. Vielleicht war es ein gutes Gefühl,
wenn sie in Panik ausbrach und vor Wut laut schrie, aber es
würde sie kein Stück voranbringen. Der erste wirkliche
Schmerz der Verbrennungen erreichte ihr Gehirn, aber sie
zwang die Wahrnehmung auf eine Ebene ihres Bewußtseins
hinab, wo sie auszuhalten war. Sie packte eine ungemütlich
heiße, vorstehende Niete und versuchte, die stählerne Masse
zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Hazel biß sich auf die Unterlippe und verzog das Gesicht. Das war der einzige Weg zu
den Rettungskapseln. Sie mußte einfach hier durch, Ihre Hand
fiel auf die Waffe an der Hüfte. Es war ziemlich gefährlich,
einen Disruptor in einem geschlossenen Raum zu benutzen,
aber immer noch besser, als hier eingesperrt zu sein, wenn die
beiden Schiffe kollidierten. Hazel zog den Disruptor, stellte
den Fokus auf größtmögliche Streuung und feuerte, bevor sie
Zeit hatte, über die Konsequenzen nachzudenken. Der wütende Energiestrahl fraß ein sauberes Loch durch das stählerne
Hindernis und schuf einen Tunnel, der sich so weit durch das
Metall erstreckte, wie Hazels Sicht richte. Der Tunnel war
nicht besonders breit, höchstens einen Meter im Durchmesser,
aber es mußte reichen. Hazel hoffte nur, daß sie auf der anderen Seite auch eine Öffnung vorfinden würde.
Die Ränder des Loches schimmerten in roter Glut, und Hazel war klar, daß sie die Wände nicht berühren durfte. Aber
sie würde auf allen vieren hindurchkriechen müssen, und das
bedeutete Kontakt mit Händen und Knien. Ihre Knie waren
durch die Uniform geschützt, zumindest für eine Weile.
Fehlte noch etwas für die Hände. Hazel steckte die Waffe
zurück ins Halfter und zog das Messer aus dem Stiefel. Dann
schnitt sie einen ihrer Uniformärmel ab, steckte das Messer
wieder weg und zerriß den Ärmel in zwei Fetzen, die sie um
ihre Hände wickelte. Sie wandte sich um und warf einen erneuten Blick auf die noch immer rotglühenden Seitenwände
des Durchgangs. Es würde ziemlich unangenehm werden.
Hazel schluckte schwer und krabbelte schnell in die Öffnung,
bevor sie der Mut ganz verließ.
Hitze traf sie von allen Seiten. Hazel konnte spüren, wie
sich die Haut auf ihrem Gesicht spannte und zusammenzog.
Schweiß rann aus allen Poren und verdunstete innerhalb von
Sekunden. Sie kroch weiter durch den glühenden Stahltunnel,
und die rote Glut versengte ihre Hände und Knie selbst durch
den schützenden Stoff hindurch. Hazel beeilte sich, doch der
Raum war eng, und sie hatte nicht genügend Platz zum Manövrieren. Immer wieder streifte sie mit dem Rücken an der
Decke entlang, und sie mußte die Zähne gegen den Schmerz
und die Hitze zusammenbeißen. Die Stofflappen an ihren
Händen begannen zu qualmen. Ihre Augen verengten sich in
der feurigen Hitze zu tränenden Schlitzen, und ihre Lungen
fühlten sich bei jedem Atemzug mehr verbrannt an. Das Metall kreischte und stöhnte ringsum, als würde der Tunnel in
jedem Augenblick zusammenbrechen. Hazels Herz schlug bis
zum Hals, und eine blinde, dumpfe Furcht zerrte an ihrer
Selbstbeherrschung, bis sie das Bedürfnis hatte zu schreien.
Aber sie schrie nicht. Schreien würde sie keinen Schritt weiterbringen. Sie zwang
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