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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron
Autoren: Simon R. Green
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Schwejksam versuchte den Gedanken zu verdrängen, aber es funktionierte nicht. Er hatte Besseres zu hin,
als seine Zeit mit der Jagd auf einen armen Bastard zu verschwenden, der wahrscheinlich nicht einmal wußte, daß er in
Ungnade gefallen war. Aber der Mensch denkt, die Imperatorin lenkt. Sie sagte Mach! , und man machte. Jedenfalls wenn
man es vorzog, den Kopf auf den Schultern zu behalten.
Schwejksam blickte erneut auf das winzige Raumschiff auf
dem Hauptschirm und runzelte nachdenklich die Stirn. Wahrscheinlich ein Pirat, der seine dubiosen Geschäfte abwickelte.
Aber was hatte er dann ausgerechnet hier zu suchen, wenn die Sturmwind im System auftauchte? War es möglich, daß der
Pirat den Todtsteltzer zu retten versuchen wollte? Owen Todtsteltzer, Lord von Virimonde , Träger eines stolzen Namens
und Titels, der durch das Wort der Imperatorin zum Tode verurteilt worden war? Sie hatte nicht gesagt warum, und
Schwejksam hatte nicht nach dem Grund gefragt. Man fragte
nicht, man gehorchte. Insgeheim hatte Schwejksam die Akten
durchgesehen, nur für den Fall, daß es etwas gab, was er wissen mußte. Aber wenn es wirklich etwas besonderes an diesem Fall gab, dann hatte er es jedenfalls übersehen. Owen
Todtsteltzer mochte vielleicht einem berühmtem Kriegerclan
entstammen, aber in seinem Fall schien das Blut ziemlich
dünn geworden zu sein. Seine Leute verwalteten Virimonde nicht schlecht, aber der Mann selbst war nicht mehr als ein
Amateurhistoriker. Er schrieb lange, schwerverständliche Bücher über Themen, die niemanden interessierten. Inoffiziell
wurde es nicht gern gesehen, wenn jemand sich mit der Vergangenheit beschäftigte. Die Imperatorin zog es vor, wenn das
Volk die Dinge vergaß, die in der Vergangenheit lagen. Vermutlich war der Todtsteltzer über etwas gestolpert, das besser
im Verborgenen geblieben wäre. Was immer es gewesen sein
mochte, Owen Todtsteltzer würde diesmal keine Gelegenheit
haben, ein Buch darüber zu schreiben. Er war jetzt ein Gesetzloser. Eine Unperson, auf deren Kopf ein Preis ausgesetzt
war. Buchstäblich. Die Imperatorin liebte Beweise für ihre
Morde.
    Schwejksam zuckte die Schultern und lehnte sich in seinem
Kommandostuhl zurück: ein großer, schlanker Mann in den
Vierzigern, mit beginnendem Bauchansatz. Sein Haar zog
sich allmählich immer mehr zurück, doch er versuchte, deswegen nicht zu empfindlich zu sein. Schwejksam saß mit stiller Würde in seinem Kommandantensitz, als würde er genau
hierhin gehören und nirgendwo sonst. Seit er erwachsen geworden war, hatte er der Imperatorin nach besten Kräften gedient, und wenn er sich hin und wieder auf einer Mission befand, die ihm auf den Magen schlug – nun, so war das Imperium eben heutzutage, unter der Regierung Ihrer Imperialen
Majestät Löwenstein XIV. Auch Eiserne Hexe genannt.
Schwejksam unterbrach sich mitten in seinen Gedanken. Man
konnte nie wissen, ob nicht gerade ein Esper lauschte.
Schwejksam konzentrierte sich wieder auf das Piratenschiff
im Orbit. Klein, sehr klein. Gebaut, um schnell zu sein. Kein
Kampfschiff. Keine Gefahr für einen Sternenkreuzer. Aber
der Pirat hätte nicht hier sein dürfen … nicht ausgerechnet
jetzt. Schwejksam blickte seinen Komm-Offizier fragend an.
»Haben wir inzwischen eine Identifikation?« »Noch nicht,
Sir. Ihre KI jammert uns die Ohren voll, aber sie verrät nicht
viel. Sie versucht, uns irgendwelchen Unsinn über ein Ambulanzschiff auf einer humanitären Mission aufzuschwatzen,
aber es ist der falsche Schiffstyp. Und die Identifikationskodes stimmen ebenfalls nicht. Wahrscheinlich wollen sie uns
nur lange genug ablenken, bis sie genügend Energie für einen
Hyperraumsprung gesammelt haben. Sollen wir sie stoppen,
Sir? Oder lassen wir sie entkommen?«
    »Wir stoppen sie«, entschied eine ruhige, kalte Stimme.
Schwejksam nickte Investigator Frost zu, die herankam und
sich neben ihn stellte. Frost war Ende Zwanzig, großgewachsen und geschmeidig muskulös. An ihrer Hüfte baumelte eine
Waffe, und auf ihrem Rücken hing ein Langschwert. Selbst
wenn sie reglos dastand, wirkte sie noch kompetent und extrem gefährlich – wie ein Raubtier in einer Welt voller Beute.
Dunkle Augen glitzerten eiskalt in einem blassen, kontrollierten Gesicht, das von rötlichbraunem, millimeterkurz geschorenem Haar umrahmt wurde. Man konnte sie nicht schön nennen, doch sie besaß eine eigenartige Ausstrahlung, attraktiv
und einschüchternd
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