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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron
Autoren: Simon R. Green
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sogar Erfolg haben. Aber so … die haben derart
empfindliche Sensoren an Bord, daß sie jedes einzelne Organ
und jede Gewebeprobe identifizieren und sogar noch den Herstellernamen auf den Körperbänken lesen können. Ihre Sensoraufzeichnungen würden verdammt genau beweisen, was
wir hier getrieben haben.
Wir können die Ware also nicht abwerfen, und wir können
es uns auch nicht leisten, daß man uns mit ihr erwischt. Das
läßt uns nicht viel Spielraum, oder?« Er grinste kurz. »Ich
schätze, wir könnten die Ware essen … Wie steht’s mit deinem Appetit, Hazel?«
»Nicht mehr so stark wie noch vor einer Sekunde. Genaugenommen sind wir nach deinen Worten in jedem Fall aufgeschmissen. Ich nehme an, Kapitulation kommt nicht in Frage?«
Markees Lächeln kam und ging. »Es gibt genügend Konterbande an Bord, um uns alle aufzuhängen. Langsam.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Das einzige, was sie nicht erwarten. Wir kämpfen. Wer
weiß, vielleicht haben wir Glück?«
»Und wenn nicht?«
»Dann sterben wir wenigstens einen schnellen Tod. Sind die
Kanonen bereit?«
»So bereit, wie sie nur sein können. Sie sind seit Ewigkeiten
nicht mehr überprüft, geschweige denn abgefeuert worden.«
Hazel blickte zu dem gewaltigen Schiff auf den Schirmen vor
ihr. Tränen der Wut und Frustration brannten in ihren Augen,
aber sie gab ihren Gefühlen nicht nach. Ihr Glück hatte sie
eben einmal zu oft im Stich gelassen, das war alles. Sie hämmerte mit der Faust auf die Armlehne ihres Stuhls. »Was zur
Hölle hat das Imperiale Schiff eigentlich hier zu suchen? Wir
haben doch erst vor zwölf Stunden entschieden, nach Virimonde zu gehen! Sie konnten unmöglich von uns wissen.«
Hazel sah nicht, wie Markee mit den Schultern zuckte, aber
sie hörte es in seiner Stimme: »In zwölf Stunden kann eine
ganze Menge passieren. Ganz besonders, wenn man sich
Feinde gemacht hat. Jede Menge Leute könnten herausgefunden haben, wohin wir wollten, und die Information an das
Imperium verkauft haben.«
»Aber warum zur Hölle sollte man einen ganzen verdammen Sternenkreuzer hinter so etwas Unbedeutendem wie unserer Scherbe herschicken?«
»Gute Frage. Ich wünschte, ich wüßte eine ebenso gute
Antwort. Die Friedhofsknaben könnten dahinterstecken. Vielleicht schuldet ihnen jemand einen Gefallen, und sie fordern
ihm jetzt ein, um uns endgültig den Rest zu geben? Es spielt
doch gar keine Rolle. Und jetzt sei endlich still und kümmere
dich um die Kanonen. Hannah erzählt den Imperialen gerade,
daß wir ein Ambulanzschiff auf einer Hilfsmission sind und
eine Epidemie bekämpfen helfen. Sie füttert sie mit jeder
Menge überzeugender Details, aber ich glaube nicht, daß die
Imperialen uns die Geschichte abkaufen. Jedenfalls ganz bestimmt nicht lange genug, damit wir unsere Maschinen für
einen Sprung in den Hyperraum hochfahren können.«
Hazels Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. »Käpten, unsere zwei Kanonen sind nicht mehr als Spucke gegen die
Schilde der Imperialen. Es muß doch eine andere Möglichkeit
geben!«
»Tut mir leid, Hazel. Ich hab’ keine Idee. Du kennst die Regel: Wenn du keinen Spaß verstehst, dann hättest du nicht
mitmachen dürfen.«
Hazel wartete, aber Markee hatte nichts mehr zu sagen.
Schließlich konzentrierte sie sich auf die Feuerkontrollen.
Sowohl die Scherbe als auch der Imperiale Kreuzer besaßen
Schutzschilde, die eine Menge einstecken konnten. Aber sie
benötigten auch eine ganze Menge Energie, und die Schilde
der Scherbe würden lange vor denen des Imperialen Schiffs
zusammenbrechen. Allmählich wurde Hazel bewußt, daß sie
hier draußen in der leeren Weite des Randes sterben würde,
weit weg von ihrer Familie und ohne Ehre. Genau so, wie sie
immer geahnt hatte.
    An Bord des Imperialen Sternenkreuzers Sturmwind saß Kapitän Johan Schwejksam entspannt in seinem Kommandantensitz und überblickte die vollbesetzte Brücke. Jeder Mann auf
seinem Posten, alle Systeme fehlerfrei und in Betrieb, ein leises Murmeln von Geschäftigkeit; genau wie es sein sollte.
Das kleine Schiff auf dem Schirm erschien überraschend bedeutungslos. Zu bedeutungslos, um so viel von der kostbaren
Zeit und Aufmerksamkeit des Kapitäns zu beanspruchen.
Trotzdem. Etwas derart Winziges würde ihm keine wirklichen
Probleme bereiten, und die Prise, die das Kapern einbringen
würde, war ein willkommener Bonus. Zumindest würde bei
der Mission auf diese Weise doch noch etwas Positives herausspringen.
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