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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman
Autoren: Luchterhand
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bekannt. Am liebsten wäre ihnen, wenn die Sklaverei wieder eingeführt würde!
    Seien Sie nicht verbittert, Herr Leidl, passen Sie auf, ich habe einen guten Draht zu meinem Saleschef, ich frage noch einmal nach, ob wir nicht am Preis was machen können. (Was erzählst du da? Worauf hoffst du? Auf Wunder? Warum nicht auf Wunder?)
    Aber Herr Leidl hatte keine Lust mehr. Er hatte einfach keinen Bock mehr auf diese Scheiße, ein Mensch muss seinen Wert kennen!, das war seine Meinung, die Universität könne ihn hiermit mal kreuzweise.

    Er knallte den Hörer auf. Als wäre ich die Universität. Kopp seufzte und nahm den nächsten Beleg zur Hand.
     
    Unterbrechung, Herr Leidl rief wieder an.
    Was ich noch sagen wollte. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich solidarisch verhalten, und das Geschäft nicht mit jemand anderem machen.
    Wovon sprechen Sie, Herr Leidl?
    Übrigens hatte Kopp gar nicht daran gedacht. Aber der Leidl hat recht. Natürlich. Wenn er es nicht machen will, sucht man sich einen anderen Elektriker und macht es mit dem. (Wie geht es Ihnen, Herr Aschenbrenner?)
    Das können Sie nicht machen, sagte Leidl. Es geht hier auch ums Prinzip!
    (Er ist am Durchdrehen, ganz eindeutig. Er hat einen Fehler gemacht und versucht so den Schaden zu begrenzen.)
    Sie müssen schon verzeihen, Herr Leidl, aber wenn der Kunde auf mich zukommt, weil er, sagen wir, so begeistert ist vom Produkt (das ich ihm so schmackhaft gemacht habe), dann können Sie nicht von mir erwarten, dass ich sage, nein, aus Prinzip nicht. Ich fürchte, mein Arbeitgeber bezahlt mich nicht dafür .
    Sie könnten ihm aber sagen: nur mit dem Ingenieurbüro Leidl.
    Das könnte ich tun …
    Ach, was soll’s, schnaufte Leidl ins Telefon, machen Sie, was Sie wollen, Sie kommen sowieso nicht auf 600 000 und wenn, dann können Sie am Ende doch nicht liefern!
    Und knallte ein zweites Mal innerhalb von 5 Minuten den Hörer auf.
    Er ist wahnsinnig geworden. Der arme Herr Leidl. Die Konsistenz verloren, wie Juri sagen würde. Kopp würde kichern. (Lass uns nicht streiten, Schatz.)

    Zu viel der Unterbrechung. In die Küche, noch einen Sprudel holen. Keine Ahnung, wieso ich plötzlich keine Lust mehr auf Cappuccino mit Extrazucker habe. Auch der Hunger kam einfach nicht. Er trank über der Spüle stehend. In der Spüle stand eine halb volle Kaffeetasse. Das brachte Kopp vorübergehend wieder aus dem Gleichgewicht. Wer von euch Schweinen ist nicht in der Lage, den Kaffee wegzukippen und die Tasse in die Spülmaschine zu stellen? Was für eine Frechheit, für so ein großes Projekt läppische 600 000 zu kalkulieren, das ist Beutelschneiderei!, nein, das andere: Ausbeutung! Das ist Missachtung: unseres Knowhows, unserer Hightechmaterialien, unseres Einsatzes! I feel underappreciated! Dieses Wort habe ich von Stephanie gelernt! Stephanie verlässt uns! Es kann sich nicht jeder aus dem Staub machen! Und ich ständig wie ein Depp hinterher! Es stimmt nicht, dass ich Juri recht gebe! Ich gebe ihm nicht recht! Juri ist doch ein Idiot. »Frühestens Sonntag«! Ich bin vielleicht sonst immer zu spät, aber so viel weiß ich. Lass uns nicht streiten, Schatz. Einer muss die Ruhe bewahren. Das war immer meine Rolle und wird es immer sein. Ihr Fels in der Brandung. Alle Leute sind merkwürdig. Im Grunde ist es bewundernswert, dass es uns gelingt, so eine komplexe Gesellschaft am Laufen zu halten. Manchmal fühle ich mich wirklich wie ein … Er stellte sein Glas vorsichtig ab. Die Edelstahlspüle klang hohl nach.
     
    War es durch die Unterbrechungen oder unabhängig davon, einfach, weil die Zeit vorangeschritten war, die Leichtigkeit war aus der Arbeit entwichen, es wurde beschwerlicher. Die Lesbarkeit war in den unteren Schichten deutlich schlechter und auch die Chronologie mehr durcheinander als oben. (Wie kommt das? Die Bewegung innerhalb eines Zettelhaufens. Manche können das bestimmt berechnen. Ich nicht.) Er schaltete
ein Webradio ein. Musik begünstigt die Schaffung von Ordnung. Cotton needs a picking , performed by a male choir. Ich tue das für dich, Flora. Nein, lüg nicht, ich tue das für die Firma. Für mich. Nein, doch für dich. Mir wär’s egal. Der Firma am Ende auch. Gib deine Reisekostenbelege ab oder lass es bleiben. Ich tue es für dich. Wien - Graz- Warschau - Bukarest - Lausanne im Mai. Schon wieder eine Universität. Mr. Picot, Mr. Personnetaz. Letzterer konnte nur Französisch, Ersterer dolmetschte aus dem Englischen. Manchmal sprachen sie
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