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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger
Autoren: Nigel Findley
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Funkgerät, aber Paco lenkt mich mit einem »Scheißwas?« oder einer ähnlich prägnanten Bemerkung ab. Durch seinen unerwarteten Besuch in der Fahrerkabine ist er ohnehin schon benebelt und kriegt nicht mehr viel mit, also lege ich ihn erst mal endgültig auf Eis. Dann mache ich meinen Anruf. Ich vermute, meiner Ausdrucksweise am Funkgerät mangelt es ein wenig an Professionalität, aber - um den schlafenden Paco zu zitieren - Scheiß-was?
    Es dauert eine Weile, aber schließlich dringt die Botschaft zu den richtigen Stellen durch. Die Blaulichter und Sirenen hinter uns drehen ab, und wir sind allein auf den Straßen von Kent.
    Wird, verdammt noch mal, auch Zeit.

2
    Ranger, der Kriegsboss der Cutters, ist nicht zufrieden, aber das ist er selten. Er behauptet von sich, ein Cutter in der dritten Generation zu sein, was ihn zu einer echten Rarität macht, einem Gangmitglied nämlich, dessen Vater und Großvater beide lange genug lebten, um Kinder zu haben. Vielleicht lügt er ja auch, wenn er den Mund aufmacht, und hat nur das richtige Geld auf die richtige Seite der Gleichung gezogen. Er sitzt in seinem ›Büro‹, einem spärlich möblierten Zimmer im Obergeschoß des Unterschlupfs der Cutter in Ravenna auf der Sechsunddreißigsten Avenue Nordost, einen Block vom Golgathafriedhof entfernt. Er hat seine Doc Marten-Treter auf den Tisch gelegt und erfreut Paco und mich mit dem Bösen Blick, den er uns unter seinen buschigen, zusammengewachsenen Augenbrauen zuwirft.
    »Drei Kisten«, mault er. »Drei verdammte Kisten von einem Dutzend, mehr bringt ihr nicht mit. Und ihr habt acht Soldaten verloren, und das Lagerhaus ist aufgeflogen. Gute Arbeit für eine Nacht, Larson.«
    »Sie können nichts von dem Drek im Lagerhaus zu uns zurückverfolgen«, stelle ich mit einiger Berechtigung fest. Die Cutters haben wie alle Gangs der ersten Garnitur schon vor langer Zeit die Wunder von Fassaden, Strohmännern und Dachgesellschaften kennen-und schätzengelernt.
    »Scheiß auf das Zurückverfolgen«, faucht er. Er haut mit der Faust auf den Tisch, und das halbe Kilo Armbänder und Armreifen scheppert wie ein Haufen Altmetall. »Der Star wird mißtrauisch sein und den Laden überwachen, richtig?« Ich nicke. Er hat recht, genau das wird der Star tun. »Also hast du Drekhead unser Lagerhaus hochgehen lassen«, endet er.
    Manchmal scheint die Tech in meinem Kopf zu wissen, daß ich durchdrehe, bevor ich es tatsächlich tue. Dies ist eine dieser Situationen. Ich spüre die Verdrahtung, spüre, wie das Interface nach den Schaltkreisen meiner H&K tastet (die natürlich ganz woanders ist). Und mir wird klar, daß die Drähte Ranger liebend gern umlegen würden, und das gilt auch für mich.
    Aber ich schlucke die jähe Wut herunter. Aus dem Augenwinkel sehe ich Paco nervös von einem Fuß auf den anderen treten. Er ist nicht durchgedreht, er ist verlegen oder verängstigt, und das scheint meiner Wut neue Nahrung zu verleihen.
    Irgendwie gelingt es mir jedoch, sie unter Kontrolle zu halten. »Was sollten wir denn machen?« frage ich so cool wie möglich. »Wir sind nicht beschattet worden. Wir haben die Beobachter aufgestellt, und Katrina hat sich in das Überwachungssystem eingestöpselt. Nichts deutete auf Ärger hin.« Ich zucke die Achseln. »Und dann haben wir's plötzlich mit zwei von Lone Stars Taktischen Einsatzkommandos zu tun. Wir acht gegen ... wie viele?... zwanzig von denen?« Laut Lone Stars Einsatzplänen sogar vierundzwanzig, aber es wäre nicht sehr klug, mit meinem Wissen zu protzen. »Sie haben Körperpanzer und schwere Waffen, und wir haben verdammte Erbsenpistolen.« Meine Wut steigt wieder, also schlucke ich sie noch mal herunter. »Wie ich es sehe, hatten wir verdammtes Glück, daß wir überhaupt da rausgekommen sind, und dann sogar noch mit drei Kisten und dem Bulldog.«
    Ranger sieht weg. Er weiß, ich habe recht, aber er muß jemandem die Schuld geben. Wenn meine Truppe und ich es nicht verpfuscht haben, dann wird es so aussehen, als sei es sein Fehler gewesen, weil er nicht genug Leute geschickt oder keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat. Er weiß, ich werde nicht klein beigeben und mich zum Sündenbock machen lassen, und dafür haßt er mich. Tja, ein Jammer und echt zum heulen. »Kannst du mir vielleicht auch sagen, wie, zum Teufel, wir jetzt die Waffenbestellung erledigen sollen?« nörgelt er.
    »Wir erledigen sie eben nicht«, antworte ich schlicht. »Sag den...« - fast sage ich
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