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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger
Autoren: Nigel Findley
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Sturmschrotflinte. Falls es ein Doppelkommando ist, laufen dort draußen zwei dieser Schönheiten herum.
    Zeit zu verschwinden. Sofort. Der Schuß mit der Schrotflinte kam von der rechten Seite des Lasters, der Beifahrerseite. Also tauche ich an der Fahrerseite unter dem Wagen auf. Von oben regnet es Kugeln, die den Boden vor mir aufwühlen. Es ist wirklich erstaunlich schwierig, ein tiefergelegenes Ziel zu treffen. Ich erwidere das Feuer in die ungefähre Richtung der Mündungsblitze. Kaum Chancen, tatsächlich etwas zu treffen, was mich nicht weiter stört, aber es gibt nichts Schlimmeres für die Konzentration eines Schützen als eine Kugel, die an seinem Ohr vorbeipfeift. Als es Ka-trina erwischt hat, ist sie gegen die Fahrertür gefallen und hat sie zugeschlagen. Die Tür zum Laderaum steht aber noch offen - wobei eine Kiste mit Sturmgewehren direkt auf der Kante steht -, also hechte ich auf diesem Weg in den Bulldog.
    Die Schrotflinte hat ein Loch in die rechte Seite des Lasters geblasen, durch das ich meinen Kopf stecken könnte, und einzelne Schrotkörner haben fingerdicke Löcher in die andere Seite gestanzt. Ein Hagel von MP-Geschossen prallt von der Karosserie ab, während ich über drei Kisten nutzloser Artillerie in die Fahrerkabine springe. Eine weitere Salve überzieht die Windschutzscheibe mit einem Netz aus Sprüngen und läßt sie milchig werden, da ich Katrinas Glasfaserkabel aus den Kontrollen reiße und damit die konventionellen Be-dienelemente betriebsbereit mache.
    »Springt auf!« schreie ich, indem ich den Anlasser betätige und hoffe, daß die Jungs mich über den Lärm des Gewehrfeuers hinweg noch hören können.
    Der Motor springt sofort an, den Göttern sei Dank. Jetzt wäre auch nicht der richtige Zeitpunkt, um den Automobilclub anzurufen. Ich stelle den Schalthebel des automatischen Getriebes auf Fahrt, während ich mit dem linken Fuß auf die Bremse latsche und mit dem rechten das Gaspedal durchtrete. Die Hardware beschwert sich, und das gewaltige Drehmoment des turboaufgeladenen Motors reißt den Laster ein paar Grad nach links. Weitere Kugeln prallen von der Panzerung ab. Ich ducke mich hinter das Lenkrad und knipse eine Reihe von Schaltern für die Scheinwerfer an. Massenhaft große Scheinwerfer, die quer über den Bulldog verteilt sind. Gott weiß, wie viele Millionen Kerzenstärken oder Lumenmeter oder wie das Maß für Leuchtkraft auch heißen mag; jedenfalls genug, um ein Gelände von der Größe eines Fußballfelds taghell zu erleuchten. Jeder, der auch nur in die ungefähre Richtung des Lasters schaut, muß innerhalb dieses ansonsten trübe erhellten Lagerhauskomplexes augenblicklich geblendet sein. Nageln Sie mich jetzt nicht darauf fest, aber ich glaube, die Beleuchtung haut genug Photonen raus, um selbst die Blitzkompensatoren in den besten Cyberaugen zu überlasten.
    Überall in der Umgebung des Lagerhauses eröffnen jetzt Waffen das Feuer, ein ununterbrochener, reflexhafter Feuerstoß, aber keine einzige Kugel streift den Laster auch nur. Der Versuch, in die Scheinwerfer zu schießen, muß eine wahre Tortur sein, aber ich würde sagen, die Mühe scheint keinen Furz wert zu sein.
    Ich kann riechen, wie etwas zu schmoren beginnt - es ist keine so gute Idee, sehr lange mit durchdrehenden Rädern auf der Stelle zu stehen, auch wenn der Motor nicht turbogeladen ist -, aber ich muß den Jungs noch ein paar Sekunden Zeit geben. Zwar tränen mir von den blendenden Reflexionen der verdammten Scheinwerfer des Bulldog die Augen, aber ich kann trotzdem Bewegung inmitten der Frachtkisten ausmachen. In einem der Außenspiegel sehe ich, wie der kleine Piers aufspringt und zum Laster rennt. Dann knallt es dreimal hintereinander, und er geht eigentlich nicht zu Boden, sondern wird förmlich in Stücke gerissen, als ihn eine dreischüssige Salve aus der Schrotflinte trifft.
    En und Paco sind ebenfalls unterwegs. Lucas sehe ich überhaupt nicht, und mir bleibt gewiß nicht die Zeit, einen Suchtrupp nach ihm auszuschicken. Paco hat den Kopf eingezogen und rennt auf die offene Tür des Bulldog zu, was das Zeug hält. Das Scheinwerferlicht muß ihn blenden, aber ich kann nichts dagegen tun. Kugelsalven beharken den Betonboden in seiner näheren und weiteren Umgebung, aber ich glaube nicht, daß auch nur eine einzige Kugel trifft.
    En hat auch schon die halbe Strecke zum Laster zurückgelegt, aber die Drogen in seinem Körper scheinen noch nie etwas vom Selbsterhaltungstrieb gehört zu haben.
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