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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger
Autoren: Nigel Findley
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Cutters zu behelligen, aber wir liegen ständig mit einigen der Seoulpa-Ringe im Clinch. Die Cutters sind zäher als die anderen hiesigen Gangs - vielleicht mit Ausnahme der Ancients -, was manche abschreckt, bei anderen jedoch hin und wieder das Bedürfnis weckt, sich den fettesten Brocken in der Gegend vorzunehmen. Also stehen etwa ein Dutzend interessierte Parteien zur Auswahl.
    Mehr Gewehrfeuer auf der Rückseite des Lagerhauses, und die anderen Jungs des Schwitz- und Stöhnkommandos suchen sich plötzlich eine neue Deckung. Ich halte mich damit gar nicht erst auf: Der Bulldog gibt mir aus einigen Richtungen Deckung, und wenn es hart auf hart geht, kann ich mich immer noch darunter oder darin verstecken.
    Ein weiterer Feuerstoß, wieder aus einer anderen Richtung und von einem Schrei begleitet. Es hat jemanden erwischt, und der Richtung des Schreis nach zu urteilen, nehme ich an, es ist einer unserer Beobachter.
    Fast so heftig fluchend wie Fraser, ziehe ich meine MP. Das federleichte Ansprechen der Verdrahtung in meinem Hirn verrät mir, daß die Elektronik meiner im Nacken eingesetzten Talentsoft Informationen entnimmt. Meine Handflächen kribbeln, und einige normalerweise unbenutzte Bereiche meines Hirns werden aktiv, als sich die Schaltkreise der MP mit der Tech in meinem Schädel kurzschließen. Anstatt nur eine Kanone in der Hand zu halten, habe ich jetzt das Gefühl, als sei die Waffe ein lebendiger Bestandteil meiner selbst. Als wäre mein Arm endlich wieder vollständig oder so. Daten überfluten meinen Verstand, als die Smartgun-Verbindung und meine Talentsoft mit ihrem digitalen Händeschütteln anfangen. Heckler & Koch 227-S, Schockpolster aktiv, Wirkung des Schalldämpfers bei nominell einhundert Prozent - als spielte das eine Rolle -, achtundzwanzig Schuß im Magazin, einer im Lauf.
    Und genau da liegt das Problem. Ich habe ein Reservemagazin, und das war's. Das gleiche gilt für Fraser und die anderen Jungens: Alles in allem verfügen wir vielleicht über hundertfünfzig Schuß. Drek, es war auch nicht vorgesehen, daß wir in einen Kampf verwickelt werden. Dafür sind schließlich die Messerklauen draußen da. Im Grunde sind wir für die ein oder zwei Tücken, mit denen wir unserer Ansicht nach rechnen mußten, sogar überreichlich bewaffnet. Nun, das hat sich jetzt geändert, und zwar gründlich. Noch einmal das Stakkato-Hämmem einer Salve, und wieder ein Schrei - der diesmal noch eine Weile anhält, bevor er schließlich abrupt abbricht. Klingt ganz so, als würden unsere harten Burschen Dresche beziehen. Ich sehe mich nach meinem ›Kommando‹ um, denn genau das ist plötzlich aus diesen traurigen Gestalten geworden. Alle lauern sie geduckt in der Dunkelheit, die Waffen gezogen, während die roten Punkte der Ziellaser überallhin huschen, sogar über sie selbst. Es wird immer besser.
    He, Augenblick mal, sagen Sie jetzt vielleicht. Was ist mit all diesen qualitativ so hochwertigen tschechischen Sturmgewehren? Tja, vielleicht stimmt es ja, daß jedem von uns drei oder vier dieser Dinger zur Verfügung stehen, aber die dazugehörige Munition haben wir nicht. Die Muni, die die andere Hälfte der Sendung für die Sioux ausmachen sollte, ist woanders gelagert. (Und fragen Sie mich nicht, warum. Vermutlich handelt es sich um eine völlig überzogene Ausweitimg des Prinzips ›Si-cherheit durch getrennte Lagerung‹.) Sofern wir diese Knarren nicht als Keulen benutzen wollen, sind all diese Kisten mit Sturmgewehren ein Haufen Drek für uns.
    Rechts von mir jagt Piers einen langen Feuerstoß in die Schatten unter dem Dach am anderen Ende des Lagerhauses. Die Kugeln schlagen Funken und prallen von all dem Metall dort oben ab, und einen Augenblick lang glaube ich, er hat Gespenster gesehen. Doch plötzlich hören wir einen Aufschrei, und dann fällt eine dunkle Gestalt von dem Laufsteg dort oben und kracht in einen Kistenstapel darunter. Lucas - der wie üblich ein paar Augenblicke zu spät reagiert - mäht den Fleck nieder, an dem sich die Gestalt schon längst nicht mehr befindet.
    Also versuchen sie, aufs Dach zu kommen, wer ›sie‹ auch sein mögen. Als ich die ersten Schüsse hörte, dachte ich noch, es sei eine andere Gang. Als Katrina zu Boden ging, änderte sich meine Einschätzung, und ich ging von einer wirklich erstklassigen Gang aus, möglicherweise den Ancients oder einer Truppe der Seoulpa. Jetzt bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Wer sie auch sind, ihre Taktik ist gut, und sie
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