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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman
Autoren: Heyne
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verdeckte Existenz noch funktionierte, wollte sie kein Risiko eingehen. Sie musste unbedingt wieder Verbindung mit Echelon aufnehmen. Die Kollegen würden sicher wissen, wo sie gelandet war und darauf warten, dass sie ihre Position wieder einnahm …
    »He!«, rief Celia aus. »Was ist das denn?«
    Alle Augen richteten sich auf den Bildschirm, wo eine makellos gekleidete Eurasierin mit einer perfekt klingenden BBC-Stimme sich bemühte, Haltung zu bewahren: »… ist verschwunden. Die Kommunikationskanäle sind offenbar noch vorhanden und funktionstüchtig, aber niemand antwortet. Alle dorthin gestarteten Flugzeuge kehren zu ihrem Ausgangspunkt zurück, sie fliegen Ausweichflughäfen in Halifax oder Quebec in Kanada an oder Flughäfen auf den karibischen Inseln, die bislang noch nicht betroffen sind.«
    Die Frauen im Zimmer redeten jetzt durcheinander, was Caitlin gar nicht gefiel. Auf dem Bildschirm versuchte die fassungslose BBC-Sprecherin zu erklären, dass ein »Ereignishorizont« sich über Mexico City bis in den Golf erstrecke, den größten Teil von Kuba verschlungen habe und praktisch die gesamte Fläche der Vereinigten Staaten bedecke, außerdem einen großen Bereich im südöstlichen Kanada mit Montreal. Caitlin verstand nicht, was mit »Ereignishorizont« gemeint war, aber es klang nicht gut. In ihrem
Kopf fing es an zu pochen, während sie zusah, wie die Moderatorin den Rest ihres Textes zu Ende stammelte.
    »… von einer kanadischen Militärbasis sind nicht zurückgekehrt. US-Flugzeuge von der Marinebasis in Guantánamo Bay an der Südspitze Kubas haben siebzig Kilometer nördlich der Basis den Kontakt verloren. Reuters berichtet, dass Versuche der Streitkräfte in Guantánamo, mit der Regierung in Havanna Kontakt aufzunehmen, fehlgeschlagen sind.«
    Caitlin merkte, dass die Hintergrundgeräusche des Hospitals in den letzten Minuten verstummt waren. Sie hörte ein metallisches Scheppern, als ein Tablett zu Boden fiel. Sie wusste einiges über dieses Krankenhaus. Hier waren ungefähr dreitausend Patienten untergebracht, und in diesem Augenblick waren sie alle still. Die einzigen menschlichen Stimmen kamen aus den Fernsehgeräten, die in jedem Zimmer hingen, ein Durcheinander aus englischen und französischen Stimmen, die alle den gleichen knappen und eindringlichen Ton anschlugen.
    »Premierminister Tony Blair hat in einer Stellungnahme zu Ruhe und Besonnenheit aufgerufen und alle britischen Ressourcen zur Bewältigung der Krise zur Verfügung gestellt. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums hat bekräftigt, dass sich die britischen Truppen in Alarmbereitschaft befinden, auch wenn das NATO-Hauptquartier in Brüssel noch keine entsprechenden Befehle herausgegeben hat. Der Premierminister hat Forderungen der Liberaldemokraten zurückgewiesen, den sofortigen Rückzug der im Nahen Osten stationierten britischen Truppen anzuordnen, die gegen das Regime von Saddam Hussein in Marsch gesetzt werden sollten.«
    »Sehr vernünftig«, sagte Tante Celia mehr zu sich selbst.
    Die Sprecherin wollte fortfahren, hielt aber inne und legte eine Hand ans Ohr. Offenbar bekam sie gerade neue Infos aus der Redaktion.

    »Gut, danke«, sagte sie, bevor sie weitersprach: »Wir haben soeben diese Bilder von einem kommerziellen Satelliten erhalten, der die Ostküste der Vereinigten Staaten überflogen hat.«
    Auf dem Bildschirm waren nun Schwarz-Weiß-Aufnahmen von New York zu sehen. Die Fotos waren nicht so scharf wie die von militärischen Aufklärungssatelliten, an deren Bilder Caitlin gewöhnt war, aber sie waren gut genug, um kleinere Gebäude und einzelne Fahrzeuge ausmachen zu können.
    »Dieses Bild zeigt das Zentrum von New York vor dreiundzwanzig Minuten«, erklärte die Moderatorin. »Unsere Techniker haben es bearbeitet, um die Schärfe zu optimieren.«
    Caitlin erkannte den Times Square von oben. Sie schätzte die virtuelle Höhe auf ungefähr zweitausend Meter. Das Bild veränderte sich, zoomte viel näher heran, vielleicht auf fünf- oder sechshundert Meter. Die Techniker der BBC waren ziemlich gut. Es war ein erstaunlich klares Bild, aber vor allem war es absolut verstörend. Der leise Fluch, den sie von sich gab, wurde übertönt von den Schreckensschreien der anderen Frauen. Der ganze Platz schien zu brennen, Hunderte von Autos waren ineinandergerast, Rauch und Flammen schlugen aus einigen Gebäuden. Busse und Taxis standen verkeilt auf den Bürgersteigen, manche waren in die Schaufenster der Geschäfte
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