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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman
Autoren: Heyne
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stellte die letzten Lebensmitteltüten in den Kofferraum.
    Jetzt, nachdem sie den Einkaufswagen geleert hatte, wagte sie es nicht, ihn zurückzubringen, weil sie Suzie nicht allein im Auto lassen wollte. Einen Moment lang verfluchte sie Kipper, der sich ausgerechnet diese Woche ausgesucht hatte, um in den Bergen zu verschwinden.
    Aber dann hielt sie inne, als sie merkte, dass ihr Herz bei dem Gedanken, er könnte für immer fort sein, eine Sekunde lang aussetzte.
    Verschwunden?
    Nein, er war nicht weg. Es ging ihm gut. Er hatte seinen Wanderplan hinterlassen, bei ihr und bei den Park Rangers, und als sie dort angerufen hatte, wurde ihr versichert, er könne niemals so weit gekommen sein, dass er in den Bereich dieses … dieses sonderbaren Effekts geraten war. Er war auf der anderen Seite des Gebirges. Sie meinten, ihm würde es garantiert gutgehen. Und Barney hatte das Gleiche gesagt.
    Trotzdem begann sie zu zittern. Ihr ganzer Körper erbebte, und sie hatte das Gefühl, als könnten ihr jeden Moment die Beine einknicken. Sie biss sich in die Knöchel ihrer Faust, bis sie Blut schmeckte, und versuchte auf diese Weise das Gefühl totaler Verlorenheit zu bekämpfen, das sie erfasst hatte. Der Schmerz, den sie spürte, war ganz real, etwas, auf das man sich konzentrieren konnte. Und als ihr das gelang, war sie peinlich berührt, weil sie sich so sehr hatte gehenlassen. Sie hob die zerbrochenen Teile ihres Mobiltelefons auf und warf sie auf den Beifahrersitz,
bevor sie um den Wagen herumging, um auf der Fahrerseite einzusteigen. Sie würde gegen den Einkaufswagen prallen, wenn sie rückwärts aus der Parklücke fuhr, aber das war ihr jetzt egal. Das Wichtigste war, Suzie aus diesem Wahnsinn rauszubringen.
    »Was ist mit Daddy? Geht es ihm gut?«, fragte ihre Tochter, nachdem Barbara die Tür geschlossen hatte. Hier im Wagen waren sie dem Chaos und dem Wahnsinn ein kleines Stück weit entronnen, aber ganz offensichtlich hatte Suzie inzwischen gemerkt, wie verstört ihre Mutter war.
    »Es geht ihm gut, Liebling«, sagte sie so ruhig wie möglich. »Seine Kollegen rufen ihn an und schicken ihm einen Hubschrauber, damit er nach Hause kommen kann. Er wird bald zurück sein. Mach dir keine Sorgen.«
    »Aber was ist, wenn er aufgefressen wird, Mammi? Im Supermarkt habe ich gehört, wie ein Mann gesagt hat, alle seien aufgefressen. Alle Menschen.«
    »Daddy geht es gut«, wiederholte Barbara, bemüht, die Fassung zu wahren, obwohl in ihrem Kopf der ganze Irrsinn, den sie dort draußen erlebt hatte, widerhallte. »Niemand ist aufgefressen worden. Das ist alles nur dummes Gerede. Schnall dich jetzt bitte an. Wir fahren los.«
    Suzie zog an ihrem Sicherheitsgurt, um zu zeigen, dass sie ihn bereits festgemacht hatte, und Barbara entschuldigte sich dafür, dass sie es nicht bemerkt hatte. Sie drehte den Zündschlüssel um, und der Wagen sprang problemlos an. Dann fuhr sie langsam, aber unbeirrbar aus ihrer Parklücke heraus, wobei sie den Einkaufswagen mit der hinteren Stoßstange beiseiteschob. Das gab ein paar Kratzer mehr, aber darauf kam es nun auch nicht mehr an. Der Blick durch den Rückspiegel zeigte ihr ein einziges Durcheinander von Menschen und Fahrzeugen. Barbara biss die Zähne zusammen und fuhr weiter, sogar dann noch, als sie gegen andere Kunden stieß, die den Weg nicht freigeben wollten. Einige klopften gegen die Fenster, einer
schlug mit der Faust auf das Dach, dass es laut dröhnte und Suzie vor Angst zusammenzuckte. Aber Barbara Kipper hielt nicht an, in der Gewissheit, dass sie dann nie mehr hier weiterkäme. Unbeirrt fuhr sie im Schritttempo voran. Wieder einmal beglückwünschte sie sich, dass sie ein kleines Auto fuhr. Mit einem Geländewagen oder einer Limousine würde sie ziemlich schnell eingekeilt werden, so aber gelang es ihr, ganz allmählich durch die wabernde Menschenmasse zu kommen, bis sie die kleine Hecke erreichte, die das Parkgelände begrenzte. Sie gab Gas und lenkte den Honda direkt hinein. Der Wagen schob sich widerwillig zwischen den kratzenden Ästen hindurch, die zweifellos neue Spuren auf der Lackschicht hinterließen. Als die Räder über den Randstein holperten, verlor sie beinahe die Kontrolle über das Lenkrad, aber dann konnte sie endlich Gas geben und auf die Harvard Avenue einbiegen. Mit einem grässlichen metallischen Schaben landeten sie auf der Straße und waren endlich frei.
    Als sie in dem dichten Verkehr davonfuhren, war Barbara sich ziemlich sicher, hinter sich Schüsse zu
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