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Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Der Durchblicker: Novelle (German Edition)

Titel: Der Durchblicker: Novelle (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Dinge …
    O Mann, du Fickfresse du.
    Scheiße … Ich dachte, mir käm alles wieder hoch, dieses Curry. Ich weiß nicht, ob ich’s ausspucken, runterschlucken oder kauen soll, dann hat Simmy den Eröffnungsstoß gemacht, blickt in mein gerötetes, verschwitztes, unbehagliches Gesicht und erläutert das Prinzip der:
    – Impulserhaltung. Impulserhaltung ist alles, mein Freund. Du musst auf dieser Welle reiten, die Strömung ausnutzen, dich davon mitziehen lassen, soweit es geht. Wenn du erst einen Lauf hast, gibt’s kein Halten mehr.
    Simmy hat zu Haus mit Cliff geredet. Cliff liest den Independent. Die benutzen solche Worte, im Sportteil meistens.
    Ich schicke ne Kugel schnurgerade den Tisch runter in die hintere linke Tasche. Guter Stoß. Das dicke Ende von Simmys Queue pocht anerkennend auf den Linoleumboden.– Nich schlecht, Alter, meint Simmy.
    – Eigendynamik, leck mich am Arsch; das is das Speed, das wir uns schon seit Tagen reinziehen, und ich seh’s schon, wenn ich mich da ausklinke, wenn ich genug hab und das Sandmännchen kommt, dann penn ich n paar Tage, nee, sagen wir Wochen, nee, Monate, Scheißmonate.
    Simmy:– Eins sag ich dir aber, Alter, nächste Woche geht’s Richtung Westen, wir zwei beide. Direkt in den 207er-Bus und die Uxbridge Road rauf. Kein Zwischenstopp in Ealing Broadway, kein Rumtrödeln in Shepherd’s Bush. Ins West End. Clubs und Weiber. Keine halben Sachen. Ohne Gnade.
    Er fängt an, »Derry’s Walls« zu pfeifen.
    Die Fotze hat mich rausgebracht, und ich vergeige nen einfachen Stoß in die Seitentasche. Hab mich zu sehr drauf konzentriert, Position auf die Gelbe zu kriegen.
    Er ist doch der Arsch, an dem unsere Trips ins West End immer scheitern, er ist doch der, wegen dem wir total zugedröhnt in Ealing oder Bush versacken. Bei ihm ist das egal: Er ist n fetter, hässlicher, ungewaschener, fanatisch protestantischer Glasgower Hunnenarsch mit nem mickrigen Schimmelschwanz und nem von dilettantischen Tattoos, Narbengewebe und geplatzten Äderchen entstellten Gesicht, er hat, wie’s anscheinend viele Hunnen haben, krauses Haar, das aussieht wie ein Schamhaar-Transplantat, und außerdem nen fetten Arsch, den er auch noch ziemlich offen hat. All das zusammen lässt seine Chancen, mal ne Frau kennenzulernen, die nicht aussieht, als könnte sie Tomatendurch den Tennisschläger essen, gegen null tendieren. Ist der vielleicht n Kotzbrocken. Das Problem ist bloß, dass die Fotze meinem Vorhaben, was Annehmbares aufzureißen, schwer im Weg steht, und die Wohnung hat er so eingesaut, wie er selber ist, Fish-&-Chips-Tüten und Kartons vom Chinesen überall, überall türmen sich die dreckigen Teller, und was sein Zimmer angeht, da müsste man schon Rentokil holen, um sein Muffbett zu machen. Und dann noch diese Fotze Cliff mit seinen Fuck-Socken, die im Flur vor seinem Zimmer rumfliegen und die ganze Wohnung verpesten. Sogar die Mädchen von der anderen Straßenseite, die wir kennengelernt haben, Nazneem, Paula und Angela, kommen nie mehr auf ne Tüte rüber, wie könnte ich also irgendjemand mit da raufnehmen? Ich war es, der sich mit ihnen angefreundet hat und so, bin einfach mit meinem unsterblichen Anmach-Spruch zu ihnen hin:– Ich hab am selben Tag Geburtstag wie Ian Curtis, Linda Ronstadt und Trevor Horn, kennt ihr Trevor Horn? »Video Killed The Radio Star«? »Living In The Plastic Age«? Großer Pop-Produzent in den Achtzigern war das. Mit so nem Spruch muss man doch einfach landen. Ich konnte aber nicht landen, und das hab ich bloß meiner Bekanntschaft mit diesem Wichser zu verdanken. Und jetzt wollen sie nicht mal mehr, dass ich zu ihnen rüberkomme, weil er sich dann ermutigt fühlt, auch rüberzukommen und lästig zu werden. Aber ich muss da rüber, um aus unserer Bude rauszukommen, weil der Gestank des von Pisse und Scheiße schwimmenden Katzenklos nicht zu ertragen ist. Das Tier kann nichts dafür, obwohl der Scheißkater überall seine Duftmarken setzt. Simmy hätte ihn kastrieren lassen sollen; er zerfetzt die Tapeten und Vorhänge und das Sofa, aber Simmy sagt bloß, dass Katzen reinliche Tiere sind und die Mäuse in Schach halten … Da wär ich bei meinem Altennoch besser dran gewesen, in dem beschissenen Park besser dran gewesen, wo sie mich nich mal gefeuert haben, war immerhin ein Job …
    – Na los, Meister, penn nich ein.
    Ich versenk zwei Kugeln. Heute Abend werd ich zu Nazneem rübergehen und ihr sagen, dass ich sie liebe. Nee. Das wär ne Lüge. Ich will
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