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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm
Autoren: Philip K. Dick
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zurückgekommen. Hat den Stoff selbst rangeschafft, ohne Zwischenhändler, darum weiß ich, dass die Tabletten mit Sicherheit gut sind. Und du musst mir nichts im Voraus bezahlen. Erst, wenn ich sie habe. Okay? Ich vertraue dir.«
    »Ich leg nie Geld hin, ohne die Ware zu sehen.«
    »Manchmal muss man’s aber.«
    »Okay. Kannst du mir dann mindestens ein Hunderterpack besorgen?« Freck versuchte zu kalkulieren, wie viel er sich leisten konnte. Vielleicht konnte er in zwei Tagen 120 Dollar flüssig machen und dann zweihundert Tabletten von ihr kaufen. Und wenn er in der Zwischenzeit irgendwo einen besseren Deal machte, mit anderen Leuten, dann konnte er den Deal mit Donna ja wieder vergessen und bei denen kaufen. Das war der Vorteil dabei, wenn man nie Geld vorstreckte – das und die Tatsache, dass man nicht gelinkt werden konnte.
    »Da hast du aber mächtig Glück gehabt, dass wir uns getroffen haben«, sagte sie, als er den Wagen startete und rückwärts auf die Straße setzte. »Ich treff mich in ungefähr ner Stunde mit so einem Macker, der mir vielleicht alles abkauft, was ich eben ranschaffen kann… Du scheinst ja 'ne ziemliche Pechsträhne gehabt zu haben, aber jetzt geht’s wieder bergauf.« Sie lächelte und er erwiderte ihr Lächeln.
    »Wär nur toll, wenn du sie eher kriegen könntest.«
    »Okay, wenn’s klappen sollte…« Donna öffnete ihren Geldbeutel und holte einen kleinen Notizblock und einen Stift mit dem Aufdruck SPARKS AUTO-ELEKTROSERVICE heraus. »Wie kann ich dich erreichen? Und dein Name ist mir übrigens immer noch nicht eingefallen.«
    »Charles B. Freck«, sagte er und gab ihr seine Telefonnummer – das heißt, eigentlich war es gar nicht seine, sondern die eines Spießerfreundes, über die er solche Kontakte immer laufen ließ. Sie schrieb die Nummer sorgfältig auf. Wie schwer ihr das Schreiben doch fällt, dachte er. Malt einen Buchstaben nach dem anderen hin. Die bringen den Mädchen in der Schule nur noch Scheiß bei. Hat wohl immer unter der Schulbank gesessen. Aber 'ne heiße Braut ist sie ja. Na ja, dann kann sie eben kaum lesen und schreiben, was soll’s? Was bei ner Braut wichtig ist, das sind handliche Titten.
    »Ich glaube, ich erinnere mich jetzt wieder an dich«, sagte Donna dann. »Vage jedenfalls. Es ist alles irgendwie verschwommen, der ganze Abend, ich war ganz schön weggetreten. So richtig weiß ich eigentlich nur noch, wie ich das Pulver in diese kleinen Kapseln getan hab, richtig, Librium-Kapseln… Wir hatten das, was vorher drin war, weggeschüttet. Ich muss die Hälfte runtergekippt haben. Auf den Boden, mein ich.« Sie sah ihn nachdenklich an, wie er so am Steuer saß und fuhr. »Du scheinst ja ganz okay zu sein. Vielleicht können wir öfter miteinander ins Geschäft kommen? Du willst doch hinterher bestimmt noch mehr von dem Zeug, oder?«
    »Sicher«, erwiderte Freck. Zugleich überlegte er, ob er wohl den Preis würde drücken können, wenn sie sich das nächste Mal sahen – er hatte so ein Gefühl, als ständen seine Chancen gar nicht mal schlecht. Doch selbst wenn er Donna nicht runterhandeln konnte, hatte er es wieder einmal geschafft. Was hieß: Er hatte eine neue Nachschubquelle aufgetan.
    Glück ist, dachte er, wenn du weißt, dass du ein paar Pillen kriegen kannst.
    Draußen, außerhalb des Wagens, strömten der Tag und all die geschäftigen Menschen, das Sonnenlicht und das pulsierende Leben der Stadt vorbei. Charles Freck war glücklich.
    Irre, was er da durch Zufall entdeckt hatte, und das nur, weil sich eine Polizeistreife ohne besonderen Grund an seine Fersen geheftet hatte. Eine unerwartete neue Quelle für Substanz T! Was konnte er mehr vom Leben verlangen? Damit hatte er nun ungefähr zwei Wochen, nahezu ein halber Monat, bevor er krepierte oder wenigstens beinahe krepierte, was bei einem Entzug von Substanz T praktisch das Gleiche war. Zwei Wochen! Freck wurde es wunderbar leicht ums Herz und für einen kurzen Augenblick roch er die erregenden Düfte des Frühlings, die durch das offene Seitenfenster hereinwehten.
    »Willst du mitkommen, Jerry Fabin besuchen?«, fragte er sie dann. »Ich bring ihm eine Ladung Klamotten rüber in die staatliche Nervenklinik Nummer Drei, wo sie ihn letzte Nacht eingeliefert haben. Ich bring jedes Mal nur ein bisschen rüber, weil’s ja immer noch möglich ist, dass er bald wieder rauskommt, und ich hab keine Lust, dann alles zurückkarren zu müssen.«
    »Ich möchte ihn lieber nicht besuchen«, erwiderte
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