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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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über Lord Garrett erfahren? Nichts Ernstes, hoffe ich … «
    Bei dieser unverfrorenen Scheinheiligkeit wandte sich Emmalyn zu ihm um. »Garrett ist tot, Arlo.«
    Sie gab nichts auf sein schockiertes Aufkeuchen, weil sie allzu gut wusste, dass es nur berechnendem Kalkül entsprang. »O du lieber Himmel!«, rief er dramatisch und presste die Hand auf sein Herz. »Was für schreckliche Neuigkeiten!«
    »Ja«, stimmte Emmalyn ihm zu, die fast hören konnte, wie die Rädchen im kahlen Schädel des Seneschalls zu rotieren begannen.
    »Es gibt jetzt vieles zu tun«, erklärte Arlo. »Natürlich muss sofort ein Bote zu Lord Hugh geschickt werden. Er muss über das Hinscheiden seines geliebten älteren Bruders in Kenntnis gesetzt werden.«
    »Natürlich.«
    Der Seneschall schien zu beschäftigt mit dem Schmieden seiner Pläne zu sein, um Emmalyns Sarkasmus zu bemerken. Er tippte mit einem knochigen Finger gegen seine Lippen und fuhr fort mit Überlegen, dabei murmelte er vor sich hin und zählte die Dinge auf, die zu erledigen wären. Er schien erst wieder zu sich zu kommen, als sie sich zum Gehen wandte. »Emmalyn«, sagte er und schockierte sie sowohl mit dem vertraulichen Gebrauch ihres Vornamens als auch damit, dass er die Hand um ihren Ellbogen legte. »Seid versichert, dass man sich um Eure Bedürfnisse kümmern wird. Ich bin sicher, dass Lord Hugh alles so arrangieren wird, dass Ihr bis zu Eurem Fortgang von Fallonmour gut versorgt sein werdet!«
    »Nein!« Emmalyn befreite sich aus dem Griff des Seneschalls. Ihr heftiger Ausbruch zog die Aufmerksamkeit aller auf sich, die sich im Saal aufhielten. Die Diener hielten bei ihrer Arbeit inne, um verstohlene Blicke auf ihre empörte Lady zu werfen. Emmalyn riss sich zusammen und bemühte sich, zuversichtlich auszusehen, während sie innerlich bei dem Gedanken zitterte, alles zu verlieren, das ihr etwas bedeutete. »Fallonmour ist jetzt mein Zuhause«, teilte sie Arlo entschlossen mit. »Die Menschen hier sind meine Familie. Niemand wird mich von hier wegbringen, solange noch ein Atemzug in mir ist. Ich werde nicht gehen.«
    »Das, Mylady, bleibt abzuwarten.«
    Emmalyn fuhr erschrocken zu der tiefen, dröhnenden Stimme herum und sah den finsteren Kreuzritter hinter sich stehen. Seine Gestalt füllte fast ganz den Durchgang zur Halle aus. Sein ernster Blick ließ sie erstarren, seine zerzauste schwarze Haarmähne und der dichte Bart gaben ihm Ähnlichkeit mit einem wilden Ungeheuer – mit einem ungezähmten Höllenhund, der unvermutet aus dem Dunkel auftauchte.
    Auf Emmalyn hatte er vorhin auf dem Burghof nicht wie ein Bote des Königs gewirkt, und auch wenn das jetzt noch weniger der Fall war, empfand sie doch ein Gefühl wachsender Bedrohung. Sprachlos vor Verblüffung wagte sie nicht zu atmen, während der Ritter den Großen Saal betrat, in dem nun eine grabesähnliche Stille herrschte. Und jetzt, als er nur einen Steinwurf von ihr entfernt stand, wurde Emmalyn bewusst, wie unglaublich groß und beeindruckend er war.
    Schultern – sie schienen das Ausmaß von Festtagsschinken zu haben – , die sich vor sie schoben, der muskulöseste Teil seines von einem Kettenhemd bedeckten Oberarms befand sich auf einer Höhe mit ihrer Nasenspitze. Seine Brust unter dem fleckigen Waffenrock schien wie aus Granit gemeißelt zu sein; seine Gestalt zeigte kein Zeichen von Wohllebigkeit, auch nicht in der schmalen Taille, die von einem nietenbesetzten Ledergürtel umschlungen wurde, der fast so breit war wie ihre Hand. Die harten mächtigen Oberschenkel, die Garretts Pferd mit angeborener Sicherheit beherrscht hatten, waren jetzt schulterbreit gespreizt, und seine Kriegergestalt überragte sie wie eine Mauer aus massivem Stein.
    »Ob Ihr auf Fallonmour bleiben werdet oder nicht, wird von Richard bestimmt werden, unserem Lord und König. Nicht von Euch, Madam. Bis es ihm möglich sein wird, diese Angelegenheit zu entscheiden, sind Eure Burg – ebenso wie Eure Person – unter meine Führung befohlen.«
    Er zog ein gerolltes Pergament aus seinem Gürtel und reichte es ihr. Ein Viereck aus Pergament, das das Siegel Richard Löwenherz’ trug. Mit zitternden Händen öffnete Emmalyn das Schriftstück und las die Worte, niedergeschrieben vor einigen Monaten in König Richards eleganter Handschrift …
    Der König bedauerte es, sie informieren zu müssen, dass Garrett im Kampf mit einem sarazenischen Gefangenen getötet worden war. Sein Tod habe zur Folge, dass das Lehen Fallonmour wieder
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