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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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zugaloppierte.
    Beim Näherkommen erkannte er die Unbezwingbarkeit Fallonmours immer deutlicher. Die massive Mauer, die den steinernen Turm und zahlreiche Wirtschaftsgebäude umschloss, schien aus der felsigen Erde gleichsam emporzuwachsen, von der breiter vorspringenden Basis bis zum Schutzwall, der gut und gern eine Höhe von dreißig Fuß erreichte. Im Torhaus, das zwischen zwei mit Wehrgängen versehenen Türmen kauerte, hatte sich ein halbes Dutzend Wachen versammelt. Die Männer starrten in abweisendem Schweigen zu ihm hinab, ebenso wie die Bogenschützen, die in gleicher Anzahl die Mauerzinnen besetzt hatten.
    »Ich bringe Kunde für Lady Fallonmour von ihrem Lord Gemahl«, rief Cabal auf Normannisch, der Sprache der Edlen Englands.
    Vom Burghof her war eine weibliche Stimme zu hören. »Öffnen!«, befahl sie knapp.
    Auf ihren Befehl hin begannen die Fallgitter ihren mühsamen Weg nach oben. Cabal drängte sein Pferd weiter und ritt unter dem schweren, mit eisernen Dornen bewehrten Tor hindurch in den großen äußeren Hof. Diener, Mägde und Burgbewohner hatten sich hier eingefunden und sahen ihn erwartungsvoll an, während er in die Mitte der grasbewachsenen Fläche ritt. Die Menge teilte sich, als er abstieg. Die Männer beobachteten ihn misstrauisch, eine Gruppe junger Mädchen tuschelte hinter vorgehaltener Hand miteinander, als er vorüberging. Aber die vielen Gesichter verschwammen in dem Moment zu einem Nebel, als Cabals Blick auf Lady Emmalyn fiel.
    »Seid gegrüßt, Mylord. Ich heiße Euch auf Fallonmour willkommen.«
    Sie stand am Fuß der Treppe, die in den Turm führte, und sah ihn mit einem Blick an, der so klar und offen war, dass Cabal meinte, sie könne in ihn hineinschauen. Eine Flut blonder ungezähmter Locken umspielte die aparten Züge ihres Gesichts und betonte noch die Klugheit, die in ihren nebelgrünen Augen glänzte.
    Sie hegte Argwohn gegen ihn; er konnte es an ihrer aufrechten Haltung erkennen, an der Art, wie sie ihn freundlich begrüßte, ohne ihn anzulächeln. Wie ein wehrhafter Engel, der das Tor zum Himmel bewachte, stand sie vor ihm. Sie trug ein schlichtes Gewand und Lederstiefel und war mit nichts als einem Dolch und einem Schlüsselbund bewaffnet … und mit der Macht ihres unerschrockenen Blickes. Ganz und gar nicht wie die sanftmütige junge Frau, die er nach Richards Beschreibung der Witwe Sir Garretts hier anzutreffen erwartet hatte.
    Lady Emmalyn sah aus, als sei sie während der Abwesenheit ihres Mannes eher zu einer Löwin als zu einem verlorenen Kätzchen geworden – ein Gedanke, der Cabal ebenso faszinierte, wie er seine Besorgnis weckte. Galt ihre Loyalität nach wie vor dem König? Und wenn dem so war, würde es auch dann noch so sein, wenn sie erfuhr, dass Garrett tot war?
    »Ihr sagtet, dass Ihr Kunde von meinem Mann bringt«, drängte sie ihn, und ihr keckes Kinn hob sich noch ein kleines Stück höher unter Cabals anhaltend prüfendem Blick.
    »So ist es, Madam.« Er trat vor und neigte flüchtig den Kopf. »Ich komme auf Befehl des Königs; eine Pflicht, die mir vor seiner Abreise aus Palästina auferlegt wurde.«
    Als er Richard Löwenherz erwähnte, wurde die Lady nachdenklich. »Der König schickt Euch?«, fragte sie wachsam. »Dann müssen Eure Neuigkeiten höchst ernster Natur sein, Mylord.«
    Cabal nickte grimmig. »So ist es.«
    Sie sah ihn lange an, ohne mit der Wimper zu zucken, dann richtete sie den Blick auf den herrlichen Rappen, der ihrem Mann gehört hatte. Garretts Schwertgürtel und eine kleine Tasche mit seinem Besitz waren am Sattel des Schlachtrosses befestigt, symbolische Erinnerungsstücke, die auf Anweisung des Königs der Witwe übergeben werden sollten.
    »Garrett ist tot?«
    »So ist es, Mylady.«
    »Ich verstehe«, sagte sie ruhig.
    Ihr Blick kehrte zu Cabal zurück, klar vor Erkenntnis. Er wartete auf die Tränen, die kommen würden, und um ihr einen Moment der Ruhe zu gönnen, ehe er den Rest der Botschaft des Königs übermittelte. Aber ihre Augen blieben trocken. Weder wankte noch zitterte sie vor untröstlichem Schmerz. Stattdessen streckte sie ruhig den Arm aus und befahl einen jungen Squire an ihre Seite. »Alfred wird Euer Pferd in den Stall bringen, Mylord. Ihr werdet eine Erfrischung und ein Lager in der Großen Halle finden, solltet Ihr den Wunsch haben, Euch auszuruhen, bevor Ihr Eure Reise fortsetzt.«
    Sie wandte sich um und wollte davongehen.
    Cabal räusperte sich. »Mylady, ich glaube nicht, dass Ihr verstanden
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