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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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ordnen. Ihre Nerven beruhigen. Vielleicht hatte der Krieg ihren Mann verändert. Ihn umgänglicher gemacht. Vielleicht würden die Dinge zwischen ihnen jetzt anders sein.
    Sie war anders geworden. Sie war nicht mehr das Kind, das er geheiratet hatte, sondern eine Frau von zwanzig Jahren. Sie hatte Fallonmour und seine Ländereien verwaltet während der mehr als drei Jahre, in denen er fort gewesen war, hatte als Kastellanin gehandelt und mit Kaufleuten gefeilscht, hatte im vergangenen Herbst sogar einen Überfall auf das Dorf abgewehrt. Also warum sollte der Gedanke, einem Mann gegenüberzutreten – ihrem Mann – , sie noch immer so entsetzen?
    Neben sich hörte sie Thomas’ Stimme, sie klang wie ein tiefes, beruhigendes Brummen. »Mut, Mylady.«
    Emmalyn nickte, aber ihr Lächeln wirkte verloren. Wenn der Stallmeister nur wüsste, wie sehr sie seine freundlichen Worte brauchte. Wenn er doch nur wüsste, welche Kraft es sie kostete, Garrett wieder gegenüberzutreten, wieder zurückzukehren in ihre Rolle als seine Frau. Niemand hatte je davon erfahren; Garrett war vorsichtig gewesen. Er hatte darauf geachtet, dass die Narben nicht zu sehen waren, denn sie trug sie in ihrem Inneren. Nicht dass diese Narben weniger hässlich waren, und ganz gewiss waren sie nicht weniger schmerzvoll.
    Trotz der drückenden Last ihrer Angst straffte Emmalyn die Schultern. Sie verließ den Stall und ging über den Hof auf den Wohnturm zu. Die Bewohner der Burg, die dort ihrer Arbeit nachgingen, sahen ihr nach, als sie vorüberging. Jeder wusste von dem heranreitenden Kreuzritter und beobachtete, wie Emmalyn darauf reagierte. Aber sie trug den Kopf hoch erhoben, und ihre Schritte wirkten entschlossen.
    Um ihre innere Unruhe zu verbergen, rief sie im Gehen einer Gruppe von Leuten, die müßig auf dem Burghof stand, einige Anweisungen zu. »Nell, scheuch die Hühner zurück in den Stall. Alfred, sorg dafür, dass Stroh und frisches Wasser in die Ställe gebracht wird. Und du, Jane, geh zum Koch. Sag ihm, er soll das Wildbret und den Fisch von gestern Abend aufwärmen und die frischen Bohnen zubereiten, die ich ihm gestern aus dem Garten gebracht habe. Bring auch Brot, aber nicht das dunkle – bring das feinste Weizenbrot, das wir haben. Sorge dafür, dass Wein auf der Estrade steht, aber er darf keine Korkenstückchen enthalten, also seihe ihn zweimal durch, ehe du ihn bringst.«
    Emmalyn ging erst langsamer, als sie den Torbogen zum überdachten Außengang erreichte, der vom Hof zum Wohnturm führte. In seinem kühlen Schatten blieb sie einen Moment stehen, atmete tief durch und war dankbar, den wachsamen Blicken entkommen zu sein.
    Mon Dieu , wie schnell ihr Garretts Erwartungen wieder gegenwärtig waren, sogar nach dieser langen Zeit. Die Forderungen, die er an sie gestellt hatte, angefangen von der Art, wie er seine Mahlzeiten zubereitet haben wollte, bis hin zu seinen Vorschriften, wie sie in seiner Gegenwart gekleidet zu sein hatte. Sie hatte drei Jahre lang Zeit gehabt, ihr eigenes Leben zu führen und aus dem Schatten zu treten, den Garrett über sie geworfen hatte. Drei Jahre der Freiheit, und doch fühlte sie ihr hart errungenes Selbstvertrauen langsam dahinschwinden, und zwar schon bevor er Fallonmours Türschwelle mit seinem Erscheinen wieder verdunkelte.
    War es so leicht möglich, in jenes alte Leben wieder zurückzukehren? Würde er sie wieder so mühelos beherrschen können? Nein! Sie würde niemandem erlauben, noch einmal so mit ihr umzugehen. Heute nicht. Niemals mehr.
    Emmalyn wusste, dass Garrett von ihr erwartete, dass sie ihn in ihrem besten Gewand empfing, ihr widerspenstiges Haar zu Zöpfen geflochten und züchtig bedeckt. Während sie die Treppe des Turmes hinaufstieg, gönnte sie sich eine kleine Freude des Triumphes über die schlichte Kleidung, die sie jetzt trug.
    Sie hatte in den vergangenen Jahren keine Verwendung für bunte kostbare Seide oder bestickte Schuhe gehabt, sondern die rotbraune Wolltunika bevorzugt, die sie auch jetzt trug, und ihre praktischen Lederstiefel. Kein juwelenbesetzter Gürtel schmückte ihre Taille, stattdessen ein sehr zweckmäßiger, der nur von einer Dolchscheide und einem klirrenden Bund Schlüssel geziert wurde. Ihr Haar trug sie normalerweise geflochten, damit es sie bei der Arbeit nicht störte, aber heute Morgen hatte sie es in der Eile des Aufbruchs offen gelassen. Die üppige Fülle fiel ihr in einer ungezähmten Lockenflut über Schultern und Rücken – ein Anblick, der
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