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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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hin. »Verzeihung, Mylady, aber ich fürchte, ich habe das Biest in letzter Zeit ein wenig verwöhnt. Sie wartet jetzt jeden Morgen auf einen Leckerbissen – ist richtiggehend eingeschnappt, wenn er ihr zu lange vorenthalten wird. Ich bitte um Verzeihung, wenn Euch das missfällt.«
    »Du hast ein freundliches, großzügiges Herz, Thomas. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Außerdem«, gestand sie mit einem leisen Lachen ein, »scheint es, dass ich an Minnies schlechtem Benehmen genauso schuld bin. Während du sie am Morgen mit Äpfeln verwöhnst, habe ich das Gleiche jeden Nachmittag nach der Abendmahlzeit getan. Es ist ein Wunder, dass sie inzwischen nicht genug davon hat.«
    Emmalyn hatte kaum den ersten Apfelschnitz abgeschnitten, als die Stute sie auch schon anstupste und ihn ihr aus den Fingern stahl. Während Minerva zufrieden kaute, streichelte Emmalyn die raue Seide des Kopfes und Nackens des Pferdes. »Ich glaube, sie hat eine kleine Sonderbehandlung verdient, nicht wahr? Schließlich kommt auf Fallonmour nicht jeden Tag ein königliches Fohlen auf die Welt.«
    Sie konnte ihren Stolz darüber kaum verbergen. Minervas Fohlen stammte von Königin Eleanors bestem Hengst ab. Bei ihrem letzten Besuch auf Fallonmour hatte die verwitwete Königinmutter Emmalyn dieses Geschenk gemacht, das ihr sehr viel bedeutete. Thomas, der neben ihr stand, strahlte ebenfalls, als er jetzt sein Werkzeug wieder aufhob und an seine Arbeit mit den anderen Pferden zurückkehrte.
    »Mylady!«
    Das laute Rufen eines Jungen klang vom Burghof herüber. Die Stute zuckte zusammen, warf den Kopf zurück und wieherte mit weit aufgerissenen Augen. Der Ruf hatte auch Emmalyn erschreckt. Sie wandte sich um, als sie hörte, dass jemand mit schnellen ungestümen Schritten zu den Ställen gelaufen kam. Es war einer der Pagen, der bei ihr zur Ausbildung war und der jetzt atemlos an der Tür stehen blieb.
    »Mylady, kommt schnell!«
    »Was ist los, Jason? Du hast die arme Minerva fast zu Tode erschreckt!«, tadelte sie ihn.
    »Arlo schickt mich, Mylady! Ihr müsst sofort kommen – er ist auf dem Südacker! Schnell!«
    Als Emmalyn den Namen des Seneschalls hörte, sträubten sich ihr die Haare. Es überraschte sie nicht, dass Arlo keine Zeit verschwendete, sich ihren Anordnungen zu widersetzen, aber was sie weitaus stärker beunruhigte, war die Panik in Jasons Stimme. Zweifellos hatte Arlo dem Jungen Schläge angedroht, wenn er nicht sofort seinen Befehl befolgte. Oder vielleicht hatte der Seneschall bereits begonnen, die Dörfler im Namen von Vorteil und Profit zu terrorisieren. »Ich habe genug von Arlo und seinen tyrannischen Methoden. Wo ist er jetzt, Jason? Auf dem Südacker, hast du gesagt?«
    Der Page schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Mylady, Arlo ist nicht auf dem Südacker, aber ein Reiter! Er kommt auf Fallonmour zu, während wir hier reden!«
    »Ein Reiter?«
    »Ein Ritter, Mylady, und er trägt das weiße Kreuz eines Kreuzritters!«
    Bei diesen Worten fühlte Emmalyn ihr Selbstvertrauen in sich zusammenfallen. Sie holte tief Luft, um sich zu stärken, und sorgte dafür, dass ihre Stimme fest klang, auch wenn sie kaum mehr als ein Flüstern war. »Ein Kreuzritter? Bist du sicher?«
    »Aye! Er reitet auf einem großen schwarzen Pferd und kommt auf die Burg zu! Mylady, denkt Ihr, es ist Lord Garrett, der endlich zurückkommt?«
    Garrett.
    Konnte das sein? War er nach drei Jahren ohne ein einziges Wort von sich hören zu lassen jetzt nach Hause gekommen? Obwohl König Richard von einem seiner Feinde gefangen genommen worden war, als er das Heilige Land verlassen hatte, kursierten jetzt schon seit Monaten Gerüchte über die Rückkehr der Armee. Insofern hatte Emmalyn schon damit gerechnet, Garrett durch das Tor von Fallonmour reiten zu sehen, hatte sich auf die Möglichkeit der Heimkehr ihres Mannes vorbereitet und auf die Frage, wie sie sich auf das Leben auswirken würde, das sie während seiner Abwesenheit begonnen hatte zu führen. Aber sie war eigentlich ganz und gar nicht darauf vorbereitet. Das wusste sie jetzt, als sie spürte, wie ihr Magen sich immer mehr zusammenzog, mit jedem Augenblick, der verging. Sie kämpfte darum, ruhig zu wirken. »Sag Arlo, er soll die Leute in der Halle zusammenrufen, Jason. Ich komme gleich dorthin.«
    Emmalyn wandte sich wieder Minervas seelenvollem Blick zu und kraulte der Stute nachdenklich die Mähne. Ihre Hände hatten zu zittern begonnen. Um Himmels willen, sie musste ihre Gedanken
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