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Der dunkle Ritter (German Edition)

Der dunkle Ritter (German Edition)

Titel: Der dunkle Ritter (German Edition)
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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der Krone gehöre; ein neuer Lord würde eingesetzt werden, sobald es dem König beliebe. Was sie selbst betreffe, so würde sie wieder verheiratet werden, und zwar mit einem Mann nach seiner, Richards, Wahl. Bis dahin werde von ihr erwartet, den vom König eingesetzten Sir Cabal als ihren Herrn und Beschützer zu respektieren. Sie solle ihn auf Fallonmour willkommen heißen und ihm in allen Dingen gehorchen, solle ihm den gleichen Respekt erweisen, als sei er der König selbst.
    Bis der König darüber entscheiden konnte, wie mit ihrem Land und ihrer Hand verfahren werden sollte, würde Sir Cabals Wille Gesetz für sie sein.
    Emmalyn schaute von der letzten Zeile dieses verdammenswerten Dekrets auf und sah, dass der stahlgraue Blick des Ritters durchdringend auf sie gerichtet war. »Jetzt, Mylady, glaube ich, dass Ihr ganz und gar verstanden habt.«
    Arlo neben ihr räusperte sich. »Erlaubt mir, mich selbst vorzustellen, Sir. Ich bin Arlo de Brois, Seneschall der Burg seit Lord Garretts Fortgang.«
    »Also seid Ihr für die Führung dieses Lehens verantwortlich gewesen?«, fragte der Ritter.
    Arlo machte eine demütige Verbeugung. »Ja, Mylord.«
    Emmalyn schnaubte über den Versuch des Seneschalls, sich bei dem Mann des Königs einzuschmeicheln, aber sie brachte vor Zorn kein Wort heraus, um Arlos Behauptung richtigzustellen.
    Als kümmere ihn ihre Gegenwart nicht weiter, wandte Sir Cabal seine Aufmerksamkeit Dingen der Wirtschaft und der Verwaltung zu. »Ich werde eine vollständige Auflistung der Felder und Vorräte brauchen«, sagte er zu Arlo. »Ebenso wie die neueste Zählung der Menschen hier in der Burg und im Dorf. Wie viele Männer umfasst die Garnison?«
    »Ehm, dreißig?«, schätzte Arlo. »Oder ein oder zwei mehr oder weniger, Mylord.«
    »Es sind achtzehn Ritter und ein halbes Dutzend Squires«, korrigierte Emmalyn ihn angespannt. Wenn Sir Cabal etwas über Fallonmour wissen wollte, wäre er gut beraten, sie zu fragen. Aber er hatte kaum mehr als einen fragenden Blick für sie übrig, bevor er sich zur Estrade und der Mahlzeit begab, die dort auf ihn wartete.
    »Stellt Eure Unterlagen zusammen und bringt sie mir hierher«, wies er Arlo an. »Wir werden sie durchgehen, während ich esse.«
    Arlo grinste selbstzufrieden in Emmalyns Richtung, während er davonschlurfte, um die Wirtschaftsbücher Fallonmours zu holen. Sie spürte die leise Geschäftigkeit, die in der Halle einsetzte, als die Diener die Blicke abwandten und in verwirrtem Schweigen ihre Arbeit wieder aufnahmen. Alle vermieden es, ihre Lady in diesem Augenblick der Niederlage und Beschämung anzusehen.
    Emmalyn stand allein in der Mitte des Großen Saales und brannte vor Zorn. Binnen eines Wimpernschlags war ihr Leben auf den Kopf gestellt worden. Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit – einiger Wochen oder Monate, vielleicht eines Jahres – , bis der König aus seiner Gefangenschaft entlassen und nach England zurückkehren würde. Und dann würde sie alles verlieren: ihr Heim, ihre Freunde und Gefolgsleute … ihre Freiheit. Dieser letzte kostbare Schatz, von dem sie in Garretts Abwesenheit gerade erst zu kosten begonnen hatte, war schon wieder für sie verloren. Sie erkannte es an dem niederdrückenden Gefühl in ihrem Herzen, während sie beobachtete, wie König Richards Handlanger mit großen Schritten über den weiten, mit Binsen bestreuten Boden ging, als gehöre die Burg ihm.
    Ihre Burg und sie selbst standen unter seiner Herrschaft.
    Erfüllt von einem sinnlosen Hass auf ihre Situation, konzentrierte Emmalyn ihren Zorn auf seine große davongehende Gestalt. Ihre Stimme klang schrill von der Hitze ihrer Wut. »Erwartet Ihr etwa von mir, untätig daneben zu stehen, während Ihr und Arlo über meine Angelegenheiten sprecht?«
    Sir Cabal blieb stehen und sah sie über die Schulter hinweg an. »Mitnichten, Mylady.« Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, aber diesem Lächeln fehlte selbst das geringste Zeichen von Freundlichkeit. »Ich würde es begrüßen, wenn Ihr dafür sorgt, dass mir eine Wanne mit heißem Wasser ins Herrenzimmer gebracht wird, während ich mit dem Seneschall spreche. Meine Knochen sind von der Reise sehr müde, und meinem Rücken würde es gefallen, gründlich geschrubbt zu werden.«

3
    Emmalyn hielt den Brief des Königs noch immer in der Hand, als sie durch das Herrenzimmer ging und dabei entschieden heftiger vor Wut dampfte als die Eimer mit kochend heißem Wasser, die von ihren Küchenmädchen
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