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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog
Autoren: Jennifer Ashley
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lachte Hart ins Gesicht. »Armer Hart. Ich freue mich darauf, das mitzuerleben.« Er zog sich das Tuch vom Kopf und schmierte sich dabei Farbe in sein zerzaustes Haar. »Ich bin froh, dass Eleanor gekommen ist, um dich zu peinigen. Heute Abend kann sie das aber leider noch nicht tun. Ich werde sie und ihren Vater mit zu mir nach Hause nehmen zum Tee, und Isabella wird sie danach noch eine lange Weile bei sich haben wollen. Du weißt, wie Frauen sind, wenn sie erst einmal ins Plaudern kommen. Sie hören nicht auf damit, es sei denn, sie fallen in Ohnmacht.«
    Hart hatte nicht vorgehabt, an diesem Abend zu Hause zu bleiben, aber plötzlich missfiel ihm der Gedanke, Eleanor könne das Haus verlassen. Wenn er sie aus den Augen ließ, würde sie vielleicht verschwinden, nach Glenarden zurückkehren, in ihre Zuflucht. Ein Ort, der Hart trotz der baufälligen Mauern immer auszuschließen schien.
    »Ich dachte, du hättest die Handwerker im Haus«, knurrte er.
    »Habe ich auch, aber wir werden ein wenig zusammenrücken. Sie stören mich mit ihrem Gehämmere nur, wenn ich zu malen versuche. Ich werde Isabella von dir grüßen.« Mac sah Hart ostentativ an. »Du bist nicht eingeladen.«
    »Ich gehe ohnehin aus. Sorg dafür, dass Eleanor sicher heimkommt, hörst du? London ist ein gefährliches Pflaster.«
    »Selbstverständlich sorge ich dafür. Ich werde sie und ihren Vater persönlich begleiten.«
    Hart entspannte sich ein wenig – Mac würde für Eleanors Sicherheit sorgen. Macs Lächeln erstarb unvermutet. Er ging auf Hart zu, blieb dicht vor ihm stehen, und sah die knapp zwei Zentimeter hinauf, die sein älterer Bruder größer war als er, und ihm direkt in die Augen.
    »Brich ihr nicht noch einmal das Herz«, sagte Mac. »Falls du das tust, werde ich dich so windelweich prügeln, dass du deine Reden im Parlament im Rollstuhl halten wirst.«
    Hart versuchte, die Schärfe aus seiner Stimme zu verbannen, doch es gelang ihm nicht ganz. »Sorge einfach nur dafür, dass sie gut nach Hause kommt.«
    »Wir sind MacKenzies«, sagte Mac, der Hart unverwandt ansah. »Denk daran, dass wir zerbrechen, was wir berühren.« Er setzte seinem Bruder den Zeigefinger auf die Brust. »Zerbrich sie nicht.«
    Hart antwortete nicht, und endlich ging Mac.
    Hart nahm einen Schlüssel aus der Schublade seines Schreibtisches, trat zu dem Schrank, in dem er das Bild seines Vaters verwahrte, und verschloss ihn.
    In Harts Haus zu wohnen, erwies sich als weniger nervenaufreibend, als Eleanor befürchtet hatte, was hauptsächlich daran lag, dass Hart nur selten daheim war.
    Hart erklärte Eleanors Anwesenheit in London im Allgemeinen damit, dass Earl Ramsay nach London gekommen sei, um im Britischen Museum Recherchen für sein nächstes Buch anzustellen. Hart habe dem finanziell arg gebeutelten Ramsay ein Zimmer in seinem Haus angeboten, und selbstverständlich wurde der Earl von seiner Tochter Lady Eleanor begleitet, die auch als seine Assistentin fungierte. Mac und Isabella halfen, jeden Klatsch zu unterbinden, indem sie einen Tag nach Eleanors Ankunft ebenfalls bei Hart einzogen, und zwar mit Kind und Kegel. Sie waren vor den Handwerkern in ihrem Haus geflohen, die begonnen hatten, sich die Schlafzimmer vorzunehmen.
    Hart legte seinem Sekretär Wilfred dar, dass Eleanor die Remington-Schreibmaschine benutzen werde, die er für ihn in Amerika gekauft hatte. Darüber hinaus werde sie Harts gesellschaftliche Korrespondenz öffnen und sortieren, Wilfred dabei helfen, Harts gesellschaftliche Termine zu planen, und Isabella dabei unterstützen, Harts großzügige Feste auszurichten. Wilfred nickte, ohne eine Miene zu verziehen – er war an Harts Spontaneität und seine manchmal bizarren Anordnungen gewöhnt.
    Lord Ramsay lebte sich schnell in Harts Haus am Grosvenor Square ein, Eleanor hingegen fiel es schwerer, sich an all den Luxus zu gewöhnen. In Glenarden, dem Haus der Ramsays nahe Aberdeen, wusste man nie, wann der nächste Stein aus der Mauer brechen oder Regenwasser einen Korridor überschwemmen würde. Hier war es keinem Mauerstein und keinem Wassertropfen gestattet, ungebeten zu Boden zu fallen. Aufmerksame, gut ausgebildete Hausmädchen standen für Eleanor auf Abruf bereit, und Diener sprangen herbei, um jede Tür zu öffnen, durch die Eleanor gehen wollte.
    Lord Ramsay hingegen fühlte sich pudelwohl. Er ignorierte den üblichen Tagesablauf des Haushalts und stand auf, wann immer es ihm beliebte, tauchte in der Küche auf und bat um einen
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