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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog
Autoren: Jennifer Ashley
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war, während der Landauer in Richtung Mayfair die St. James Street hinauffuhr.
    Eleanor schaute über die Schulter zurück. »Du meine Güte, heute hast du aber die Fleet Street unglücklich gemacht«, sagte sie.
    »Zur Hölle mit der Fleet Street«, knurrte er.
    Eleanor wandte sich um und bemerkte, dass Hart sie unverwandt ansah. »Was denn – mit der ganzen?«
    So nah bei ihm konnte sie die goldenen Sprenkel in seinen haselnussbraunen Augen erkennen, die ihm dieses adlerhafte Aussehen gaben. Sein dunkles Haar schimmerte rötlich, ein Erbe seiner schottischen Ahnen. Er trug es kürzer geschnitten als bei ihrer letzten Begegnung, was seine Gesichtszüge noch schärfer und abweisender als sonst wirken ließ. Eleanor war die Einzige unter den Zeitungsleuten gewesen, die je gesehen hatte, dass dieses Gesicht während des Schlafens weicher wurde.
    Hart legte einen Arm auf die Rückenlehne des Sitzes neben ihm und streckte die muskulösen Beine aus. Sein Kilt schob sich leicht hoch, was Eleanor einen Blick auf seine Oberschenkel erhaschen ließ, die vom Reiten und Fischen und vom Herumspazieren auf seinem schottischen Landsitz, und was er dort sonst noch tat, gebräunt waren.
    Eleanor öffnete ihren Schirm und gab vor, entspannt und glücklich zu sein – in derselben Kutsche wie der Mann, mit dem sie einst verlobt gewesen war. »Ich entschuldige mich dafür, dich auf der Straße angesprochen zu haben«, sagte sie. »Ich war bei dir zu Hause, aber du hast einen neuen Majordomus. Er kannte mich nicht, und auch meine Karte, die ich ihm gegeben habe, konnte ihn nicht beeindrucken. Offensichtlich machen es sich die Damen zur Gewohnheit zu versuchen, sich unter einem Vorwand Zutritt zu deinem Haus zu verschaffen, und er hielt mich für eine von ihnen. Ich kann es ihm wirklich nicht übel nehmen. Ich hätte die Karte ja gestohlen haben können, und du warst bei den Damen schon immer sehr beliebt.«
    Harts Blick wurde nicht weicher unter der Flut ihrer Worte, wie es damals oft der Fall gewesen war. »Ich werde mit ihm reden.«
    »Nein, nein, kanzle den armen Mann nicht zu sehr ab. Er konnte es nicht wissen. Vermutlich gibst du ihm nur sehr wenige Information, wie es eben deiner Art entspricht. Übrigens eine Angewohnheit, die einen verrückt machen kann. Nun, ich bin den weiten Weg von Aberdeen hierhergekommen, um mit dir zu reden. Es ist wirklich recht wichtig. Ich habe bei Isabella vorbeigeschaut, aber sie war nicht zu Hause, und diese Angelegenheit kann nicht warten. Mir ist es gelungen, deinem Diener die Auskunft zu entlocken, dass du in deinem Club bist – der liebe Franklin, wie erwachsen er doch geworden ist! Aber er hatte zu große Angst vor dem Majordomus, um mich ins Haus zu lassen, damit ich dort auf dich warten kann. Deshalb habe ich beschlossen, dir aufzulauern und dich abzufangen, sobald du auftauchst. Es war ein großer Spaß, vorzugeben, eine Journalistin zu sein. Und hier bin ich nun.«
    Sie hob die Hände in jener hilflos anmutenden Geste, an die Hart sich gut erinnerte, aber wehe dem Mann, der diese Frau für hilflos hielt.
    Lady Eleanor Ramsay.
    Die Frau, die ich heiraten werde.
    Ihr Kleid aus dunkelblauer Baumwolle war seit Jahren aus der Mode, eine Stange ihres Schirms war zerbrochen, und der Hut mit den verblassten Blumen und dem kurzen Schleier thronte leicht schief auf ihrem Kopf. Der Schleier verbarg nichts von ihren Augen, die so blau wie Rittersporn waren, oder den reizenden Sommersprossen, die sich zusammendrängten, wenn sie die Nase rümpfte und fortwährend ihr kleines Lächeln lächelte. Sie war groß für eine Frau und zudem mit üppigen Kurven ausgestattet. Mit zwanzig war sie atemberaubend schön gewesen. Er hatte sie zum ersten Mal gesehen, als sie den Ballsaal betreten hatte und herumgeschlendert war, ihre Stimme und ihr Lachen hatten wie Musik geklungen. Sie war auch jetzt schön. Sogar noch schöner. Harts hungriger Blick ergötzte sich an ihr, er sog ihren Anblick ein wie ein Mann, der lange Zeit ohne Nahrung gewesen war.
    Er zwang seine Stimme dazu, ruhig, fast gleichmütig zu klingen. »Was ist so wichtig, dass du mit mir darüber reden musst?« Bei Eleanor konnte alles bedeutungsvoll sein, von einem verlorenen Knopf bis hin zu einer Bedrohung des britischen Empire.
    Sie beugte sich leicht vor, der oberste Haken ihres Kragens löste sich aus dem ausgefransten Stoffrand. »Nun, hier kann ich es dir nicht sagen, in einer offenen Kutsche, die durch Mayfair fährt. Warte, bis wir im Haus
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