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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog
Autoren: Jennifer Ashley
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aber Hart hatte sie darum gebeten – und sie stimmte ihm darin zu –, die Sache vorerst vor der Familie geheim zu halten. Alle würden entsetzt und wütend darüber sein, dass jemand versuchte, Hart zu erpressen. Aber sie würden auch darüber lachen. Hart war nicht erpicht darauf, zum Familienwitz zu werden. »Ich will den Job«, sagte Eleanor. »Du weißt, wie die Dinge für Vater und mich liegen, und ich will nicht auf die Mildtätigkeit meiner Mitmenschen angewiesen sein. Schreibe es von mir aus meiner schottischen Dickköpfigkeit zu.«
    »Er wird dich ausnutzen, Mädchen.«
    »Er ist Hart MacKenzie. Er kann nicht aus seiner Haut.«
    Mac starrte sie noch einen Moment länger an, dann stieß er seinen tropfenden Pinsel in ein Glas, ging mit großen Schritten durch das Zimmer zur Tür und riss sie auf. Eleanor sprang auf, das Baby auf dem Arm.
    »Mac! Es besteht kein Anlass …«
    Ihre Worte wurden von Macs polternden Schritten übertönt, als er die Treppe hinunterlief.
    »Papa ist böse auf Onkel Hart«, erklärte Aimee, während die Tür langsam wieder ins Schloss fiel. »Papa ist oft böse auf Onkel Hart.«
    »Das ist so, weil dein Onkel Hart einen in den Wahnsinn treiben kann.«
    Aimee legte den Kopf schief. »Was bedeutet das? In den Wahnsinn treiben?«
    Eleanor rückte Robert auf ihrem Arm zurecht, der den Aufruhr verschlafen hatte. Den Kleinen zu halten, füllte eine Leere in ihrem Herzen. »Wenn du deinem Onkel Hart etwas erzählst, und er dich dabei ansieht, als würde er dir genau zuhören und dir zustimmen, sich dann aber umdreht und tut, was ihm gefällt, ganz egal, was du gesagt hast. Du fühlst, wie dir der Hals eng wird und dein Mund sich anspannt, und am liebsten würdest du laut schreien und mit den Füßen aufstampfen. Und du weißt, dass es im Grunde nichts nützen wird, auch wenn du brüllst und deine Fäuste schwingst. Das bedeutet es, wenn man sagt, jemand treibe einen in den Wahnsinn.«
    Aimee hörte zu und nickte ernst, als speicherte sie diese Information für den künftigen Gebrauch in ihrem Gedächtnis ab. Sie war Macs und Isabellas Adoptivtochter, war in Frankreich zur Welt gekommen und hatte erst mit drei Jahren Englisch gelernt. Neue Worte zu sammeln war ihr Hobby.
    Eleanor drückte einen Kuss auf Roberts Scheitel und klopfte auf den Platz neben sich auf dem Sofa. »Kümmere dich nicht um deinen Onkel Hart, Aimee. Setz dich zu mir und berichte mir, was du und deine Mama und dein Papa bisher in London unternommen habt. Und wenn mein Vater gleich herkommt, wird er uns alles über die Mumien im Museum erzählen.«
    »Ich verstehe dich nicht«, rief Mac, und seine Empörung verstärkte seinen schottischen Akzent.
    Hart schloss den Schrank, in dem das Porträt stand, von dem er nicht loszukommen schien, und drehte sich ärgerlich um. Mac war ziemlich aufgebracht, seine Kleider und seine Hände wiesen Farbflecken auf, das große rote Tuch trug er noch um den Kopf gebunden. Hart hatte diese Szene erwartet, dennoch ärgerte sie ihn.
    »Ich habe ihr eine symbolische Stellung mit einem Gehalt und einem Ort zum Wohnen angeboten«, sagte Hart. »Ich denke, ich habe mich durchaus großzügig gezeigt.«
    »Großzügig? Ich habe gehört, was du in Ascot gesagt hast – dass du bereit bist, dich nach einer Ehefrau umzusehen. Ist das jetzt die Art und Weise, wie du dein Vorhaben in die Tat umsetzen willst?«
    Hart kehrte an seinen Schreibtisch zurück. »Das ist meine Privatsache, Mac. Halte dich da heraus.«
    »Privat, sagst du? Wann hat dich das je davon abgehalten, dich in mein Leben einzumischen? Als Isabella mich verlassen hat, hast du mich wütend angebrüllt. Ihr alle habt mich angebrüllt – du und Cameron und Ian –«
    Mac stockte. »Ian«, sagte er, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Das war so ganz und gar Mac, der übergangslos von einem Gefühl zum anderen wechselte.
    »Ich muss dich gar nicht anschreien, ist es nicht so?«, fragte Mac. »Alles, was ich tun muss, ist, Ian über die Sachlage zu informieren. Und dann gnade Gott deiner armen Seele.«
    Hart schwieg, aber er fühlte einen Anflug von Unbehagen. Ian, dem Jüngsten der Brüder MacKenzie, war Raffinesse fremd. Er konnte ein Wort buchstabieren und lexikongleich dessen Bedeutung darlegen, aber weder verstand er sie, noch wendete er sie an oder erkannte sie bei anderen. Wenn Ian sich erst einmal für eine Sache entschieden hatte, konnten weder Tod noch Teufel noch die Engel im Himmel ihn davon abbringen.
    Mac
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