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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code
Autoren: Ilkka Remes
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wieder aufzubekommen.
    »Kleine italienische Gauner. Sie haben das Bild im Vatikan gestohlen. Achim hat anscheinend die Seite gewechselt … Wir müssen hier raus, aber das könnte recht schwierig werden. Ein Jammer, dass die Fahrzeuge nicht mit Waffen beladen sind. Was ist auf der Pritsche des zweiten Lkw?«
    »Achim hat gesagt, außer einer Kiste Gold nur irgendwelcher Papierkram.«
    »Wir müssten mit den Kerlen verhandeln«, sagte Gruber. »Aber ich fürchte, das wird uns nicht gelingen. Mit miesen kleinen Gaunern kann man nämlich nicht vernünftig reden.«
    »Immerhin haben wir zwei Autos«, sagte Niko matt.
    Sein Kommentar sorgte für kurze Stille.
    »Meinst du, die springen an?«, fragte Aaro vorsichtig.
    Niko warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Na, das glaub ich kaum, bei sechzig Jahre alten Batterien. Aber der Boden hier ist abschüssig, und zwar zum Eingangstunnel hin. Die Laster haben Backsteine unter den Rädern, damit sie nicht wegrollen. Auch wenn die Motoren nicht anspringen, kann man die Fahrzeuge aus der Höhle rollen lassen, wenn nötig.«
    Aaro und Gruber blickten zur Tür. Niko hatte recht, der Boden fiel leicht in Richtung Tür ab und von dort führte das Gefälle weiter in den Gang, bis hinunter zur Eingangstür. Die Leute, die den Schatz versteckt hatten, hatten sich alles genau überlegt. Gold war ein schweres Metall, wenn man es mit bloßer Muskelkraft ins Freie tragen wollte, würde das eine kleine Ewigkeit dauern. Aaro schaute auf seinen Freund und war seltsam stolz auf ihn. Gleichzeitig schämte er sich für alle früheren abfälligen Gedanken.
    »Und die Reifen? Da ist doch bestimmt keine Luft mehr drauf?«, fragte Aaro und kassierte dafür einen verächtlichen Blick von Niko. Wie es aussah, war er jetzt derjenige, der sich zur Überheblichkeit hinreißen ließ.
    »Die sind aus synthetischem Vollgummi. Im Krieg hat Deutschland kein Kautschuk mehr aus Asien bekommen, weshalb Gummi künstlich hergestellt wurde, unter anderem aus Öl. Die Laster hier sind wahrscheinlich eher für den kurzen Erdtransport gebaut worden als für lange Fahrten über die Landstraße.«
    Aaro übersetzte Gruber, was Niko gesagt hatte, und der Deutsche nickte zustimmend. »Hol die Barren von dem Auto drüben und bring sie hierher«, sagte er zu Aaro. »Ich passe auf, dass nicht geschossen wird.«
    Aaro drehte sich zu dem Lkw um, der hinter ihnen stand. Neben der Fahrertür führte eine dünne Leiter auf die Pritsche. Aaro kletterte die Leiter hinauf, so schnell er konnte. Er hatte panische Angst, dass jeden Moment Schüsse fielen. Wie oft war er beim Spielen mit der Play-Station vor Kugeln geflohen und wie viel schlimmer fühlte sich das jetzt an … Auf der Ladefläche warf er sich auf den Bauch. Er hörte nichts. Schwer keuchend hob er den Kopf und stellte fest, dass er sich von der Tür aus gesehen im toten Winkel befand.
    Das Gold war in einer Kiste verstaut, vier Barren zu zweieinhalb Kilo, alle mit dem Adlerwappen versehen. Aaro stemmte die Barren über den Rand der Ladefläche und bedauerte wieder einmal, dass er es versäumt hatte, sich ein paar Muskeln anzutrainieren. Der Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht und seine Hände zitterten unkontrolliert, als er den letzten Barren über Bord warf. Aaro hasste Schweiß, er hielt ihn für so etwas wie das Gegenteil vom Denken. Dennoch war auch ihm schon aufgefallen, dass ihm die besten Gedanken kamen, nachdem er sich körperlich bewegt hatte.
    Seine Hände zitterten noch immer von der Anstrengung, als er die anderen Kisten unter die Lupe nahm. Sie enthielten hauptsächlich graue Mappen voller vergilbter, mit Schreibmaschine beschriebener Blätter. Der Inhalt einer Kiste weckte Aaros Aufmerksamkeit: zwei in Leder gebundene Alben mit Briefmarken. Der ehemalige Philatelist in ihm war sogleich hellwach, aber jetzt war keine Zeit, um Marken zu studieren. Konnte das am Ende gar die Sammlung von Adolf Hitler sein oder ein Teil davon? Sie enthielt eine äußerst umfassende Kollektion von Marken des britischen Imperiums. Aaro warf die Alben direkt auf die Ladefläche des anderen Lkws und stieg dann von der Pritsche.
    »Wir müssen uns unbemerkt in Bewegung setzen, ohne Lärm zu machen. Hoffentlich reicht das Gewicht des Wagens aus, um genügend zu beschleunigen«, flüsterte Gruber.
    »Darf ich fahren?«, erkundigte sich Niko in plötzlich verblüffend deutlichem Englisch.
    Gruber nickte. »Der gefährlichste Platz ist der am Steuer. Aber einer muss dort
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