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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code
Autoren: Ilkka Remes
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sitzen.«
    Niko sah aus, als hätte er seinen Vorschlag am liebsten rückgängig gemacht, aber sein Mut hielt, auch wenn er eindeutig zwischen Stolz und Angst zu kämpfen hatte. Sie luden die Goldbarren, die Aaro auf den Boden geworfen hatte, ins Führerhaus des Lasters und kletterten hinein. Drinnen roch es nach Ledersitzen und altem Öl. An der Tür regte sich weiterhin nichts.
    Niko stieg zunächst nicht ein, sondern kickte die Backsteine unter den Vorderreifen weg und sprang erst dann auf den Fahrersitz. Die Wagentür schlug zu und im selben Moment setzte sich der Lastwagen knirschend in Bewegung. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    »Pass auf, die Lenkung ist wahrscheinlich sehr steif«, sagte Gruber und duckte sich noch ein Stück tiefer.
    Das Auto kam langsam, sehr langsam ins Rollen. Niko steuerte auf die Tür zu. Vorhin war sie mit einem Knall zugeschlagen, aber nicht ins Schloss gefallen und darum wieder aufgegangen. Es war aber keineswegs sicher, dass der Laster hindurchpasste.
    Langsam, aber sicher nahmen sie Fahrt auf. Die Vollgummiräder gaben schmatzende Geräusche auf dem Steinboden von sich, das ganze Gefährt schwankte. Niko richtete den Blick gerade nach vorne und Aaro klammerte sich am Sitz fest. Gruber wollte etwas sagen, wurde aber unterbrochen, als er den Mund aufmachte: Von der Tür wurde der erste Schuss abgefeuert.
    Sie duckten sich. Die Geschwindigkeit nahm zu. Gruber feuerte in die Richtung, aus der der Schuss gekommen war. Unmittelbar vor der Tür legte Niko den zweiten Gang ein und ließ die Kupplung kommen. Die Zündung mühte sich, dann hörte man ein dumpfes Klacken, ein Knurren und nach kurzem Husten sprang der Motor an. Niko trat aufs Gas und brüllte: »Deutsche Wertarbeit!«
    Mit vollem Tempo brauste der Laster los, sein Motorengeräusch übertönte den Lärm der Schüsse. Aaro sah, wie auf einer Seite der morsche Türrahmen zersplitterte. Ein Mann schien vor dem Laster davonzurennen, so schnell er konnte, ein anderer drückte sich an die Tunnelwand, um nicht von den Hartgummireifen zermalmt zu werden.
    Niko trat aufs Gas und ließ den Motor aufheulen. Der Tunnel füllte sich mit blauem Abgas, das auch ins enge Führerhaus eindrang. Aaro hörte den Deutschen neben sich wie wild lachen. War er nun endgültig verrückt geworden?
    »Damit haben sie nicht gerechnet, die kleinen Gauner!«, rief Gruber über den Motorenlärm hinweg.
    Innerhalb weniger Sekunden waren sie die Rampe zum äußeren Tor hinuntergefahren.
    »Tritt auf die Bremse!«, schrie Aaro, aber Niko gab weiter Gas und stimmte in Grubers wahnsinniges Gelächter ein. Allein Aaro verstummte und drückte sich immer tiefer in den Sitz, während sie auf das geschlossene Tor zurasten.
    Als die wuchtige Stoßstange des Lasters das rostige Tor traf, brach es auseinander. Das Kreischen und Knirschen des Metalls klang in Aaros Ohren nach, als sich vor ihnen der Höhlenraum weitete. Die Räder zitterten auf der Fahrt über die Steinplatten.
    Nur wenig später stießen sie in die schwarze Nacht hinaus. Durch das halb geöffnete Seitenfenster blies der Alpenwind und vertrieb die Abgase aus dem Führerhaus. Weiter ging die donnernde Fahrt, der Laster knarrte und quietschte auf der holprigen, abschüssigen Wiese. Dreißig, vierzig Meter entfernt kam ein Abgrund. Davor bog der Wiesenweg nach links ab. Niko trat auf die Bremse, aber es war keine Wirkung zu spüren.
    »He, ich trete das Bremspedal bis zum Anschlag durch, aber nichts tut sich. Das lange Stehen scheint sich bemerkbar zu machen …«
    Das Tempo wurde beängstigend hoch. Im Mondlicht kam der Abgrund immer näher. Niko schaltete in den ersten Gang runter und der Motor heulte auf.
    »Du musst mit dem Motor bremsen!«, rief Gruber und zum ersten Mal klang Panik bei ihm durch.
    »Das tue ich die ganze Zeit«, antwortete Niko ruhig und drehte mit aller Kraft am Lenkrad. Das Fahrzeug neigte sich gewaltig in die Kurve und raste nun auf Grubers Geländewagen zu. Das Tempo nahm ein wenig ab, aber trotzdem wurde der Abstand zum Mercedes im Nu kleiner.
    »Bremsen!«, schrie Gruber, obwohl allen klar war, dass die Bremsen nicht funktionierten.
    Aaro umklammerte den Rand des Sitzes, denn der Zusammenprall mit dem Geländewagen war unvermeidbar. Platz zum Ausweichen gab es nicht. Niko tat trotzdem alles, um den Laster auf die links ansteigende Böschung zu lenken. Das gelang ihm und das Tempo nahm schlagartig ab. Trotzdem stieß der Laster mit der Stoßstange gegen den Geländewagen. Man
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