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Der Dunkle Code

Der Dunkle Code

Titel: Der Dunkle Code
Autoren: Ilkka Remes
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den Italienern verbündet hatte. Trotzdem müssen wir uns jetzt beeilen, wir dürfen uns auf unserem geringen Vorsprung nicht ausruhen.«
    Bereits vor der Grenze hatte Gruber telefonisch der österreichischen Polizei einen anonymen Hinweis gegeben. Er hatte angegeben, dass sich im Stollen eines alten Bergwerks oder in unmittelbarer Nähe Männer mit illegalen Waffen aufhielten.
    »Und jetzt bist du dran, Aaro«, sagte Gruber und Aaro meinte wieder den metallischen Unterton aus der Stimme herauszuhören. »Du wirst so schnell wie möglich die Botschaft im Internet vernichten, die Angaben zu meiner Person enthält.«
    Damit hatte Aaro gerechnet. Aber was garantierte, dass der Deutsche ihnen den Goldanteil überließ, der ihnen zustand, wenn sie nichts mehr gegen ihn in der Hand hatten?
    »Alles klar, unsere Abmachung gilt«, sagte Aaro. »Aber das heißt auch, dass mein Freund jetzt mit dem Gold in der Tasche dieses Haus verlässt. Fünfzehn Minuten später lösche ich die E-Mail und folge ihm mit dem Taxi, das so lange unten wartet.«
    Dietrich Gruber musterte Aaro eine Weile. Sein Mund verschmälerte sich zu einem Strich und Aaro meinte aufsteigenden Unmut in den Augen des Mannes erkennen zu können. Dann aber brach der Deutsche in befreiendes Lachen aus: »Großartig, mein Junge! Genau so hätte ich auch gehandelt. Mir gefällt diese Cleverness und Vorsicht. Sehr gut. So machen wir es. Dein Freund darf gehen und ich rufe dir ein Taxi aus Oberstbrunn. Ich gehe davon aus, dass du die Nachricht erst löschen wirst, wenn das Taxi unten vorfährt?«
    »Ganz genau«, sagte Aaro und zwinkerte.

33
    Niko wartete vor Groschs Gasthof im Auto auf Aaro. Das Lokal war längst geschlossen und das Taxi, das Aaro gebracht hatte, fuhr schnell davon. Die Dorfstraße war menschenleer, die Straßenlampen warfen gelbe Flecken auf die Häuser.
    Die beiden Jungen waren müde, aber zwischen ihnen vibrierte aufgeladene Energie, die aus Aaros schwerem Rucksack auszustrahlen schien. Dennoch wollte keiner ein Wort dazu sagen.
    Schließlich machte Aaro den Mund auf. »Was machen wir mit den zwei Klumpen?«
    »Wir können den einen verstecken und den anderen mitnehmen. Das wäre sicherer«, sagte er nach einer Weile selbst, als hätte er erst jetzt angefangen, darüber nachzudenken.
    »Den einen sollen wir also durch die Sicherheitskontrolle mit ins Flugzeug nehmen?«, gab Niko zu bedenken. »Anders geht es ja wohl kaum. Aber es ist ja nicht illegal, Gold zu transportieren.«
    »Und wo soll der andere Barren hin?«
    »Wir könnten ihn hier irgendwo verstecken. Irgendwo im Wald, wo wir ihn holen, wenn … wenn …«
    Aaro sah Niko an und kapierte, dass sie unterschiedliche Gedanken im Kopf hatten. Etwas ungläubig sagte er: »Meinst du dann, wenn das Geld vom ersten Barren verpulvert ist?«
    »Genau«, hauchte Niko.
    »Du hast die falsche Einstellung. Das Geld muss mehr Geld bringen, sonst sind wir bald wieder genauso pleite wie jetzt. Im Netz bin ich kürzlich auf eine Wettfirma gestoßen, die interessante …«
    »Du spinnst. Wir setzen keinen einzigen Euro auf eine Wette …«
    »War nur Spaß«, sagte Aaro lieber schnell, obwohl sein Vorschlag keineswegs rein scherzhaft gemeint gewesen war. »Hast du dir schon ein Versteck für den einen Barren überlegt?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »Wie wär’s mit dem Fichtenwald bei dem Gebirgsbach, wo die Straße zu Grubers Haus abgeht. Es sah nicht so aus, als würden sich dort oft Leute aufhalten.«
    »Und du meinst, wir sollen da jetzt hinfahren?«, versicherte sich Aaro.
    »Jetzt wäre es jedenfalls dunkel und ruhig genug.«
    »Und wer nimmt den anderen Barren mit?«, fragte Aaro, obwohl die Antwort seiner Meinung nach schon feststand.
    »Von mir aus kannst du ihn behalten, weil du ja auch den Code geknackt hast«, brummte Niko.
    »Na ja, ohne deinen Einsatz mit dem Laster wäre es auch nicht gegangen«, meinte Aaro wohlwollend und überlegte schon fieberhaft, wo er zu Hause den Barren verstecken konnte.
    Mit ihrem gemieteten Lupo fuhren sie zu der Stelle, die Niko vorgeschlagen hatte. Zunächst fanden sie kein geeignetes Versteck, aber schließlich schoben sie den Goldbarren unter das Wurzelgeflecht einer vor ewigen Zeiten umgestürzten Fichte. Sie verkeilten die Öffnung fest mit einem Stück Ast und schichteten Moos darüber. Zum Schluss zeichneten sie eine Karte von der Stelle. Als Orientierungspunkte nahmen sie den Bach, den Hang und andere unveränderliche
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