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Der Duft von Hibiskus

Der Duft von Hibiskus

Titel: Der Duft von Hibiskus
Autoren: Julie Leuze
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Gelder für unsere Forschungen bewilligt sind, dann kommen wir wieder zu euch.«
    »Dann unsere Kinder zusammen spielen?«, vergewisserte sich Purlimil.
    Emma nickte. »Jeden Tag.«
    Carl hielt nichts davon, ihre Abreise hinauszuzögern. Mit leichtem Befremden registrierte Emma, dass er mit jedem weiteren Tag, den sie bei den Eingeborenen verbrachten, unruhiger wurde. Mit einem Mal schien er regelrecht besessen von dem Gedanken fortzukommen.
    An einem kühlen Abend Ende Mai ging er lange vor ihrer Hütte hin und her, ganz so, als ringe er mit einem schweren Entschluss. Sie wartete drinnen auf ihn, und ihre Sorge wuchs. Was war bloß mit ihm los? Bis vor Kurzem war doch noch alles in Ordnung gewesen, aber nun …
    Als er endlich hereinkam und sich neben sie legte, konnte sie nicht länger an sich halten.
    »Hast du es dir anders überlegt?«, fragte sie nervös. »Zweifelst du an unserem Entschluss? Oder warum zieht es dich plötzlich so sehr von hier weg?«
    Er antwortete nicht, sondern knetete bloß seine Finger und starrte an ihr vorbei an die Wand aus Rinde und Gras.
    »Carl?«, drängte Emma. Plötzlich hatte sie Angst vor dem, was er sagen würde.
    Da endlich schaute er sie an. »Du hast Recht, Emma. Es gibt einen Grund dafür, dass ich fort will.«
    Nein, dachte sie erschrocken. Lieber Gott, lass nicht zu, dass jetzt noch etwas Schlimmes kommt.
    »Es hat allerdings nichts mit unserem Entschluss zu tun. Der steht fest. Vielmehr drängt es mich zu dieser Reise, weil wir etwas ganz Bestimmtes erledigen können, wenn wir wieder in der Zivilisation sind.«
    Hm. Carls Worte und auch seine Stimme klangen eigentlich nicht so, als wolle er sie verlassen oder ihr auf eine andere Art den Todesstoß versetzen. Emma beruhigte sich ein wenig.
    Aber wenn es nichts Schlimmes war, das er ihr mitzuteilen hatte, was war es dann?
    Langsam sagte er: »Ich weiß, es ist dir sehr wichtig, nicht von meinem Geld zu leben. Deshalb hast du wahrscheinlich gar keine Lust auf das, worum ich dich bitten möchte. Aber ich, weißt du, ich würde es schon gerne tun. Wir sind immerhin ein Mann und eine Frau, wir lieben uns und möchten unser Leben zusammen verbringen. Da wäre es doch nicht ehrenrührig! Vielleicht bekommst du auch bald ein Kind, und das hätte bestimmt auch gerne, wenn seine Eltern … Was ich sagen will, Emma, wir könnten auf dieser Reise, vorausgesetzt, du bist einverstanden, also, dann könnten wir doch …«, ein letztes hartes Schlucken, »… heiraten.«
    Wie vom Donner gerührt starrte sie ihn an. Und dann explodierte das Glück in ihr – wurde zu einer alles umfassenden, überschäumenden Seligkeit, die es ihr unmöglich machte zu sprechen.
    Er strich sich eine Locke aus der Stirn und setzte hastig hinzu: »Sag bitte nicht gleich nein. Lass es mich dir erklären. Vielleicht hätte ich einen romantischeren Augenblick abwarten und meine Worte besser wählen sollen. Aber glaub mir, ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich dich fragen soll, damit du nicht sofort ablehnst. Ich weiß ja, dass du etwas, hm, unkonventionelle Ansichten darüber hast, wie du leben möchtest.«
    Er drehte sich zu ihr, zog sie fest an sich und fragte mit rauer Stimme: »Könntest du dir trotzdem vorstellen, meine Frau zu werden?«
    Sie wollte antworten, unverzüglich, doch ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Also verlegte sie sich darauf, Carl so heftig zu küssen, dass ihm die Luft wegblieb.
    Als sie am nächsten Tag erwachte, schlief er noch. Emma setzte sich auf, schlang die Arme um die Knie und schaute zärtlich auf ihren schlafenden Geliebten, der bald ihr Ehemann sein würde. Sie lächelte. An diesem schwerelosen Morgen, nach einer Nacht voller Sterne, kam es ihr so vor, als könne ihr niemals mehr etwas Schlimmes passieren.
    Ein Gefühl tiefen Friedens erfüllte sie. Sie würde Carl heiraten, mit ihm leben und arbeiten, und alles andere würde sich fügen.
    Leise stand sie auf und trat aus der Hütte. Tief sog sie die kühle Morgenluft ein. Sie hatte das Gefühl, dass sie von nun an jede Schwierigkeit überwinden konnte, solange sie nur hierbleiben durfte: So wie sie war, mit ihrer Geschichte und ihren Träumen. In der Gesellschaft von Menschen, die sie annahmen, ohne sie zu verurteilen, und die ihr zu Freunden geworden waren. Im grünen, magischen Regenwald, in dem auf einer Palme, einem Farn oder einem moosbedeckten Felsen ihr Babygeist auf sie wartete. Und nicht nur auf sie, sondern auch auf Carl, der von nun an immer an ihrer
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