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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres
Autoren: Angie Frazier
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zu erklären, wie sehr sie das Meer und seine Unberechenbarkeit, seine gewaltige Größe und seine Rätselhaftigkeit liebte. Die Vorstellung, dass jenseits des flachen blauen Horizonts ein anderes Land lag, eine andere Zivilisation, faszinierte sie mehr als jede Dinnerparty oder Einladung zum Tee. Er hatte nur mit einem höflichen Kompliment über ihren Sinn für Abenteuer geantwortet.
    »Ich wette, die Mannschaft deines Vaters wird ebenfalls erleichtert sein«, sprach Randall weiter. Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie an. »Bringen Frauen auf einem Schiff nicht angeblich Unglück?«
    Camille griff nach einer Tomatenrispe. Sie drückte die Finger auf die zarte Haut einer Tomate. Dieser Mythos ärgerte sie, seit sie denken konnte.
    »Mein Vater heuert keinen Seemann an, der diesem Aberglauben anhängt. Das hat er noch nie«, erwiderte sie, dann reichte sie ihm die schwerbehangene Rispe. Randall zupfte die Tomate ab, die sie zerquetscht hatte, und gab sie dem Händler zurück.
    »Er verwöhnt dich ziemlich. Liebling, du solltest deine Zeit hier verbringen, mit Arrangements für die Hochzeit. Wir haben nur noch fünf Monate.«
    Fünf Monate. War das alles? Sie grub die Finger in ihren Samtumhang, ihre Hand war feucht und heiß.
    »Da.« Er legte einen frischen Strauß Wildblumen oben in ihren Korb. »Ich denke, wir gehen lieber zurück. Die Sonne geht auf.«
    Sie schaute in den Nebel und sah, dass der Himmel begann, sich mit einem taufeuchten Rosa zu überziehen. Sie hatten länger als gewöhnlich gebraucht und mehr Worte gewechselt als bei allen vorangegangenen Ausflügen. Binnen Kurzem erreichten sie atemlos den hinteren Innenhof und sahen eine Lampe durchs Küchenfenster leuchten. Ein Gefühl von Panik schnürte Camille die Kehle zu.
    »Du kannst mir die Schuld geben«, sagte Randall, der nicht im Mindesten besorgt klang.
    »Das habe ich vor«, antwortete sie. Die einzige wache Person im Inneren des Hauses war ihre einstige Kinderfrau und Köchin, Juanita. Die Damastvorhänge im ersten Stock waren immer noch zugezogen. Ihr Vater schlief recht lange dafür, dass sie heute abreisten.
    Randall nahm seinen Hut wieder ab und hielt sie von der Küchentreppe fern, außer Sicht, sollte Juanita hinausspähen.
    »Ich werde diese morgendlichen Ausflüge vermissen«, sagte er leise. Camille wusste, dass sie ihr ebenfalls fehlen würden. Vor der Heirat wollte sie ihn besser kennenlernen, und das konnte sie während seiner offiziellen Besuche nicht.
    »Es ist ja nur für einige Monate«, sagte sie und bemerkte, dass er näher kam und sich auf einen Kuss vorbereitete. Er beendete ihr morgendliches Rendezvous stets mit einem. Und mit jedem Samstag, der verstrich, graute Camille mehr davor. Wie konnte ein Kuss von einem Mann, der so prächtig, intelligent, sanft und gut aussehend war wie Randall, kein Feuer in ihrer Magengrube entzünden? Sie hatte sich immer vorgestellt, dass ein Kuss das tun würde.
    Seine Lippen streiften ihre und verweilten länger als gewöhnlich, vielleicht wegen der bevorstehenden Reise – oder vielleicht, weil auch er den Mangel an Feuer wahrnahm und entschlossen war, es endlich zu entzünden. Was auch immer der Grund war, er umfasste in der letzten Sekunde ihres Kusses ihre warme Wange mit seiner kühlen Hand.
    Dann setzte er sich den Hut wieder auf und trat in die Nebelschwaden zurück. Sie presste die Lippen zusammen, als sie die Küchentür öffnete, und suchte nach den Überresten seines Kusses, vielleicht auch der Sehnsucht nach einem weiteren. Nichts. Juanita, die am Tisch stand, erschrak und fuhr zu Camille herum, ihr Nudelholz erhoben, um zuzuschlagen.
    »Miss Camille?« Das Nudelholz fiel zurück auf den Tisch und grub eine Delle in den ausgerollten Teig. »Was um alles in der Welt tun Sie … wo sind Sie … ich …«
    Die rundliche, dunkelhäutige Frau musterte den mit Waren vom Markt gefüllten Korb, der an Camilles Arm hing. Sie zog eine Braue hoch. »Sie sind also diejenige, die mich mit diesen Körben verwirrt hat. Ich habe schon angefangen, mich zu fragen, ob ein heimlicher Bewunderer sich angewöhnt hat, einzubrechen und mir anonyme Geschenke dazulassen.«
    Sie seufzte und wandte sich wieder ihrem Teig zu.
    »Es ist Randalls Schuld«, sagte Camille lächelnd, obwohl sie immer noch enttäuscht von dem Kuss war. Was stimmte nicht mit ihr? Camille stellte den Korb auf den Tisch und trat in die Halle. Dort blieb sie wie angewurzelt stehen. Ein zweiter Reisekoffer lag auf ihrem
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