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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres
Autoren: Angie Frazier
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und ihn auf eine Weise verletzen, die er nicht verdiente. Sie würde ihr Zuhause verlieren, das Geschäft ihres Vaters, und einmal mehr würde sie die Person sein, über die alle mit gedämpfter Stimme tratschten.
    Trotzdem rauschte ein prickelndes Gefühl durch ihre Adern, als sie an das Eine dachte, was sie haben würde. Camille legte die Arme um Oscars Hüften, hielt ihn fest und atmete seinen unverkennbaren Duft ein – eine solch kleine Einzelheit an einer Person. Sie wollte all die winzigen Einzelheiten an ihm entdecken, und jetzt konnte sie es tun.
    »Stirb ja nie wieder«, flüsterte Camille und presste die Wange an die harten Muskeln seiner Schulter.
    »Ich werde mein Bestes geben, am Leben zu bleiben. Unter einer Bedingung.« Er hob ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen sah. »Entscheide dich für mich.«
    Entscheidung. Sie hatte immer alles gehabt, aber seltsamerweise gab die Vorstellung von einem Leben ohne das weiche Polster von Geld und Ansehen ihr das Gefühl, dass sie mehr Freiheit hatte denn je. Sie konnte tun, was immer sie tun wollte, sein, wer immer sie sein wollte. Und die einzige Person, mit der sie ihren Weg finden wollte, war Oscar.
    »Ich habe mich bereits entschieden«, flüsterte sie und strich mit den Händen über seine Arme und seine breiten Schultern. Sie hielt die Karte noch immer in einer verschwitzten Hand. Mit Schwung schüttelte sie das feuchte, zerknitterte Leder aus. Glitzernder Staub erfüllte die Luft. Oscar kicherte.
    »Was wirst du damit machen?«, fragte er und strich mit dem Finger über das in die Rückseite der Karte eingebrannte Emblem. Das obere Dreieck sah jetzt so gewöhnlich aus wie zuvor. Camille zeichnete das auf dem Kopf stehende Dreieck nach und fragte sich, was dazu führen würde, dass dieses zu leuchten begann. McGreenery hatte gewütet, dass sie etwas gegen sich selbst entfesselt hätte. Irgendeine Art von neuem Fluch. Sie hatte den Umandu benutzt, bevor sie ihn mit seiner Schwester vereint hatte, hatte er gesagt. Aber sie scherte sich nicht um den anderen Stein oder die Legende um die machthungrige Göttin und die Unsterblichen, von denen Oscar ihr erzählt hatte. Sie wollte jetzt nur noch nach Hause.
    Sie rollte das Leder säuberlich zusammen, schlang das Band darum und schob die Karte in ihre Tasche. Sie wollte den glänzenden Ozean nie wiedersehen, der so hell wie Saphire geleuchtet hatte, oder die bewaldeten Hügel, die wie Smaragde funkelten. Ihr Anblick würde sie nur an die Aufgabe erinnern, für deren Erfüllung sie so weit gereist war, die sie aber nicht zu Ende gebracht hatte.
    Oscar schob ihr eine Strähne ihres offenen rabenschwarzen Haars hinters Ohr, und Camille wusste, dass sie nicht vollkommen versagt hatte. Der Mann, den sie liebte und der sie liebte, lebte, obwohl er unter normalen Umständen tot sein sollte. Wie konnte sie das als Scheitern betrachten?
    »Du weißt und ich weiß, dass William«, Oscar hielt inne, »es niemals gutgeheißen hätte, dass wir zusammen sind.«
    Er hielt ihren Blick fest, als versuche er, in ihren Augen ein Flackern von Zweifel oder Furcht auszumachen.
    »Wir werden Köderbeutel binden, um unseren Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht wahr?«, fragte sie, bereit, ihren Wohlstand aufzugeben und ihren guten Namen, aber niemals ihre Würde.
    Oscar lachte. »Keine Köderbeutel.«
    »Nun, das zumindest würde mein Vater gutheißen. Und selbst wenn er es nicht täte«, sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen, »ich tue es.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
    »Hey, Turteltäubchen!«, rief Ira von unten. Er und Samuel hatten den Fuß des Hügels erreicht, schauten jetzt ins Sonnenlicht und beschirmten die Augen mit den Händen. »Soll ich ein Lagerfeuer machen und anfangen, Rauchsignale zu senden? Hier sind wir, ihr Bestien! Kommt und holt euch euer Mittagessen!«
    Oscars vertrauter Sarkasmus setzte wieder ein. »Es sind keine Rauchsignale nötig, Ira, rufen wird vollauf genügen.«
    Er löste die Arme von ihrer Taille und Camille ließ ihn widerstrebend los. »Ich werde vorangehen, für den Fall, dass du ausrutschst.«
    Oscars Augen waren jetzt auf gleicher Höhe mit Camilles zerlumpten Wollstrümpfen. Er schaute zu ihr auf, und seine Grübchen waren genauso unwiderstehlich wie beim ersten Mal, als sie sie gesehen hatte.
    »Nun, zumindest ist es besser als nackte Füße«, meinte er.
    Camille wackelte lachend mit den Zehen. Sie ging den Hügel aus Felsbrocken hinunter auf das Leben zu, das
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