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Der Duft des Meeres

Der Duft des Meeres

Titel: Der Duft des Meeres
Autoren: Angie Frazier
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Weigerung angeknüpft hätten, geziemend zu debütieren. Sie hatte es unvorstellbar gefunden, lächerlicher Bälle, Feste und Handarbeitsstunden wegen in San Francisco zu bleiben, statt mit ihrem Vater eine achtmonatige Reise nach Australien zu unternehmen. Für sie war es eine einfache Entscheidung gewesen. Und bei ihrer Rückkehr hatte ihr Vater erfahren, dass einer der führenden Männer der Stadt gestorben war und seinem Sohn, Randall, ein beträchtliches Vermögen hinterlassen hatte, das er investieren konnte, wo es ihm gefiel. Zur Freude ihres Vaters hatte der junge Mann sein Interesse an der Schifffahrt entdeckt – und an Camille.
    Randall ließ Camilles Arm los, um einer älteren Frau zu helfen, ein Stück gesalzenes Schweinefleisch von einem Haken zu nehmen.
    »Dein Lieblingsobst kenne ich gar nicht«, sagte sie, als er an ihre Seite zurückgekehrt war.
    Bis auf diese kurzen Ausflüge hatte sie das Gefühl, all ihre gemeinsame Zeit in Anwesenheit ihres Vaters zu verbringen. Da er und Randall Geschäftspartner waren, drehten sich die Gespräche größtenteils um Schifffahrt, Handelsbeziehungen, Ausbau der Handelsflotte und Geld. Camille hatte begonnen, sich zu fragen, ob ihre Verlobung nur ein weiteres Geschäft war, dem es sich zu widmen galt. Aber dann hatte Randall sie gebeten, ihn an einem Samstag vor Tagesanbruch auf der Hintertreppe der Küche zu treffen.
    Es dauerte einige Zeit, sich daran zu gewöhnen, so früh aufzustehen, aber bald fand sie die Herausforderung aufregend, ihre Körbe mit den frischesten Waren zu füllen und ins Stadthaus zurückzukehren, bevor ihr Vater aufgestanden war. Darüber konnten sie und Randall im Laufe der Woche tuscheln, und es hatte zur Abwechslung einmal nichts mit Schifffahrt zu tun.
    Randall hielt an einem Karren inne, auf dem sich Melonen türmten, nahm eine in die Hand und hob die raue Schale an die Nase.
    »Mit Abstand mein Lieblingsobst. Vor allem, weil man das Aroma hier erspüren kann.« Er pochte auf die Schale der Melone, die hohl klang, und hielt sie Camille an die Nase. Sie schnupperte und kam sich dabei töricht vor, war aber glücklich, dass sie etwas Neues über ihn erfahren hatte.
    »Weißt du, Camille, sosehr ich deinen Vater bewundere, ist es doch schön, dass wir uns ein wenig Zeit nur für uns stehlen können. Ich wage zu behaupten, dass heimliche Treffen, sobald wir erst verheiratet sind, nicht mehr den gleichen Reiz haben werden.« Er bezahlte die Melone und ging zu einem Händler weiter, der Rotkohl und Tomaten feilbot. Camille stockte, als sie ihm folgte. Ihre verstohlenen Treffen waren doch der halbe Spaß. Vielleicht sogar mehr als der halbe.
    »Ich bin froh, dass ich heute hier sein kann«, fuhr er fort. »Es ist aufregend, dich zu deiner letzten Reise zu verabschieden.«
    Camille blieb stehen und der Nebel waberte um ihre Füße. Letzte Reise. Die Worte waren wie ein Haufen Spinnen, die ihr Bein hinaufkrochen.
    »Ja, stimmt, es ist sehr aufregend.« Sie hoffte, dass sie enthusiastischer klang, als sie sich fühlte. Aber es war die richtige Antwort, selbst wenn sie nicht eine einzige Silbe davon glaubte.
    Sobald Randall begonnen hatte, sie zu umwerben, hatte ihr Vater das mit Erleichterung wahrgenommen. Er hatte sein Lächeln wiedergefunden, den Kopf höher gehalten und sogar angefangen, wieder ganze Gespräche mit ihr zu führen. Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als habe er das Interesse daran verloren, mit ihr zu sprechen. Erst nachdem Camille offiziell das Werben eines der reichsten und angesehensten Männer San Franciscos angenommen hatte, war sie auf die Idee gekommen, dass sie ihrem Vater vielleicht peinlich gewesen sein könnte. Das bewundernswerte kleine Mädchen, das er auf Schiffen großgezogen hatte, war zu einer jungen Frau herangewachsen, der es auf beklagenswerte Weise an der Fähigkeit mangelte, akzeptable Verehrer anzuziehen. Warum Randall Jackson, ausgerechnet der Junggeselle, der jedes Mädchen in San Francisco in Verzückung geraten ließ, beschlossen hatte, Camille den Hof zu machen, hatte sie erstaunt – und wahrscheinlich alle anderen ebenfalls.
    Randall wählte einen Kohlkopf für jeden ihrer Körbe. »In einigen Monaten wird dieses Hüpfen von Hafen zu Hafen vorüber sein«, sagte er.
    Camilles blasse Wangen flammten auf und sie verhärtete die Muskeln ihres Kinns. »Ich tue nichts Derartiges.«
    Von Hafen zu Hafen hüpfen … Als sei sie ein kleines Mädchen, das Matrose spielte. Sie hatte einmal versucht, Randall
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