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Der Duft des Bösen

Der Duft des Bösen

Titel: Der Duft des Bösen
Autoren: Ruth Rendell
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das?«
    »Das tun die nie«, sagte sie.
    »Sie haben es getan. Das letzte Mal in den siebziger Jahren. Sie fordern Freiwillige an und bekommen viel mehr Leute, als sie brauchen können. Die meisten davon sind so unbrauchbar, dass sie nicht einmal einen Elefanten aus anderthalb Metern Entfernung erschießen könnten. Deshalb sind immer ein paar ausgebildete Scharfschützen darunter. So würde ich gerne sterben, durch ein Exekutionskommando. Und wie steht es mit Ihnen?«
    »Ich will gar nicht sterben. Ich bin frisch verheiratet.«
    Er lachte. Wieder klingelte das Telefon. Wenn er nicht abhob, würden sie es immer weiter läuten lassen. Die Pistole an ihrem Hals, direkt hinter dem rechten Ohr, von dem wie ein Kronleuchter ein Ohrring baumelte. »Hallo?«
    »Quick oder Gibbons, oder wie Sie sonst heißen, hier ist Detective Inspector Crippen.«
    Jeremy sagte nichts.
    »Sie tun sich keinen Gefallen, das wissen Sie. Die Pistole war keine gute Idee. Mrs. Perfect als Geisel zu nehmen, auch nicht. Wenn Sie sie gehen lassen und die Waffe zum Fenster hinauswerfen, sind Sie auf dem besten Weg, dass Ihr Fall äußerst wohlwollend geprüft wird.«
    »Je mehr Sie so reden«, sagte Jeremy, »umso lieber bringe ich sie um. Inzwischen steckt die Pistole direkt in ihrem rechten Ohr. Wenn ich abdrücke, ist sie binnen einer halben Sekunde tot.«
    Crippen legte auf. Zweifellos, um sich mit den anderen Polizisten zu beraten. Er spürte, wie sich Ludmilla unruhig der Berührung der Pistole entzog und ihm ihr Gesicht zuwandte, um ihn anzuschauen. »Warum tun Sie das?« Mit der allmählich schwindenden Kontrolle über ihre Englischkenntnisse verstärkte sich ihr slawischer Akzent. »Warum ich? Was habe ich getan, dass Sie mich aussuchen?«
    »Sie sind einfach da gewesen«, sagte er unverblümt Ein weiteres Fahrzeug war vorgefahren, kein PKW, sondern ein Polizeitransporter. Aus der Hintertür stiegen vier Scharfschützen mit Gewehren aus. Er lächelte.
    »Ich werde sie nie gehen lassen«, brüllte er zum Fenster hinaus. »Wenn ihr mich tötet, tötet ihr auch sie, dafür werde ich sorgen.« Auch wenn er das nie tun würde, schadete es nicht, sie in diesem Glauben zu lassen.
    Zulueta war auf die Straße hinausgetreten. Trotz seines markanten Gesichts ähnelte er in Jeremys Augen sehr stark dem Jungen, den er letzte Nacht zu erwürgen versucht hatte. Sie hätten Brüder sein können. Die schwarzen Augen des Jungen starrten zu ihm herauf. »Noch werden wir nichts unternehmen – äh, Gibbons. Es eilt nicht, weder für Sie noch für uns. Ganz im Gegensatz zu Mrs. Perfect. Sie ist herzkrank – wussten Sie das?«
    Das war Jeremy genauso unbekannt wie Ludmilla. Eine reine Erfindung von Freddy. Aber Ludmilla würde den Teufel tun und dies abstreiten. Sie zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter und stöhnte ein bisschen.
    »Quick, wenn sie einen Herzanfall bekommt, fangen Ihre Probleme erst richtig an. Warum gehen Sie dem nicht schon jetzt aus dem Weg? Lassen Sie sie jetzt herunterkommen, und wir kommen ihr auf halbem Weg entgegen. Wir haben hier einen Arzt. Geben Sie sie in sichere Hände, Quick – Gibbons, wollte ich sagen.«
    Jeremy brüllte los. Es klang barsch und erstickt. »Was interessiert mich ihr Herz? Mich interessiert bald gar nichts mehr.« Bis auf meine Mutter, dachte er. O Gott, meine arme Mutter! Und doch fuhr er fort: »Ich begehe Selbstmord. Ich bin wie ein Selbstmordattentäter. Allerdings werdet ihr das Töten übernehmen.«
    Damit saßen sie in der Klemme. Schnell ging Zulueta ins Haus, unmittelbar darauf klingelte das Telefon. Beinahe hätte er nicht abgehoben. Wozu noch? Man hatte die Star Street und einen Teil der Bridgnorth Street abgesperrt. Wie immer hatten sich Gaffer eingestellt. Einer witterte immer etwas. Man trieb sie zurück, wie Hirtenhunde es mit einer Schafherde machen. Die vier Scharfschützen hatten Position bezogen. Was wäre, wenn seine Mutter anriefe? Er könnte sich von ihr verabschieden … Er hob ab.
    »Ja? Hallo?«
    »Mr. Quick?«
    Um Himmels willen, wer war das? Er spürte, wie Ludmilla vor dem Pistolenlauf erstarrte. »Wer ist da?«
    »Lara«, sagte sie, »von der Parfümabteilung bei ›Selfridges‹. Sie waren heute Vormittag hier. Sie wollten den Namen eines Parfüms wissen. Ich habe ihn für Sie herausgefunden. Es heißt Libido. Soll ich Ihnen das buchstabieren?«
    »Danke«, sagte er, »vielen herzlichen Dank. Sie brauchen es mir nicht zu buchstabieren.«
    Libido. Die Quelle der Geilheit,
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