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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose
Autoren: Beatrix Mannel
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Charlotte aus den Fluten gerettet hast.«
    »Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen.« John deutete eine Verbeugung vor Fanny an.
    Fanny blickte verwirrt zwischen den Männern hin und her. Der große blonde Mann deutete auf ihren dunkelhaarigen Retter. »Das ist John Madiba, mein Verwalter. Ich bin Ludwig Falkenhagen, dein Bräutigam.«
    Überrascht betrachtete Fanny ihn genauer. Er lächelte sie so vergnügt an, dass sie zurücklächelte, obwohl sie kaum klar denken konnte und sich in ihrem Kopf alles drehte. Vielleicht war es die Sonne oder der Sturz in die reißende Brandung, jedenfalls kreiselten die Bilder und Gedanken immer schneller und schneller. Ludwigs Schnurrbart, die Maske aus dem Albtraum, eine brennende Kirche, Charlottes Leiche auf dem Meer tanzend, Maria von Imkeller im Käfig, die nackten Männerschultern, die Augen ihres Retters und ihr Versprechen. Fanny kniff sich in den Arm, um sich zu sammeln. Jetzt oder nie. Sie konnte ihr Verspre chen brechen und Ludwig erklären, dass sie nicht Charlotte war, oder sie musste für immer schweigen.
    Ludwig nickte ihr verständnisvoll zu. »Liebes, du musst vollkommen erschöpft sein. Die Januarsonne ist auch viel zu stark für dich und wird deine schöne helle Haut ruinieren.« Er klatschte zweimal in die Hände, woraufhin eine schwarze Frau angerannt kam.
    Jetzt, Fanny, jetzt musst du es ihm sagen, diesem freundlich besorgten Mann, dass du nicht Charlotte von Gehring bist, sondern nur ein Waisenkind aus dem Kloster. Und wenn ich das tue, dachte Fanny, was wird dann aus mir? Sie betrachtete den blonden Mann, der sie immer noch mitfühlend ansah. Würde er sie hassen, wenn er je dahinterkäme, dass sie ihn belogen hatte?
    Er konnte sich offensichtlich nicht an ihr sattsehen. Es schien, als wäre Fanny für ihn nicht nur eine annehmbare Verlobte, sondern ein großer Gewinn. Fannys Augen schweiften hinüber zu John, der sich erschöpft in den Sand gesetzt hatte.
    »Elli«, sagte Ludwig zu der schwarzen Frau, »wir brauchen einen Schirm und einen leichten Umhang für meine Braut. Und etwas zu trinken.«
    »Ich glaube, ich muss mich auch setzen«, murmelte Fanny, und weil sie nirgends einen Stuhl oder etwas Ähnliches entdecken konnte, ließ sie sich neben John auf den goldfarbenen Sand fallen. Sie umklammerte ihr Glasperlenarmband, als könnte ihr das helfen.
    Ludwig ging neben ihr in die Hocke. »Liebes, es tut mir leid, aber wir müssen noch auf die arme Lehrerin warten, ich habe versprochen, dass wir uns um sie kümmern.« Er stand auf und wandte sich an John, diesmal mit der Stimme eines Mannes, der das Befehlen gewohnt war. »John, deine Hilfe wird bei den Karren gebraucht.« John nickte, erhob sich und klopfte den Sand vom feuchten Anzug.
    »Sorg dafür, dass sie alles aufladen, was mit zu uns nach Keetmanshoop kommen soll, auch die Koffer der Lehrerin.«
    Fanny war nahe daran, in hysterisches Kichern auszubrechen, doch sie riss sich zusammen. Das immerhin hatte sie im Kloster gelernt: zu verbergen, was wirklich in ihr vorging.
    »Wir müssen nicht länger warten«, sagte sie leise. »Franziska Reutberg wird nicht kommen.«
    »Was sagst du?« Ludwig beugte sich wieder näher zu ihr hin, sodass sie direkt in seine fragenden, blaugrauen Augen sehen konnte.
    »Franziska Reutberg ist tot.« Fanny flüsterte nur noch und schaffte es nicht mehr, sich zu beherrschen, sie weinte. Ich habe mich entschieden, dachte sie. Charlotte, schau, ich halte mein Versprechen, obwohl ich mich selbst damit für tot erkläre. Ich muss verrückt sein, aber ich tu’s. Für dich und für mich. Denn nur so kann ich hierbleiben und mehr über meine Vergangenheit herausfinden.
    Ludwig sah auf Fanny herab und wusste offensichtlich nicht, was er tun sollte. Er drehte sich nervös nach den anderen Menschen am Strand um, doch niemand beachtete sie. Alle waren damit beschäftigt, die ständig weiter eintreffenden Boote abzuladen und zu den Karren oberhalb des Strandes zu transportieren.
    »Wein doch nicht«, sagte er schließlich und streichelte zaghaft über ihren feuchten Arm. »Ich werde alles tun, damit du niemals einen Grund hast zu weinen, das verspreche ich dir. Liebes, eine so schöne Frau wie du sollte nicht weinen. Du bist nur von den Strapazen der Reise ein wenig durcheinander.«
    Elli war zurück und hielt Ludwig einen weißen Spitzenschirm hin, den er ihr wortlos abnahm und aufspannte. Sie füllte einen Becher mit Flüssigkeit aus einem Lederschlauch und bedeutete Fanny zu
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