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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose
Autoren: Beatrix Mannel
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Außerdem tummelten sich plötzlich Frösche und Fische im Wasser, und überall schwirrten Heuschrecken herum, die geröstet ein Leckerbissen waren.
    Sie waren nicht mehr jeden Tag bis zur vollkommenen Erschöpfung gewandert, sondern nur noch so lange, bis sie müde wurden. Und ohne Angst vor ihren Verfolgern haben zu müssen, hatte Fanny gut geschlafen. Wenn sie geträumt hatte, dann nur von Charlotte, die sich lachend mit dem lebendig gewordenen Reutberger Christkind unterhielt.
    Das Allerbeste an diesem letzten Stück ihrer Reise aber war, dass sie und John ständig zusammen waren. Wann immer Fanny einfiel, dass sie noch mit Ludwig verheiratet war, sagte sie sich, dass Ludwig jedes Recht verspielt hatte, sich als ihr Ehemann zu betrachten.
    Nur der Abschied von Zahaboo war ein Wermutstropfen in diesen glücklichen Wochen gewesen. Schon weit vor Windhuk hatte Zahaboo plötzlich innegehalten und ihnen mitgeteilt, ihr Platz sei in der Wüste und von hier aus müssten John und sie alleine weitergehen.
    Damit hatte sie Fanny völlig aus der Fassung gebracht. Als sie wissen wollte, wie sie denn ohne ihre Hilfe mehr über ihre magischen Fähigkeiten lernen sollte, hatte Zahaboo sie ein wenig spöttisch angelächelt, sieben ihrer Armreife abgenommen und sie Fanny überreicht. »Du hast wie mein John zwei verschiedene Beine, und deshalb musst du deinen eigenen Weg finden. Mein Weg kann nicht der deine sein. Aber meine Ahnen und ich möchten dir etwas mit auf diesen deinen Weg geben: Sei sorgsam mit deiner Macht, benutze sie niemals, um anderen Schaden zuzufügen. Und sie bitten dich um noch etwas. Was auch im mer geschieht, wende dein Gesicht stets der Sonne zu, nur dann fallen die Schatten hinter dich.« Sie hatte John und Fanny zugenickt und war ohne ein weiteres Wort, auch nicht zu ihrem Sohn, davongeschritten, zurück in die Wüste.
    Fanny hatte die Armreife übergestreift und John beobachtet, der seiner Mutter wehmütig hinterherschaute. Sie hätte zu gern gewusst, was in diesem Moment in ihm vorging.
    Dann hatte er den Blick von seiner Mutter abgewendet, Fanny liebevoll zugelächelt und tief geseufzt. »Wir werden sie wiedersehen, aber wann und wo, das wird Zahaboo bestimmen. Ich habe gelernt, das zu akzeptieren, ohne wütend zu werden, aber es hat lange genug gedauert. Wenden wir unser Gesicht also der Sonne zu.« Dann hatte er den Arm um Fanny und Lottchen gelegt und war mit ihnen weitergewandert.
    Sie erreichten Windhuk in einem Zustand völliger Ver wahrlosung, und Richter Ehrenfels war sichtlich scho ckiert, als er Fanny mit John und einem schwarzen Kind zerlumpt und stinkend vor seiner Tür stehend vorfand.
    Nur Bismarck, der dicke Mops, erinnerte sich sofort an Fanny und sprang begeistert bellend um sie herum.
    Als Fanny dem Richter offenbarte, dass sie die Tochter seiner Luise sei und dringend mit ihm reden musste, hatte er ungläubig den Kopf geschüttelt, sie aber dennoch zu sich ins Haus gebeten.
    Nachdem alle drei ausgiebig gebadet hatten und vor allem neu eingekleidet waren, hellte sich die Stimmung von Ehrenfels wieder auf. Als sie abends auf der Veranda bei Kerzenlicht zusammen speisten, fand Fanny ihn beinahe wieder so aufgeräumt vor wie in den Tagen vor ihrer Hochzeit.
    Fanny trug ein altes Seidenkleid ihrer Mutter und fühlte sich zwar frisch und sauber, aber auch eingezwängt in die Wespentaille und den hochgeschlossenen Kragen. Die Gold reife von Zahaboo wirkten seltsam fehl am Platz über den mit zwanzig Knöpfchen geschlossenen Keulenärmeln. Fanny hatte trotzdem beschlossen, die Reife immer zu tragen. Sie vermisste ihre Perlen, und die Glaskugel war zu schwer, um sie ständig dabeizuhaben.
    Im Spiegel des Richters hatte sie ihr Gesicht zum ersten Mal seit Langem gesehen, und sie war überrascht, wie sehr es sich verändert hatte. Ihre Haut war sehr braun geworden und hatte auf der Stirn, an der Nasenwurzel und den Mundwinkeln viele kleine Linien bekommen. Außerdem hatte sich der Ausdruck ihrer Augen verändert. Sie suchte nach einem Wort dafür, was war das? Während sie sich anstarrte, überlegte sie, ob es Charlotte auch auffallen und wie sie es bezeichnen würde. Als ihr langsam dämmerte, was es war, musste sie lachen. Kein Wunder, dass sie diesen Ausdruck nicht kannte, sie hatte ihn ja auch noch nie vorher in ihren Augen gesehen. Es war das pure Glück, nichts als Glück, was ihr da entgegenschimmerte.
    »Die Gerüchteküche brodelt«, erklärte der Richter, nachdem sie auch noch den
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