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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose
Autoren: Beatrix Mannel
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»Es war völlig verrückt, aber als ich dich damals in Swakopmund aus den Fluten herausgetragen habe, da wusste ich, du bist die Frau, an die ich geschrieben habe, du bist meine Frau.«
    »Aber – ich war doch gar nicht Charlotte von Gehring, also auch nicht die Frau, der du geschrieben hattest.«
    »Meine Mutter hat es sofort gewusst, als sie dich im Köcherbaumwald das erste Mal gesehen hat. Sie hat das Inyanga -Zeichen an deinem Arm entdeckt und dann die Perlen von Sahereros Bruder, und deshalb hat sie mich vor dir gewarnt. Aber es war mir egal, denn du warst genauso, wie ich mir die Frau beim Schreiben vorgestellt hatte. Zart und doch kräftig, wunderschön, aber nicht eitel, klug und voller Lachen.«
    Seine Worte klangen durch ihren Körper wie Musik und brachten alles in ihr zum Schwingen. Er war so nah bei ihr, dass sie trotz der Hitze seine Wärme spüren konnte.
    Fanny dachte plötzlich an Charlotte. Niemals wäre ihre Freundin auf die Idee verfallen, dass Fanny ihren Verlobten heiraten sollte, wenn John nicht so wunderschöne Briefe geschrieben hätte.
    Fanny seufzte und sah in den Himmel, der gerade dun kelgrau wurde. Die ersten Sterne begannen zu blinken und spiegelten sich in dem dunklen See.
    Keiner von ihnen sprach ein Wort, aber Fanny war sicher, dass er sich ihres Köpers genauso bewusst war wie sie sich seines, und sie wünschte sich, John würde sie endlich küssen.
    Oder sollte sie vorher nicht besser noch baden? Sie konnte selbst riechen, wie verschwitzt und schmutzig sie war.
    »Ist es gefährlich, in dem See zu baden?«, fragte Fanny.
    »Sehr gefährlich, es gibt Haie«, sagte John grinsend, und seine Augen funkelten, »ganz kleine Haie …«
    Fanny musste lachen. »Dann gibt es also keine beißfreudigen Tiere darin?«
    John zuckte mit den Schultern. »Vielleicht kleine Würmer, die sich in die Haut bohren, aber das ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal.« Er legte Lottchen auf Fannys Arm, zog sich blitzschnell aus, warf seine Sachen auf einen Haufen und rannte übermütig wie ein kleiner Junge zum See, sodass der Sand in kleinen Schwaden unter seinen Füßen wegspritzte.
    Fanny sah ihm nach, dann zog sie das dreckstarrende, schweißgetränkte Kleid aus und wickelte Lottchen aus ihren Stofffetzen. Eigentlich müssten wir das alles waschen, dachte sie, doch es würde nicht mehr trocknen, und sie wusste, wie unglaublich kalt die Wüste in den letzten Nächten gewesen war. Also müssten sie nach dem Baden trotzdem wieder alles anziehen, und erst in Windhuk konnten sie neue Kleider kaufen. Dann wurde ihr schlagartig klar: Nicht nur Kleider, sie brauchten alles und hatten kein Geld.
    Aber die Tränen der Sonne. Sie bückte sich zu dem Kleiderhaufen und suchte in den Taschen des Kleides nach ihnen. Hoffentlich hatte sie sie bei ihrer wilden Flucht vor den Wassermassen nicht verloren.
    Da stießen ihre Finger an die kalte und glatte Oberfläche der Steine. Erleichtert legte sie das Kleid wieder auf den Haufen zurück und sah im fahlen Licht der Dämmerung an sich herunter. Sie war unglaublich mager geworden, nur ihre Brust war wegen Lottchen noch üppig, ihr Bauch hatte sich komplett zurückgebildet, und die blauen Flecken von Ludwigs Schlägen waren nun gelb und kaum noch zu sehen.
    Ihre Arme und Hände waren rot und voller Hautfetzen, und sie wollte sich nicht vorstellen, wie ihr Gesicht aussah.
    Sie nahm Lottchen fest in den Arm und lief barfuß durch den noch warmen Sand nach unten zu dem See, in dem sich jetzt unzählige Sterne widerspiegelten.
    Und wenn tausend Würmer darin sind, dachte Fanny, es ist mir egal, es wird höchste Zeit. »Lottchen, dein erstes Bad«, sagte sie zu ihrer Tochter, »du wirst es lieben!«
    John schwamm ihnen entgegen. »Es ist nicht sehr tief, am besten geht ihr hier drüben rein, dort sind keine dornigen Büsche im Sandboden.« Er kam aus dem Wasser und nahm Fanny Lottchen ab, die protestierend quäkte. Er lief mit ihr in den See und benetzte sie vorsichtig mit Wasser. »Ich taufe dich auf den Namen Ikwezi , der Morgenstern – das passt so gut zu dir.«
    Fanny konnte hören, wie Lottchens Quäken in glückliches Glucksen überging. Mit einem Lächeln im Gesicht betrachtete sie die beiden.
    Eben hatte sie John nur von hinten gesehen, und es war so schnell gegangen, dass sie seinen Körper nicht wirklich wahrgenommen hatte, aber jetzt stand er frontal mit Lottchen auf dem Arm vor ihr. Und was sie da sah, brachte alles in ihr zum Kribbeln. Es zog sie in seine Nähe,
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