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Der Duft Der Wüstenrose

Der Duft Der Wüstenrose

Titel: Der Duft Der Wüstenrose
Autoren: Beatrix Mannel
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letzten Krümel Kürbiskuchen mit Mangopüree aufgegessen hatten. »Mal hält man dich für eine gefährliche Metze, die vier Männer in der Wüste ermordet hat, mal für eine irregeleitete Negerhure, je nachdem, wer es erzählt. Und bevor wir auch nur ein Wort weiterreden, will ich jetzt die ganze Wahrheit von dir hören.« Er zwinkerte ihr zu, und sie erinnerte sich an das Gespräch, das sie vor ihrer Hochzeit mit Ludwig geführt hatten. »Und dieses Mal wirklich die Wahrheit«, fügte er hinzu, bevor er sich zurücklehnte und seine Pip anzündete. Fanny hätte ihn sehr viel lieber über ihre Mutter ausgefragt, aber sie merkte, dass sie, ohne ihre Geschichte preiszugeben, nichts von ihm erfahren würde.
    Als sie Stunden später geendet hatte, war John eingeschlafen, aber der Richter noch immer hellwach. Keiner redete ein Wort, man hörte nur den Wind, der leise um das Haus strich, und das Schnarchen des Mopses, der auf den Knien des Richters döste.
    »Sie war so ein unglücklicher Mensch, meine Luise. Deine Mutter.« Er seufzte tief. »Ich wollte ihr so gern helfen, aber sie hat ihren Schmerz geliebt, es war so, als würde sie sich selbst bestrafen und es richtig finden.«
    »Warum haben Sie sie geheiratet?«
    »Sag endlich auch du zu mir, ich bin, auch wenn es mir höchst merkwürdig vorkommt, dein Stiefvater.«
    Es fiel Fanny schwer, auf den Wunsch des Richters einzugehen, denn er war ein so respekteinflößender Mann. Doch als sie merkte, dass ihm viel daran lag, tat sie ihm den Gefallen. »Also dann, warum hast du meine Mutter geheiratet?«, wiederholte sie ihre Frage.
    »Ich habe mich sofort in sie verliebt, damals, als Luise mir den Mord an Pete Random gestanden hat, deshalb habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie zu verhaften.«
    »Haben Sie … hast du das damit gemeint, als du mir damals gesagt hast, du hättest schon so viel gelogen in deinem Leben, du und auch deine Frau?«
    Der Richter nickte. »Wenn ich gewusst hätte, dass du ihre Tochter bist … nun, Luise war damals so verletzlich und so verzweifelt. Ich wollte ihr helfen und habe sie gefragt, ob sie meine Frau werden will, denn dann hätte ich ganz offiziell nicht gegen sie aussagen müssen. Und sie hat Ja gesagt, aber nur, weil sie sehr müde war, des Lebens müde, könnte man vielleicht sagen.«
    »Hast du sie denn geliebt?«
    »Über alle Maßen.« Eine Motte flog in die Flamme einer Kerze, verschmorte sofort und erfüllte die Luft mit dem bitteren Geruch von Asche.
    Fanny sah in das runde, speckige Gesicht ihres Stiefvaters und versuchte zu erraten, wie die Ehe zwischen den beiden verlaufen war.
    »Doch sie … sie konnte mich nicht lieben, sie hat nur ihn geliebt. Saherero …« Der Richter seufzte. »Sie hat sich immer wieder dafür entschuldigt. Weißt du, hat sie gesagt, egal wie lange dieser Baumstamm im Wasser liegt, er wird nie ein Krokodil werden. Natürlich habe ich gehofft, Tag um Tag, Jahr um Jahr, dachte: eines Tages … Doch dann wurde Luise von einer Spei-Kobra getötet.«
    Fannys Herz zog sich zusammen. Ihre Mutter hatte für die Liebe ihres Lebens ihr Kind weggegeben, das Geld für eine Herde Rinder besorgt und hätte doch niemals die Hauptfrau von Saherero werden können. Dann wurde er vor ihren Augen ermordet, sie wurde selbst zur Mörderin, und zu guter Letzt heiratete sie einen Mann, den sie nicht lieben konnte, und starb viel zu jung an einem Schlangenbiss.
    Fanny dachte an die Glaskugel, die oben in ihrem Zimmer neben Lottchen lag, und hoffte sehr, dass der Fluch der Glasperlen wirklich ein für alle Mal gebannt war.
    »Franziska, dir ist sicher klar, dass ihr im Augenblick hier nicht länger bleiben könnt. Es ist viel zu gefährlich. Ludwig ist immer noch außer sich, man redet in ganz Windhuk über nichts anderes. Nein, das ist falsch, man redet in ganz Deutsch-Südwest nur über dich, den Bastard und die vermissten Söldner.«
    Fanny sagte lange nichts.
    Schließlich klopfte der Richter seine Pfeife aus, was den Mops aufweckte. »Ich werde deine Ehe mit Ludwig annullieren, zum Glück waren deine Papiere ja falsch.« Er grinste breit. »Du hast uns alle getäuscht, also ist es nur recht und billig, Ludwig von dieser Fessel zu befreien. Das wird ihn vielleicht etwas beruhigen.« Ehrenfels nickte sich selbst bestätigend zu. »Und bis Gras über alles gewachsen ist, könntet ihr nach Samoa gehen – man munkelt, dass die in Kürze auch ganz offiziell deutsche Kolonie werden.«
    »Samoa? Wo liegt das denn?«
    »In
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