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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose
Autoren: Daria Charon
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Sie könnten annehmen, dass du mich zu der Tat angestiftet hast.«
    »Wie oft ist es schon passiert?«
    Er schwieg und verschränkte die Finger ineinander. »Das hier ist das zwölfte Mal.«
    »Zwölf Mal«, wiederholte sie ungläubig.
    Mit einiger Überwindung fuhr er fort. Noch immer schmerzte es ihn, darüber zu sprechen. »Beim zweiten Mal kamen meine Frau und meine Tochter ums Leben. Françoise war sechs Jahre alt und verbrannte in ihrem Bettchen.«
    Ghislaines Gesicht verlor jede Farbe. »Und du hast nie versucht, herauszufinden, wer dir das antut?«
    Nach Rosalies und Françoises Tod hatte ihn der Schmerz gelähmt, und später war es unmöglich gewesen, den Spuren zu folgen. Mühsam versuchte er, eine Situation zu erklären, die ihn völlig hilflos zurückgelassen hatte. »Wie denn? Man jagte mich weg, drohte, mich zu erschießen, wenn ich noch einmal auf dem Besitz gesehen werden sollte.«
    Sie schwieg und dachte nach. Dann schüttelte sie den Kopf. »Es kommt gar nicht in Frage, dass du gehst. Ich will davon nichts mehr hören. Wir stehen das durch. Gemeinsam. Ich werde mit den Männern reden und ...«
    Ihre Naivität machte ihn zornig. Er unterbrach sie mit einer Handbewegung und versuchte, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. »Der Comte ist tot. Er war der offizielle Eigentümer von Plessis-Fertoc. Hast du überhaupt noch irgendwelche Rechte hier? Wann wird das Testament verlesen werden?«
    Sie straffte sich und verwandelte sich innerhalb eines Wimpernschlags in die Tochter eines Herzogs, der es im Blut lag zu herrschen. »Es gibt kein Testament. Die Regelungen, was im Fall von Jacques' Ableben passieren soll, wurden unmittelbar nach meiner Eheschließung getroffen. Zwischen mir und Jacques' Vater.« In ihren Augen loderten Flammen auf. »Ich habe nicht nur lebenslanges Wohnrecht auf dem Schloss, sondern besitze auch die Verfügungsgewalt über alle zugehörigen Ländereien. Ich darf alles - außer Land zu verkaufen. Falls meiner Ehe Kinder entspringen sollten, dann tritt der älteste Sohn an seinem 25. Geburtstag das Erbe an.«
    »Es gibt einen Vertrag über die Nachfolge?«, fragte Nicholas mehr als erstaunt. »Aber Jacques war doch gar nicht in der Lage, die Ehe zu vollziehen. Heißt das, sein Vater forderte dich in einem Kontrakt auf, ein außereheliches Kind zu zeugen?«
    Sie sah ihn unverwandt an. »So liest es sich heute. Als der Kontrakt aufgesetzt wurde, plante der alte Graf allerdings, die Erbfolge selbst zu sichern.«
    Er brauchte einen Moment, bis er verstand. Übelkeit stieg in ihm auf, als er sich die Szene in allen Einzelheiten ausmalte. »Mein Gott.« Solche Skrupellosigkeit suchte ihresgleichen. Voller Mitleid wollte er nach Ghislaines Hand greifen, aber sie zog sie weg.
    »Ich machte ihm klar, dass ich alle Beteiligten töten würde, falls er mir Gewalt antat - Jacques, ihn selbst und mich. Er glaubte mir, weil ich nichts mehr zu verlieren hatte. Also gab er seinen Plan auf und versuchte, während der restlichen Jahre seines Lebens mit seinen zahlreichen Liebschaften ein weiteres Kind zu produzieren. Allerdings ohne Erfolg.«
    Ein triumphierendes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Von jetzt an bin ich nicht mehr die heimliche, sondern ganz offiziell die unumschränkte Herrscherin auf Plessis-Fertoc, und zwar bis unsere Söhne fünfundzwanzig Jahre alt sind. Schon deshalb muss ich die Leute zusammenrufen lassen und sie über den Stand der Dinge informieren. Dabei werde ich nicht nur klarstellen, dass du nichts mit dem Brand zu tun hattest, sondern auch, dass dein Wort von jetzt an das gleiche Gewicht hat wie meines und alle deine Anordnungen widerspruchslos befolgt werden müssen. Wer sich damit nicht abfinden kann muss gehen.«
    Er sah sie eine Weile an, ehe er antwortete. »Ich weiß nicht«, sagte er langsam. »Auch wenn du all das tust, zweifle ich daran, dass du damit Ruhe schaffst. Die Feindseligkeiten werden zunehmen. Ich bin sicher, dass der Brandstifter gleichzeitig ein Agitator ist, denn wenn er mich töten wollte, hätte er das in den letzten Jahren unzählige Male tun können. Es geht ihm darum, mich zu zermürben, mich zu jagen und zugrunde zu richten. Und Unruhe zu stiften.«
    »Das heißt, solange er oder die Männer, die dahinterstecken, nicht gefasst sind, werden wir keinen Frieden haben.«
    Dass sie nicht aufgab, sondern ihm so einfach glaubte und die Sache mit ihm gemeinsam durchstehen wollte, erfüllte ihn mit einem derartigen Glücksgefühl, dass er Mühe
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