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Der Duft der Rose

Der Duft der Rose

Titel: Der Duft der Rose
Autoren: Daria Charon
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zeigen will. Ich vermisse ihn.« Sie presste die Lippen aufeinander. »Warum gerade jetzt?«
    »Der Tod kommt selten in einem gelegenen Moment.« Henri strich ihr übers Haar. »Schau nicht zurück, schau nach vorn. Die Zukunft gehört dir und deinen Söhnen. Schieb das nicht beiseite, Ghislaine, sondern konzentriere dich darauf. Jacques lebt in unserer Erinnerung, und dort wird er immer seinen Platz haben.«
    Ghislaine rechnete es Henri hoch an, dass er sich nicht verächtlich über Jacques äußerte. Sie wusste, dass er in den Augen ihres Bruders Schuld an allen Misslichkeiten ihres Lebens gehabt hatte und dass er ihn nicht gemocht hatte - um es gelinde auszudrücken. »Ich habe ihn geliebt.« Sie schmiegte sich enger an Henri. »Auf eine andere Art als dich oder Nicholas, aber er wird immer in meinem Herzen bleiben.«
    Henri nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Monsieur Levec ist mir aus dem Weg gegangen, seit ich hier bin, aber ich nehme es nicht persönlich. Wie stehen die Dinge zwischen euch?«
    »Gut.« Sie wollte nicht mit Henri über Nicholas sprechen, Jacques' Tod stellte die Dinge wieder in Frage. Sie und Nicholas hatten noch nicht über die Zukunft gesprochen. Wenn sie genauer darüber nachdachte, hatte er in diesen Tagen überhaupt nicht viel gesprochen. Deshalb hielt sie ihre Antwort vage. »Wir haben eine gemeinsame Basis gefunden. Er will vorläufig hierbleiben.«
    Henri nickte. »Gut. Ich gehe mit Sophie nach Versailles. Wie du weißt, habe ich ihr versprochen, mich um sie zu kümmern, wenn mein Plan fehlschlägt und sie kein Kind bekommt.«
    »Suchst du ihr einen reichen Mann?«, erkundigte sich Ghislaine, froh, über etwas anderes reden zu können.
    »Ich dachte, ich bringe sie am Hof unter. Die Königin braucht immer neue Hofdamen, aber wenn Sophie lieber heiraten möchte, dann soll mir das recht sein.« Er drückte Ghislaine an sich. »Willst du mitkommen?«
    Sie war nur einmal in Versailles gewesen. In dem Jahr, als sie Jacques geheiratet hatte. Ihr Vater hatte sie bei Hof vorgestellt, ihr einen Blick in eine andere Welt gegönnt und im selben Moment die Tür wieder zugeschlagen. Henri zu begleiten wäre sicher reizvoll und versprach eine Menge Ablenkung. Aber ihr Platz war hier. Zu viel stand auf dem Spiel. Sie löste sich aus Henris Armen. »Vielleicht in ein paar Jahren, wenn die Kinder größer sind.«
    »Gut. Ich werde dich daran erinnern.« Er schlug die Beine übereinander. »Und du bleibst dabei, die Kinder morgen taufen zu lassen?«
    »Ja. Es gibt kein Fest, nur die Zeremonie in der Kapelle. Ich habe schon zu lange damit gewartet, aber ich wollte Nicholas die Namen bestimmen lassen.«
    »Damit hat er mich erstaunt«, sagte Henri langsam. »Vielleicht steckt doch mehr in dem Mann, als man auf den ersten Blick vermuten würde.«
    »Darüber werde ich mich mit dir nicht streiten, Henri. Wo steckt übrigens Vincent?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
    »Wer?«
    Sie sah ihn überrascht an. »Ihr habt euch getrennt? Warum?«
    Henri seufzte. »Meinungsverschiedenheiten, das Übliche eben.«
    Die Falten um seinen Mund hatten sich vertieft, und Ghislaine fragte sich, was wirklich vorgefallen war. »Und wo ist er?«
    »Ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht.« Die Schärfe in seiner Stimme ließ Ghislaine eher das Gegenteil vermuten, aber sie beschloss, das Thema ruhen zu lassen. Da sie es nicht mochte, wenn er sich in ihr Liebesleben einmischte, musste sie bei ihm dieselbe Zurückhaltung an den Tag legen. Sie erhob sich und strich den Rock ihres schwarzen Taftkleides glatt. »Ich möchte mich noch mit Sophie unterhalten, wir sehen uns dann beim Abendessen, mein Lieber.«
    Sophie saß bei den Kindern und hielt den kleinen Henri auf dem Arm. Sie lächelte Ghislaine entgegen, die sich neben sie setzte. »Schade, dass wir morgen wieder abreisen. Sie sind so süß, und sie duften so gut.«
    Ghislaine lächelte. »Ja, hin und wieder. Aber wenn du mit meinem Bruder nach Versailles gehst, wirst du so viele neue Dinge kennenlernen, dass du dein Leben und deine Freunde in der Provinz bald vergessen haben wirst.«
    »Niemals. Und Versailles ... ich weiß nicht, ob das der richtige Ort für mich ist«, fügte sie hinzu. »Die vielen Menschen, die Hektik, die Intrigen - ich weiß ja nicht, ob alles stimmt, was ich gehört habe, aber wenn doch ... dann bezweifle ich, dass ich mich dort wohlfühlen werde.«
    Ghislaine betrachte sie, wie sie mit dem Finger zärtlich über
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