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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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schwere Entscheidungen, die er da Tag für Tag treffen muss.«
    »Hast du nicht immer gesagt, ihn interessiert nur der Profit und nicht das Wohl seiner Arbeiter?«
    »Das habe ich bis vor kurzem auch geglaubt. Das leugne ich gar nicht. Aber ich habe mich geirrt. Er hat mir selbst gesagt, dass er nachts aus Sorge um seine Arbeiter und ihre Familien oft nicht schlafen kann, und ich habe das Gefühl, er meint es ehrlich. Du hast Recht, ich habe ihn für einen Blutsauger gehalten, aber ich muss zugeben, dass er jedes Mal, wenn die Kupferpreise wieder gestiegen sind, auch wieder Leute eingestellt hat.«
    In seinen Unterhaltungen mit dem Minenbesitzer hatte Finlay die Befürchtung geäußert, er werde jetzt, wo die Kupferpreise auf acht Pfund pro Tonne gesunken waren, vielleicht seine Arbeit verlieren, doch Ebenezer hatte ihn beruhigt: Das werde auf keinen Fall geschehen.
    »Ich freue mich für dich, dass du in Mr. Mason einen Freund gefunden hast, Dad«, sagte Abbey und fuhr dann entschlossen fort: »Aber ich liebe Neal Tavis, und eines Tages werden wir heiraten.«
    Das hörte Finlay gar nicht gern. Er hatte seiner Tochter bereits unmissverständlich erklärt, dass er nichts von der Liebelei zwischen den beiden hielt, und geglaubt, die Angelegenheit sei damit erledigt. Aber Abbey fand, es war höchste Zeit, dass er sich an den Gedanken gewöhnte, dass sie sich ihren Ehemann selbst aussuchen und aus Liebe heiraten würde und nicht um finanzieller Sicherheit willen.
    »Ich weiß, das passt dir nicht«, fügte sie hinzu, als sie seinen Gesichtsausdruck sah, »aber ich werde auf keinen Fall einen alten Mann nur des Geldes wegen heiraten.«
    »Und ich werde nicht zulassen, dass meine Tochter einen Mann heiratet, der sein Leben lang ein armer Schlucker bleiben wird«, brauste Finlay auf. »Du sollst es einmal besser haben und dein Leben nicht in einer Erdwohnung verbringen müssen!«
    »Neal spart, um eines Tages eine Farm kaufen zu können, Dad. Wir werden ein schönes Zuhause haben, du wirst sehen.«
    Finlay schüttelte den Kopf. Schmerzliche Erinnerungen stiegen in ihm empor. »Weißt du nicht mehr, wie hart das Leben auf einer Farm sein kann, Abbey? Und dann sind da noch die Mutter und die Schwestern, für die Neal sorgen muss. Das ist kein guter Anfang für eine Ehe.«
    Abbey erwiderte nichts darauf, aber auch sie erinnerte sich an etwas. Nach dem Tod ihrer Mutter war ihr Vater schwermütig und lebensüberdrüssig geworden. Er hatte erst zwei Kinder, dann seine Frau verloren, wozu also noch weiterleben? Morgens konnte er sich kaum noch aus dem Bett aufraffen, und wenn doch, dann nur, um sich zu betrinken. Es dauerte nicht lange, bis sie die Farm, die sie gepachtet hatten, verloren. Finlays Schwester Brigit, die mit Mann und fünf Kindern auf einer Farm in Galway lebte, nahm die beiden bei sich auf. Dort lebten sie knapp drei Jahre lang auf engstem Raum, unter unerträglichen Bedingungen. Als Brigit hörte, dass in Australien Bergleute gesucht wurden, drängte sie Finlay, sein Glück dort zu versuchen, und so brach er mit Abbey auf, um in den Kolonien ein neues Leben zu beginnen.
    Bei ihrer Ankunft war Finlay zuversichtlich gewesen, mit dem Geld, das er in den Minen verdienen würde, bald ein hübsches Häuschen in der Stadt für sich und seine Tochter kaufen, vielleicht sogar einen kleinen Laden eröffnen zu können. Doch es war nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Die Arbeit in den Minen war äußerst kraftraubend, gefährlich und obendrein schlecht bezahlt. Und die wenigen Häuser in der Stadt reichten nicht aus für die zahlreichen Arbeitssuchenden, die hierher geströmt waren. Finlay begann schon nach kurzer Zeit zu resignieren und Trost im Alkohol und im Glücksspiel zu suchen, sodass auch das wenige Geld, das er auf die Seite hätte legen können, im Nu aufgebraucht war.
    »Ich will nicht, dass meine Tochter Schweine- und Hühnerställe ausmisten und in einem Land, wo jahrelange Dürren keine Seltenheit sind, verzweifelt auf Regen warten muss«, fuhr Finlay bitter fort. »Das Leben auf einer Farm ist verdammt beschwerlich, wenn man kein Geld hat, um harte Zeiten überstehen zu können. Ich will, dass du einen Mann heiratest, der besser für dich sorgt, als ich für deine Mutter gesorgt habe.«
    »Du hast dein Möglichstes getan, Dad. Die schlechte Kartoffelernte und die Hungersnot waren schließlich nicht deine Schuld«, sagte Abbey besänftigend.
    »Das vielleicht nicht, aber wenn du die Wahl
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