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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor
Autoren: Heinz G. Konsalik
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stürzten drei angesehene Männer aus den Fenstern ihrer Hochhäuser: ein Makler, ein Exporteur für optische Geräte und ein Hersteller von Silberbestecken und Haushaltsstahlwaren. Da die Fenster wegen der Höhe der Häuser nicht zu öffnen waren, waren die Männer durch die Scheiben geschleudert worden.
    Ganz Merkwürdiges geschah mit einem angesehenen Juristen, einem Rechtsanwalt in Victoria. Er erstickte an den Seiten einer Kommentarsammlung für Strafrecht, die ihm jemand in den Hals gestoßen hatte. Er bot einen schrecklichen Anblick.
    Kommissar Ting, der zuerst im Kwong Wah Hospital erschien, um den aufgeschlitzten Dr. Wang An-tse zu besichtigen, bekam rote Ohren und wässerige Augen, als nacheinander die Meldungen bei ihm einliefen. Zuletzt von McLindlay. Dort hatte man das Brüllen der Tiger im Arbeitszimmer gehört, es geöffnet und die wenigen Reste von McLindlay entdeckt. Betty Harpers, die oben in ihren Räumen war, hatte sich eingeschlossen und einen Schreikrampf bekommen.
    »Da räumt einer auf!« sagte Ting erschüttert. Der letzte Anruf war anonym gewesen. Eine hohle Männerstimme hatte gesagt: »Es wird keine lächelnden Mörder mehr geben. Die Schuldigen sind der Gerechtigkeit überliefert. Die Gefahr für alle ist vorbei.« Als Ting ihn in ein Gespräch verwickeln wollte, hatte der Anrufer aufgelegt.
    »Wer es auch ist: Mord bleibt Mord! Nur das Gesetz kann und darf richten! Wir werden jetzt die Aufgabe haben, diese Täter zu jagen!«
    Aber das wurde Ting schwergemacht. Es gab keine Spuren, es gab nur das Motiv, und das war die Rache, die Vergeltung in der alten Form. Doch wer hatte ein Recht auf Vergeltung?
    Und plötzlich überlief es Ting Tse-tung kalt. Er erinnerte sich an ein Gespräch mit Dr. Merker, in dem dieser gesagt hatte: »Es gibt einen Vater, dessen Tochter Opfer des lächelnden Todes war. Ich kenne ihn …« Und er hatte sich geweigert, den Namen zu nennen und war kurz darauf untergetaucht.
    »Er ist der Schlüssel!« sagte Kommissar Ting bei der ersten Besprechung spät am Abend im Hauptquartier der Polizei. »Er weiß mehr, vielleicht weiß er alles! Es ist sinnlos, die einzelnen Täter zu suchen. Aber über ihn kommen wir an sie heran. Für uns gibt es jetzt nur noch eine Aufgabe: Jagt Doktol Melkel … Gnadenlos, Jungs! Jagt ihn! Er ist jetzt der Schlüssel, der uns diese Hölle aufschließt!«
    Während Ting Tse-tung diesen Befehl herausgab, saß Dr. Mei mit Dr. Merker im ersten fertigen Zimmer des neuen Dschunkenaufbaues, es war das Vorzimmer zur Ordination, und trank Bier.
    »Ich muß dir einen kleinen Bericht geben, Fritz«, sagte er langsam und schlürfte das Bier durch die Zähne. »Aber ich bitte dich schon vorher, nicht wie Dr. Merker aus Hamburg, sondern wie Wei Kang-teh aus Yau Ma Tei zu denken und zu fühlen …«
    In der Nacht geschah einer der vielen hundert Einbrüche und Diebstähle, von denen in Hongkong schon niemand mehr spricht, weil es verschwendete Zeit ist, die Polizei zu benachrichtigen. Meist kommt sie gar nicht, denn wo soll man in diesem Dschungel aus Menschen, Gassen und Wohnhöhlen suchen?
    Eingebrochen wurde im Entwicklungsgebäude der ›Hongkong Pyrotechnic‹, nachdem man den Nachtwächter mit einem Gummihammer niedergeschlagen hatte. Der Mann wurde nicht verletzt, sondern nur betäubt und litt lediglich für ein paar Stunden an einem brummenden Kopf. Gestohlen wurde eine Abschußvorrichtung und die neue Superrakete Typ RS 1212 Goldregen. Da Herr Tsching noch immer nicht erreichbar war – in den Betrieben ahnte niemand, daß er entführt worden war, es hieß, er sei verreist – entschloß sich die Betriebsleitung, zunächst nichts zu sagen, sondern auf eigene Weise nachzuforschen. Der Verdacht lag nahe, daß die Konkurrenz die Rakete an sich gebracht hatte, um sie zu kopieren.
    Es war nicht schwer, die Rakete und die Abschußvorrichtung auf einem gedeckten Sampan in die Schwimmende Stadt von Yau Ma Tei zu bringen. Dort montierte man sie zusammen, auf einer schnellen Dschunke mit Dieselmotoren, und fuhr dann hinaus auf das freie Meer zwischen der Lantau Insel und der Sha Chau Insel. Hier ankerte die Dschunke.
    Zwischen Dr. Mei und Dr. Merker hatte es unterdessen eine dramatische Auseinandersetzung gegeben. Yang, nun immer in der Nähe Merkers, hatte dabei still und wortlos auf einem Hocker an der Wand gesessen, wie eine Porzellanpuppe, mit unbeweglichem Gesicht … Asien in seiner schönsten und geheimnisvollen Form.
    Dr. Mei berichtete zunächst
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