Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
spontanen Eingebung folgend erklärte er: „Ein Heilsaft“, und nickte bedauernd. „Ein wahrhaft bitterer Kräutersud. Von einer Hexe gebraut, die mir versicherte, wenn ich nur ordentlich davon nehme, und zwar dreimal täglich, werde ich eines Tages Mannesgröße erreichen.
    „ Wie lange nimmst du das schon?“
    „ Ach, Jahre. Ich weiß, ich weiß“, wehrte er Roks Hinweis ab, „die Hexe hat gelogen, aber inzwischen habe ich mich so daran gewöhnt, dass ich darauf nicht mehr verzichten will. Es erinnert mich daran, nicht jedem zu vertrauen. Möchtest du probieren?“ Hockster reichte die Flasche über das Feuer hinweg.
    „ Nein!“, wehrte Rok ab. „Behalte deine Medizin nur.“
    Hockster träufelte sehr zufrieden noch ein paar Tropfen auf das trockene Fleisch, verschloss die Flasche und verstaute sie sorgsam in seinem Wanderbeutel. „Soll ich nach deinen Wunden sehen?“, fragte er seinen Begleiter.
    „ Nein! Es sind nur Kratzer. Sie bluten nicht mehr und werden von allein heilen.“ Talusien betrachtete seinen kleinen Begleiter aufmerksam. „Was trägst du in diesem Beutel da?“
    „ Das?“ Hockster legte schützend die Hand um den Lederbeutel, löste ihn aber nicht vom Gürtel. Die Edelsteine, die sich darin befanden, waren ein kleines Vermögen wert. Selbst der Opalsplitter würde bei einem Verkauf einen guten Preis erzielen. Hockster hob den Kopf und begegnete Roks abwartendem Blick. Er stand vor einer schwierigen Entscheidung. Konnte er dem Söldner vertrauen? Hatte der Fremde es auf seinen so mühsam erlangten Reichtum abgesehen? Der Verlust seiner Edelsteine bedeutete zugleich den Verlust der Magie und zwar für eine lange Zeit. Aber sollte er gleich zu Anfang einen Streit vom Zaun brechen? Womöglich war das Interesse seines Gegenübers nichts anderes als Neugier. In einer körperlichen Auseinandersetzung war Hockster ihm klar unterlegen. Talusien konnte ihm wegnehmen, was immer er ihm wegnehmen wollte und dann seines Weges ziehen und zurück bliebe die kleine, langsam erkaltende Leiche eines vertrauensseligen Dummkopfes. Hockster vertrieb dieses grausige Hirngespinst. Ohne länger nachzudenken löste er den Beutel vom Gürtel und griff hinein. Während seine Hand nach dem erbsengroßen, feuerroten Rubin tastete, sagte er: „Ich trage meine Steine in diesem Beutel.“ Er fand den Rubin und klemmte ihn zwischen Ring- und Mittelfinger. Dann nahm er den nächstbesten Stein, den er ertasten konnte, und zog ihn heraus. „Das hier ist Bernstein. Damit mache ich Erdmagie.“
    „ Zeig sie mir“, verlangte Talusien und streckte fordernd die Hand aus.
    Hockster wechselte den Beutel in die linke Hand und reichte ihn an den Söldner weiter. Mit dem Daumen seiner rechten Hand rollte er den Rubin in die Handfläche und schloss ihn in seiner Faust ein, und ließ Rok dabei keinen Moment aus den Augen.
    Die Situation war plötzlich äußerst gespannt. Hocksters Herz schlug schneller und er bemerkte auch, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.
    Rok Talusien hatte inzwischen den Beutelinhalt in seine linke Hand geschüttet. Hockster sah es mit Schrecken, aber auch mit Bewunderung. In seiner eigenen Hand hätte nicht einmal die Hälfte der Steine Platz gefunden. Es schien, als wäre sein Reichtum gar nicht mehr so wertvoll, wie er da so in Roks Hand lag. Vorsichtig strich der Söldner mit steifem Zeigefinger durch die kleine Steinsammlung.
    „ Hübsch“, sagte er dann, gab die Steine wieder in den Beutel und reichte sie Hockster zurück. Dann lachte er. „Welchen Stein hältst du in der Rechten?“, fragte der Söldner. „Ist es der wertvollste Stein deiner Sammlung oder einer, mit dem du dich wirksam verteidigen kannst? Ah, ein Rubin“, sagte er anerkennend, als Hockster seine Hand öffnete. „Ich bin nicht daran interessiert.“ Rok hob den Kopf und betrachtete den Sternenhimmel. „Es ist ein weiter Weg bis Idenhal. Vor Sommeranfang werden wir dort nicht eintreffen.“
    „ Warst du schon einmal dort?“
    „ Ich kenne Idenhal, ja. Was suchst du in der Hauptstadt?“
    „ Eine Schiffspassage nach Burnyk. Ich fahre übers Meer nach Hornburg.“ Hockster trank einen Schluck Wasser aus seiner Feldflasche und reichte sie übers Feuer.
    „ Hornburg in Burnyk. Das ist Feindesland. Kein Schiffseigner fährt diesen Weg, erst recht nicht, seit Prinz Serkal König geworden ist.“
    Hockster aß den letzten Bissen Brot und fragte: „Ist es wahr, was man über unseren jungen König Serkal sagt?“
    Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher