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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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seines Meisters trocken und legte das blutige Tuch zur Aufbewahrung in eine Schale aus Glas.
    Ein anderer Adept trat zu Zyrc, teilte ihm flüsternd mit, dass der Meistermagier Pretorius aus Burnyk eingetroffen sei.
    Zyrc nickte und wies auf die Drachin.
    „Bitterquell?“, fragte der Adept.
    „Nein!“, sagte Zyrc entschieden. „Noch nicht. Erst werde ich sie unterrichten. Wenn sie gelehrig ist, wird sie ihrem Schicksal früh genug gegenübertreten. Wir warten, bis die Menschen das Pflückfest feiern.“

Hockster Beltrim
     

1. Zeit ist eine Illusion
     
    Die Gänge waren endlos. Staub wallte bei jedem müden Schritt, brannte in den Augen und machte das Atmen zu einer schmerzhaften Erfahrung. Er wusste nicht mehr, aus welcher Richtung er gekommen war und auch nicht, wie er wieder aus diesem verwinkelten und ineinander verschachtelten Gewirr von Gängen und Stollen herausfinden sollte. Wie oft er inzwischen abgebogen war, dabei mal den linken, dann wieder den rechten Gang gewählt hatte, konnte er nicht mehr sagen. Irgendwann hatte er aufgehört zu zählen.
    Das kleine Licht, das ihm beständig vorauseilte und die endlosen Höhlengänge mit spärlichem Licht beleuchtete, flackerte immer wieder unstet, wenn seine Müdigkeit stärker wurde und den Willen durchzuhalten überlagerte wie eine warme Decke. Aber jedes Mal, wenn er sich hinsetzen und aufgeben wollte, erschien ihr Bild wieder vor seinen brennenden Augen. Wer war sie? Madigan! Seine Madigan! Und immer wenn er sie in seiner Vorstellung in die Arme schließen wollte, kam dieser elende Chetekkenmagier aus dem Nichts und schlitzte ihm den Hals auf. Das stachelte seine Wut aufs Neue an.
    Keine Zeit für eine Pause! Er musste weiter den endlosen Gängen folgen, die einander glichen wie ein Kiesel dem anderen, musste hier heraus. Einen Ausgang finden. Sie war im Augenblick alles, was er hatte, sein einziger Anker in einer unbekannten Welt.
    War Madigan überhaupt noch auf Artesian, oder hatte sie den Planeten in der sicheren Annahme seines Todes verlassen und war zurückgekehrt zu ihrem alten Leben zwischen den Sternen? Wie viel Zeit blieb ihm, sie zu finden und ihr zu sagen, dass er lebte?
    Hockster sah auf. Vor ihm gabelte sich der Weg wohl zum hundertsten Mal und er war das Rätselraten müde.
    Wenn er wenigstens etwas hätte, womit er Zeichen an den Gabelungen hätte hinterlassen können, etwas Scharfes oder Spitzes, mit dem er in den Sandstein ritzen könnte, selbst seine Haare hätte er sich ausgerissen und mit Spucke an jede Biegung geklebt, allein, er hatte keine Haare mehr und auch sonst besaß er nichts. Das Feuer des Chetekkenmagiers hatte ganze Arbeit geleistet. Außer seinem Leben war ihm nichts geblieben und mehr als alles andere fehlte ihm sein Hut!
    Er ging nach rechts. Das magische Licht flackerte und verging und ließ ihn in völliger Dunkelheit zurück. Hockster fragte sich, weshalb sein trüber Lichtzauber erloschen war. Er entfachte das Licht erneut, bis ein schummriges Leuchten seine eintönige Welt erhellte, und ging weiter.
    Er gab sich keinen Illusionen hin, früher oder später würde er hier unten auf Chetekken treffen, denn hierher hatte der Sprungzauber des Chetekkenmagiers seinen Passagier befördert. Aber nicht der Magier war hier nach misslungenem Mordanschlag angekommen, sondern Hockster.
    Er verzog freudlos das Gesicht. Der Ort, der von einem Chetekken als Fluchtpunkt ausgesucht wurde, war ein Ort, an dem ein Mensch nichts zu suchen hatte und ständig Gefahr lief, sein Leben zu verlieren, besonders durch Chetekken.
    Nackt und allein, die Magie nur mäßig beherrschend, dazu von der Natur mit einer Körpergröße von etwas weniger als 140 cm herausgefordert, war er an einem Ort voller Chetekken gelandet, die ihn, den Städtegründer und Verteidiger Trenadils, sicher gern unter vier Augen und mit gebundenen Händen zu einem unerfreulichen und schmerzhaften Gespräch gebeten hätten. In diesem Augenblick fühlte Hockster sich zum ersten Mal wieder besser. Er lächelte sogar ein bisschen. Es konnte ja nur noch besser werden.
    Aber zwischen ein bisschen besser und gerettet lag immer noch ein unüberwindbarer Graben. Hockster war an einem Punkt angelangt, da er mit reiner Willenskraft nicht mehr weiterkam. Es wurde Zeit, ein paar gut begründete Annahmen als Grundlage für künftiges Handeln zu bestimmen.
    Inzwischen hatte er kaum noch Zweifel daran, dass er tatsächlich in einem Labyrinth umherirrte, was zwei wichtige Fragen aufwarf:
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