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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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die Gabelung und lief weiter geradeaus.
    Irgendwo voraus rauschte Wasser. Hockster hob überrascht den Kopf.
    Wasser?
    Hier?
    In einem Labyrinth?
    Das schien seltsam, aber der Klang hatte etwas Anheimelndes und Vertrautes. Ja, so klang fließendes Wasser.
    Wo es Wasser gab, gab es auch Leben und er hatte so eine Ahnung, dass das Leben hier unten vor allem von ihm feindlich gesonnenen Chetekken vertreten wurde. Aber die Aussicht auf einen kühlen Trank war zu verlockend.
    Vor ihm öffnete sich der Gang zu einem weiten Rund. Helles Licht fiel in den Stollen, in dem er reglos stand. Es war ein kaltes Licht, fast weiß, das in unzähligen Strahlen über- und nebeneinander bis vor seine Füße fiel. Das Rauschen des Wassers hatte jetzt zugenommen, es klang wie ein Wasserfall begleitet von den Klängen fallender Tropfen nahebei. Hockster zögerte einen kleinen Moment. Wer wusste schon, welche Gefahren dort vorne lauerten?
    Aber das fließende Wasser vermittelte ihm ganz wunderbare Bilder von kühlen Getränken und erfrischenden Bädern. Ein Schluck Wasser würde guttun, ihn erfrischen und seine Lebensgeister anregen. Er musste wissen, was dort war. Er richtete sich auf, unterdrückte ein schmerzvolles Stöhnen und näherte sich vorsichtig dem Durchgang.
    Als er aus dem Gang in die hohe und weite Höhle trat, musste er die Augen vor der Helligkeit ringsum schließen. Eine Weile stand er reglos, sah nur das fahle Rot seiner geschlossenen Lider und erst, als der Schmerz langsam nachließ, wagte er es, seine Augen zu öffnen. Was er dann sah, verschlug ihm den Atem! Etwas Schöneres hatte er nie zuvor gesehen, außer Madigan. Die ganze riesige Höhle war ein einziges klares Funkeln aus Glas und Kristall.
    Durchsichtige Bäume mit gläsernen Ästen und Zweigen, an denen Glasblätter hingen, säumten die Höhlenwand zu seiner rechten. Ein Fluss lief in seinem kristallenen Bett von dort still und gemächlich in weiten Kurven durch die Halle und ergoss sich in einen glasklaren, alles Licht reflektierenden See, dessen sanfte Wellen an der hellen Höhlendecke ihre Bewegungen in fließenden Schatten widerspiegelten.
    Auf der anderen Seite erhoben sich wehrhafte Glasdrachen, so wie sie wohl einst Artesian bevölkert hatten, bevor auch der letzte vom Fluch des schwarzen Wikt getroffen worden war. Daneben standen gläsernen Chetekken und im Licht funkelnde kristallene Hajadas, Zwerge und einige wenige Menschen. Zuletzt sah er eine Gruppe kleiner Kristalldrachen, jeder Einzelne nicht länger als der Unterarm eines Menschen und Naggit so ähnlich, als hätte der kleine Drache Modell gestanden. Irgendwo war ein Geräusch. Hockster ging hinter einem Baum in Deckung.
    „Ein gutes Versteck!“, erklang eine Stimme von der anderen Seite der Höhle. „Es hilft ungemein, dass Ihr auf Kleidung verzichtet. Aber hier ist alles aus Glas und Kristall. Na, klingelt da was?“
    Hockster ging in die Knie.
    „Ich kann Euch immer noch sehen!“ Eine nachdenkliche Pause entstand. „Seid Ihr ... bist du ein Menschenkind? Ein Sklavenjunge? Wenn die Peitscher dich hier erwischen, geht es dir schlecht, Kleiner. Lauf lieber zurück so schnell du kannst. Ich werde genau dasselbe tun.“
    Das kleine Wesen drehte auf der Stelle um und verschwand durch einen nahegelegenen Torbogen, über dem sich Glasrosen und Hyazinthen aus Kristall rankten.
    Angespannt sah Hockster sich um, entdeckte aber sonst nichts Lebendiges mehr. Vorsichtig trat er hinter dem Glasbaum hervor und versuchte sich zu orientieren. Mehrere Pfade liefen in weiten Bögen durch die Kaverne. Einer führte am Rand entlang und verschwand dann in einem schmalen Durchlass. Das war sein Weg!
    Er raffte sich auf und humpelte so schnell es seine malträtierten Glieder zuließen auf den rettenden Ausgang zu, trat hindurch und fand sich unvermittelt in einer weiteren Höhle. Direkt vor ihm ragte die zwar recht erbärmliche dafür aber lebensgroße Nachbildung eines Chetekkenkriegers auf. Sie war aus Glas.
    Hockster trat einen Schritt zur Seite und schaute an der endlosen Reihe gläserner Krieger entlang, die in dieser zweiten Höhle so dicht beieinander standen wie Weizenähren auf dem Feld. Die einzelnen Reihen waren unüberschaubar lang, verloren sich irgendwo in der Ferne. Mit einem sehr unangenehmen Gefühl im Bauch ging Hockster tiefer in die Höhle hinein und zwischen den Reihen der Glaskrieger hindurch. Er lief ziemlich lange und zählte sorgfältig. Das Ergebnis war bedrückend, hier standen mehr
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