Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
Leben zu nehmen. Du hast ...“
    Doch der Fremde beachtete ihn gar nicht. Er ging zu dem Räuber hinüber, der noch immer von Hocksters Schlag besinnungslos am Boden lag und senkte sein Schwert in die flach atmende Brust, bevor Hockster bemerkte, was der Fremde vorhatte. Der letzte Wegelagerer war tot. Der Fremde wandte sich um und sagte: „Mein Versprechen habe ich gehalten. Alle sind gefallen. Ich halte meine Versprechen immer.“
    Da war es um Hockster geschehen. „Mörder!“, schrie er, dass seine Stimme überkippte und wie ein schrilles Kreischen klang. „Mörder! Mörder!“ Jetzt war er nicht mehr zu halten. Außer sich sprang er den Fremden mit erhobenem Knüppel an, doch ehe er einen Schlag anbringen konnte, hatte der Fremde ihn entwaffnet und Hockster fand sich auf der Erde wieder. Der Fremde sagte nichts, sah ihn nur an. Mühsam stand Hockster auf und ging von den Toten weg. Er setzte sich weit entfernt auf die kühle Erde. Er fror, aber es war ihm egal. Er fragte sich, ob es richtig gewesen war, dem Fremden zu helfen. Immerhin waren durch seine Unterstützung nun drei Männer tot. Aber nein, das war ja Unsinn. Natürlich hatte er helfen müssen. Da war ihm keine Wahl geblieben. Doch Mord blieb Mord und Hockster fühlte sich schuldig am Tode dreier fremder Männer, die noch leben könnten, hätte er anders gehandelt. Wie, fragte er sich. Was hätte ich tun können? Den Mörder aufhalten? Ha! Womit? Hockster war dem Fremden nicht gewachsen. Lediglich mit Magie hätte er ihn niederringen können, aber die Absicht des Fremden war ja erst klargeworden, als es bereits zu spät gewesen war. Die Erklärungen halfen weder ihm noch brachten sie die erschlagenen Männer zurück ins Leben. Hockster fühlte sich elend. Die Schuld lastete schwer auf ihm.
    Der Fremde kam auf ihn zu. „Rok Talusien“, sagte er und hielt Hockster die Hand zum Gruß hin. „Danke.“
    Beltrim ergriff die dargebotene Hand zögernd und stellte sich ebenfalls vor. „Hockster Beltrim aus den Tarrasbergen auf dem Weg nach Idenhal. Warum hast du die Wehrlosen getötet? Ist das die Art eines Soldaten?“
    „ Söldner! Das Soldatenleben ist vorbei.“ Er zuckte die Schultern. „Ich habe ihnen den Tod versprochen, kleiner Mann. Ich hatte keine andere Wahl.“
    „ Man hat immer eine Wahl. Nicht jedes Versprechen muss gehalten werden. Manche sind einfach dumm.“
    „ Du weißt nichts.“
    „ Überall auf der Welt versprechen Männer wie du ihren Liebchen Reichtum, kostbaren Schmuck und ein sorgenfreies Leben. Nur die wenigsten halten es. Erzähl du mir nichts vom Leben. Dein Handeln war falsch, verabscheuungswürdig. Doch meine Schuld ist nicht geringer als die deine.“
    „ Du hast dir nichts vorzuwerfen, Beltrim. Im Gegenteil, du hast mir das Leben gerettet.“
    Hockster schüttelte resigniert den Kopf. „Ich fühle mich für den Tod dieser Männer verantwortlich, gerade so, als hätte ich sie ermordet. Talusien, durch deine Tat hast du mich zu deinem Handlanger gemacht.“ Einer plötzlichen Eingebung folgend, und ehe er auch nur einen Gedanken darauf verwendete, was er damit anrichtete, sagte er: „Du stehst in meiner Schuld, Rok Talusien. Ich habe dir das Leben gerettet.“
    Als Hockster dem Blick seines Gegenüber begegnete, bemerkte er verwundert, dass das Gesicht des Söldners zu einer starren Maske geronnen war. Sieh mal an, dachte Hockster, das hat ihm nicht gefallen. Doch auch Hockster begann erst in diesem Moment, als er den regungslosen Talusien betrachtete, zu ahnen, worauf er sich mit seiner unüberlegten Äußerung eingelassen hatte.
    Die beiden Männer standen sich schweigend gegenüber. Der eine, klein von Gestalt, hatte den Kopf weit in den Nacken gelegt, der andere, hochaufgeschossen, von kräftigem Wuchs, sah bestürzt auf den viel kleineren Mann herab. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus.
    „ So soll es sein.“, sagte Rok Talusien schließlich. „Ich bleibe, bis ich meine Schuld beglichen habe oder ein Jahr vergangen ist.“
    Hockster wusste darauf nichts zu erwidern. Er hatte den Söldner über die Lebensschuld an sich gebunden. Warum habe ich das getan, fragte er sich still. Hilflosigkeit! Das war es. Der unerschütterliche Talusien sollte einmal die Hilflosigkeit kennenlernen, die Hockster in diesen Minuten wegen des Todes der fremden Männer fühlte. Nun war der Söldner gebunden und musste den Worten Hocksters folgen. Doch die Gebote der Lebensschuld waren eine äußerst knifflige Sache. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher