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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
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Hellwah würde der Königin nachsteigen und ihr in Daliaths Gestalt beiwohnen. Der König kochte vor Wut und ließ seine Frau in den tiefsten Kerker sperren, obwohl sie flehte und ihre Unschuld beteuerte. Sie wäre nur immer ihm treu gewesen, wie hätte sie die List eines Gottes denn durchschauen sollen? Doch der König ließ sich nicht erweichen, sein Zorn und Stolz waren zu groß.
Doch wagte er es nicht, Hellwah zur Rede zu stellen, der Gott war zu mächtig, und Samoth sagte, er würde König Daliath einfach zermalmen.
    Daliath verstieß auch seine drei Söhne und seine drei Töchter, denn er wusste nicht, welches der Kinder von ihm war, und er ertrug es nicht, sie anzusehen, um in ihren Gesichtern nach Merkmalen zu suchen, die ihre wahre Herkunft verrieten.
    »Soll ich dir helfen, Rache an Hellwah zu nehmen?«, fragte Samoth ihn.
    Und König Daliath sagte: »Ja.« Denn Rache war alles, an das er noch denken konnte. Der Palast war ohne seine Kinder so schrecklich leer und still, und die Diener wagten nicht zu reden, nur manchmal hörte man die Schreie der Königin aus der Tiefe des Kerkers.
    Samoth sagte also zum König: »Gehe zur Mondgöttin und stiehl von ihr das Geheimnis der Flügel, die sie den Vögeln gemacht hat. Damit können wir deine verdiente Rache in die Tat umsetzen.«
    Samoth hatte schon zahlreiche Vögel gefangen und ihnen die Flügel ausgerissen, um hinter ihr Geheimnis zu kommen, doch er hatte selbst keine Flügel erschaffen können.
    Weil Aphra, die Mondgöttin, König Daliath vertraute, verriet sie ihm, wie sie aus den Blättern des Lebensbaums Federn gemacht hatte, indem sie die stärksten Winde aus allen vier Himmelsrichtungen eingeatmet und mit einem magischen Wort auf die Blätter gehaucht hatte. Diese Federn band sie dann zu Flügeln zusammen. Doch das magische Wort wollte Aphra König Daliath nicht verraten, denn sie sagte, es sei nicht für die Ohren eines Menschen bestimmt.
    Damit gab sich Daliath nicht zufrieden, und so versteckte
er sich im Haus der Göttin und wartete, bis sie einen weiteren Vogel erschuf. Und sie besprach die Blattfedern mit dem Wort, und der König hörte es, und es brannte sich ihm ein.
    Und von König Daliath erfuhr Samoth das Wort.
    Und der Gott der Tiefe erschuf nun Flügel von seiner Hand. Jedoch fertigte er sie nicht aus Federn, gewonnen aus den Blättern des Lebensbaums, sondern er spannte sie über große schwarze Knochen aus den Netzen der giftigsten Spinnen aus den tiefsten Höhlen, und er hauchte über sie die eingeatmeten Wirbelwinde des Herbstes, wilde Stürme, die keiner Richtung folgten.
    Er erschuf neun Flügelpaare und nähte sie neun großen Drachen an die Schultern.
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte König Daliath.
    Und Samoth offenbarte ihm, dass die Drachen nun fliegen konnten und fortan die Vögel im Himmel fressen würden, welche die besonderen Tiere Hellwahs waren, das Hochzeitsgeschenk seiner geliebten Gemahlin. Denn Hellwah sollte seine Tiere verlieren, so wie der König seine Kinder verloren hatte.
    Der König griff sich eine beinerne Nadel und nähte voller Eifer mit, und er wollte sich nicht erinnern, dass er es doch selbst gewesen war, der seine Kinder fortgeschickt hatte.
    Damals lebten die Drachen als treue Gefährten der Menschen unter ihnen, und sie waren von freundlichem Wesen und klug. Doch mit Samoths Flügeln kam auch Samoths Bosheit über sie, und so wurden sie zu Geschöpfen der Finsternis. Sie jagten Hellwahs Vögel, so wie Samoth es vorausgesagt hatte, doch sie fraßen zudem weiterhin die Tiere des Landes, sie fraßen alle flügellosen Drachen, und von jenem Tag an fraßen sie auch Menschen.

    Hellwahs Zorn über Daliaths Verrat war so groß, dass er die Berge Feuer speien ließ, und Asche und Glut regnete auf die Stadt des Königs herab. Und Doliath verbrannte mit seinem Palast, und der Zugang zu den Kerkern wurde verschüttet, so dass die Königin in der finsteren Tiefe eingesperrt wurde.
    Aphras Trauer war ebenso groß wie Hellwahs Zorn, und ihre Tränen flossen so zahlreich ins Meer, dass es salzig wurde und drohte, das ganze Land zu überschwemmen. Sie und Hellwah und die anderen Götter zogen sich auf den höchsten Berg der Welt zurück, auf den steilen Gipfel, den kein Mensch erklimmen konnte.
    Und Samoth zog sich unter die Erde zurück, denn er hatte erreicht, was er wollte. Und er nahm die Königin aus dem Kerker mit sich, und sie gebar ihm acht unmenschliche Kinder der Finsternis, die sie im Hass auf alle
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