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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
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Menschen erzog.
    Die Menschen lebten in Angst vor Überschwemmungen, Feuerregen und den menschenfressenden Drachen, nur der verstoßene Chillos, der älteste der Königssöhne, wollte sich nicht mit dem Schicksal abfinden. Er schmiedete im Feuer, welches Hellwah vom Berg herabgesandt hatte, ein Schwert aus hartem Stahl, und er kühlte es in den Tränen Aphras.
    »Ich werde die schlimme Tat meines Vaters ungeschehen machen«, sagte Chillos und zog los, um sich den Drachen zu stellen. Sie wüteten, zerstörten Häuser und verzehrten Jungfrauen und Kinder, ein jeder Drache für sich. Einen nach dem anderen zwang Chillos in einen Zweikampf, und einen jeden besiegte er mit seinem mächtigen Schwert. Er tötete sie nicht, sondern schlug einem jeden von ihnen die Flügel ab, und so wich Samoths Bosheit wieder aus ihnen.
    Als Chillos alle neun Drachen von Samoths Geißel befreit hatte, ritt er auf dem größten von ihnen zum Berg der Götter
und rief hinauf: »Ich habe die Untaten meines Vaters gesühnt, und so bitte ich euch, Hellwah und Aphra und ihr anderen Götter, lasst es kein Feuer mehr regnen, nehmt die Fluten von unserem Land und lasst uns wieder gemeinsam leben.«
    Aphra hörte auf zu weinen, denn es gab keine geflügelten Drachen mehr, die ihre Geschöpfe, die Vögel, fraßen. Und Hellwah befahl den Bergen, kein Feuer mehr zu speien. Doch die Götter blieben auf ihrem Berg, sie wollten nun nicht mehr unter den Menschen leben. Aber sie versprachen dem Helden Chillos, dass sie die Gebete der Menschen von nun an wieder erhören und auch dargebotene Opfer annehmen wollten.
    »Doch auf den Drachen lastet fortan der Fluch von Daliaths Flügel«, sagte Hellwah. »Ein jeder Drache soll geflügelt und als Geschöpf der Finsternis geboren werden. Findet sich jedoch ein Held unter den Menschen, der dem Drachen seine Flügel abschlägt, so soll der Drache dadurch aus der Finsternis befreit werden und wieder ein treuer Gefährte des Menschen sein. Was euch vor Daliaths Verrat in den Schoß gefallen ist, das müsst ihr euch nun mit Heldenmut und einem starken Arm erkämpfen.«
    Das waren die Worte Hellwahs, und Chillos brachte sie zu den Menschen und gründete den Orden der Drachenritter.
    Damit endete die Sage von Chillos’ erster Heldentat, und der Priester fügte an: »Seit diesen frühen Tagen schützt der Orden die Menschen und befreit die Drachen von ihrem Fluch.«
    »Wie wird man ein Drachenritter?«, rief ein Junge, noch bevor der Priester selbst eine Frage an die Kinder stellen konnte.
    Überrascht hob Ben den Kopf und schielte zum Fenster hinein. Warum war er nie auf den Gedanken gekommen, den
Priester zu fragen? Seit seine Mutter seinen Wunsch verlacht hatte, hatte er ihn in sich vergraben gehabt, und nun sprach ein anderer ihn aus. Sein Herz schlug schneller, während er der Antwort lauschte.
    Der Priester lächelte milde und verschränkte seine Finger über dem runden Bäuchlein, das sich in den letzten Jahren immer deutlicher unter der bodenlangen, tiefblauen Schultoga abzeichnete. Dabei achtete er penibel darauf, nicht Hellwahs rote, zwölfstrahlige Sonne auf seiner Brust zu verdecken. »Nun, das ist nicht ganz leicht. Ihr wisst um die Bedeutung des Ordens. Er ist der weltliche Arm Hellwahs, und neben seinen ursprünglichen Aufgaben steht er den Herrschenden mit Rat und Tat zur Seite. Er schützt die einfachen Bürger und entscheidet gemeinsam mit Hellwahs Priesterschaft, welchem Adligen und welchem Kaufherrn der Titel eines Drachenreiters verliehen wird, wer mit einem befreiten Drachen geehrt wird. In fast allen großen Städten unterhalten sie ein Kloster oder wenigstens einen kleinen Ordenssitz, auch Trollfurt hatte bis zur Schließung der Mine einen eigenen Drachenritter. Nun, es ist also offensichtlich, dass der Orden seine Mitglieder sehr sorgfältig auswählen muss. Nur die tapfersten und stärksten jungen Männer werden im Orden aufgenommen, um dort drei Jahre zu dienen und zu lernen. Dann müssen sie drei schwere Prüfungen bestehen, was nicht vielen gelingt, bevor sie drei Jahre als Drachenknappe mit einem Ritter reisen. Bürgt dieser schließlich für den Mut und die Tatkraft seines Knappen, so wird er vom Großmeister des Ordens mit Hellwahs Segen zum Ritter geschlagen.«
    »Müssen Drachenritter von Adel sein?«, hakte ein anderer Junge nach.
    »Nein. Es gab schon einige Drachenritter aus angesehenen
bürgerlichen Familien. Mir ist zwar nicht bekannt, dass jemals der Sohn eines Knechts zu einem
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