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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer
Autoren: Kate Pepper
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Korb in der Ecke. Ein Puppenwagen, in dem eine Babypuppe in einem pinkfarbenen Rüschenkleid saß. Ein türloser Kleiderschrank mit einer hohen Stange, an der mehrere Kleidchen hingen – darunter auch das grün-violette Partykleid von Susanna. Unten im Schrank standen verschiedene Paare kleiner Schuhe. An einer der Wände ein Etagenbett und an der gegenüberliegenden zwei Einzelbetten. Und in einem dieser Betten, unter einer blumenbedruckten Decke, eine winzige reglose Gestalt.
    Unten Männer. Ihre Stimmen aufgeregt, weil sie etwas entdeckt hatten.
    Kleine Finger über der Bettdecke. Zitternd zog ich die Decke weg und sah sie.
    Susanna. Ganz ruhig lag sie da. Die Augen aufgerissen.
    Überall Schritte: Sie liefen hinunter in den Keller. Rannten die Treppe hinauf.
    Ich versuchte, ihr Gesicht zu berühren, sanft, wollte sehen, wie sie sich anfühlte. Aber meine Hände zitterten unkontrollierbar, und ich hatte sie nicht in der Gewalt. Ich hatte schreckliche Angst, war wie betäubt. Wusste nicht, ob Susanna lebte oder …
    Da legte sich eine kleine warme Hand auf meinen Arm. Ich hatte sie gefunden, und sie lebte !
    «Tante Karin», flüsterte sie, «ich bin es, Susie Q.»

KAPITEL 22
    Zwei Jahre später
     
    Es hieß, ich hätte unter Schock gestanden, als sie mich im Kinderzimmer des Kastell Castillo fanden, am ganzen Körper zitternd, Susanna fest in meine Arme geschlossen. Unten in der Kammer des Schreckens, wie der Polizeibericht es bezeichnete, entdeckten sie Leichen, und eine Pistole lag auf dem Boden. Das Szenario erklärte sich wohl von selbst.
    Ich klappte das Buch auf meinem dicken Bauch zu und legte es auf das Handtuch, das neben meiner Liege im Sand ausgebreitet war. Drehte den Verlobungsring wieder richtig herum, denn der Brillant daran rutschte immer zur Handfläche hin. Zusammen mit meinem Ehering sah es dann aus, als ob ich einen schlichten doppelten Goldring tragen würde. Ich hob die Hand an die Stirn, um meine Augen vor der brennenden Sonne zu schützen. Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier am Strand saß und, statt das Lehrbuch durchzuarbeiten, in Erinnerungen an Ereignisse versunken war, die vor langer Zeit oder vielleicht auch erst gestern passiert sein mochten. Es kam immer darauf an, wie es mir gerade ging, wenn ich daran zurückdachte.
    Wenn man forensische Psychologie studierte, stellte man immer Bezüge zu den eigenen Erfahrungen her. Und in meinem Fall waren das viele. Das Gespann Christa Maxtor und Neil Tanner machte mir keine Angst mehr – Christa war durch meine eigene Hand gestorben, und Neil alias Martin Price war wegen einer halben Scheibe Frühstückstoast von einem Mithäftling getötet worden. Und dennoch kehrte ich in Gedanken immer wieder zu den beiden zurück. Sie lebten in meiner Phantasie genauso weiter wie Jackson und Cece. Als ich beschlossen hatte, doch noch zu studieren, waren sie alle meine geistigen Mentoren gewesen, die mich das richtige Fach wählen ließen. Ich wollte die Psyche von Verbrechern verstehen, auch wenn mir das wahrscheinlich nie ganz gelingen würde.
    Was die Einzelheiten von Christa Maxtors und Neil Tanners Taten anging, so füllten sie jetzt eine sehr dicke, geschlossene Akte der Polizei. Daraus ging auch hervor, dass und wie es den beiden acht Jahre lang gelungen war, Nancy Maxtors Verschwinden zu verschleiern. Sie hatten sich deren häufige Missionsreisen dabei zunutze gemacht. Manchmal hatte Christa sogar ihre Adoptivmutter gemimt und war für irgendwelche Wohltätigkeitsorganisationen eine Weile ins Ausland geflogen. Wie Nancy war auch sie Lehrerin für die Mittelstufe gewesen – allerdings war Christas Steckenpferd das Theater und nicht die Mathematik –, was ihr genügend Zeit ließ, um ihren anderen Neigungen nachzugehen. Auch sie leitete AGs nach der Schule, arbeitete für Feriencamps und engagierte sich ehrenamtlich im Gefängnis. Ansonsten waren ihre besondere Spezialität brutale Morde, wie man nun wusste – und sie hatte in diesem Fach mit Neil einen gelehrigen Schüler gehabt.
    Dennoch blieb die eigentliche große Frage unbeantwortet: Warum hatten sie es getan? Es gab tausend Gründe und auch wieder keinen einzigen. Psychopathen stammten von einem anderen Planeten.
    Während der vier Tage, die wir nun in den Flitterwochen waren, hatte ich viele Strände hier auf Sifnos kennengelernt. Jon und Andrea hatten geschworen, dass die griechische Insel ein echtes «Paradies» sei – und das war sie auch. Die Reise war teuer, aber wir
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