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Der Domino-Killer

Der Domino-Killer

Titel: Der Domino-Killer
Autoren: Kate Pepper
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strömte ein kalter säuerlicher Luftzug, der Zugang zum Keller. Hinter der zweiten Tür befand sich eine Speisekammer, die Regale waren mit Dosen und Schachteln unverderblicher Lebensmittel angefüllt, auf dem Boden stand alles voll mit Toilettenpapier, Haushaltsrollen, Taschentüchern.
    Ich befand mich am Fuß der Treppe, holte mein Handy heraus, drückte die Schnellwahl für Mac und hoffte, das Klingeln seines Telefons würde mir gleich verraten, wo ich suchen musste: oben im ersten Stock oder unten im Keller. Nach fünfmaligem Klingeln wurde der Anruf beendet. Ich drückte die Wahlwiederholung und ging zurück durchs Wohnzimmer. Stand vor der Kellertür im Flur. Und da hörte ich es, leise und gedämpft: ein volltönendes Klingeln mit regelmäßigen Pausen dazwischen, wie ein altmodisches Telefon. Fünfmal, dann hörte es wieder auf.
    Ich trat auf den oberen Absatz der Kellertreppe und schaute hinunter in einen dunklen Schlund. Ich drückte die Wahlwiederholung ein drittes Mal, und erneut begann das altmodische Klingeln … jetzt hörte ich es näher, deutlicher, klarer …

KAPITEL 20
    Ich ließ die Kellertür hinter mir offen stehen.
    Ging die erste Stufe hinunter. Die zweite. Die dritte. Blieb stehen; lauschte: Unten bewegte sich etwas.
    «Mac!» Meine Stimme klang dumpf, als ob der Keller den Ton verschlucken würde. Ich holte Luft. Schluckte. Versuchte es noch einmal: «Mac, bist du da unten?»
    Wieder keine Antwort.
    Auf halbem Weg nach unten fielen mir ein paar rote Gummibälle der Art auf, wie man sie beim Kickball benutzte – der Reihe nach neben der Treppe an die Wand genagelt. Fünf Bälle, in abnehmender Größe. Wie eine Familie, vom Größten bis zum Kleinsten wie die Orgelpfeifen. Trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass auf jeden der Bälle ein Gesicht gezeichnet war. Nur das zweitkleinste unterschied sich von den anderen: Es waren Haare und Ohrringe aufgemalt, und es lächelte. Ich erinnerte mich daran, dass Christa das mittlere Kind der Familie gewesen war – der Familie, die im Feuer umgekommen war. Und als ich nun diese Bälle sah, dieses bizarre Familienporträt, in dem mit Ausnahme von Christas eigenem alle Gesichter ausdruckslos gezeichnet waren, da wusste ich, dass sie die anderen umgebracht hatte.
    Ich trat von der letzten Treppenstufe auf einen weichen Teppich, der nach Schimmel roch. Hier unten herrschte fast undurchdringliche schwärzeste Dunkelheit. Nur das fahle Mondlicht, das an den Rändern durch die geschlossenen Läden eines hohen Kellerfensters hereinschien, sorgte für etwas Helligkeit. Ich blieb stehen, holte tief Luft, um die Eiseskälte der Angst zu überwinden, und hoffte, dass meine Augen sich schnell an die Lichtverhältnisse gewöhnen würden.
    Ein Geräusch: eine leichte Bewegung auf einer harten Oberfläche, irgendwo in der Mitte des Raumes.
    «Hallo?», sagte ich. Ich wusste nicht, wen ich da vor mir hatte. Dachte, es wäre vielleicht Mac.
    Und dann ging das Licht an, und ich fand mich Christa Maxtor gegenüber, die am anderen Ende des Kellers vor der Wand stand, die Hand am Lichtschalter. Die Halogenlampe an der Decke erhellte den Keller zwar nur schwach, aber es war alles genau zu erkennen.
    Der Boden, die Wände, die Decke – alles mit einem Patchwork aus Teppichresten beklebt. An drei Wänden standen Regale, die vollgestopft waren mit Spielzeug und Spielen: Da gab es alles, was man sich nur vorstellen konnte, die Sachen waren säuberlich eingeräumt und aufeinandergestapelt, die Regalbretter beschriftet. In einem standen Lastwagen, Autos, Züge und verschiedene andere Fortbewegungsmittel. In einem anderen Puppen. Ein weiteres enthielt eine kunstvolle Konstruktion aus Bauklötzen. Im nächsten befanden sich kleine Actionfiguren, die miteinander in Kämpfe verwickelt waren. Auf einem kleinen Tisch voller Farbkleckse stand ein Laptop. Der Bildschirmschoner war eine dreidimensionale Doppelhelix. An der freien Wand hing ein Flachbildfernseher; lange schmale Regalbretter waren mit Videospielen gefüllt. Zwei alte Ohrensessel standen in einem perfekt harmonischen Winkel zueinander vor dem Fernseher. Man hätte denken können, dass ein Feng-Shui-Experte sie so hingestellt hatte. Es war ein wahres Kinderparadies hier unten. Aber feucht. Eklig. Unheimlich.
    Dann fiel mir noch etwas anderes auf: ein selbstgemachtes Poster für eine Theateraufführung im Staatsgefängnis von New Jersey, auf der eine lächelnde Christa in der Mitte von lauter Schauspielern aus der
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