Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dieb der Finsternis

Der Dieb der Finsternis

Titel: Der Dieb der Finsternis
Autoren: Richard Doetsch
Vom Netzwerk:
weiblich. Sie trug ein weißes T-Shirt über dunkelblauen Shorts. Michael konnte nicht anders und starrte auf ihre von der Sonne gebräunten, schlanken Beine, als er auf sie zuging.
    »Hallo.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Michael.«
    »KC«, erwiderte sie mit einem britischen Akzent, nahm seine Hand und schüttelte sie selbstbewusst.
    Dann standen sie ein wenig verlegen da und wussten beide nicht, was sie sagen sollten. Schließlich gingen sie auf den Platz und warfen einander den Ball zu, als wäre dies eine Sprache, die sich leichter sprechen ließ als Worte.
    Das Spiel fing freundschaftlich an. KC täuschte nach links, nach rechts, warf von der Drei-Punkt-Linie und versenkte den Ball. Bei jeder ihrer Bewegungen schwang ihr Haar mit. Dann lächelte sie und warf Michael den Ball zu. Der schnappte sich ihn, bewegte sich nach links, nach rechts – und KC schoss blitzschnell dazwischen, nahm ihm den Ball ab, hechtete auf den Korb zu und versenkte den Ball.
    Michael starrte sie an, als wäre sie eine weibliche Ausgabe von Michael Jordan. Er kam sich vor wie der arme Trottel, den man bei einem All-Star-Game von der Tribüne geholt hatte, um sein fehlendes Talent vor fünfzehntausend Fans zur Schau zu stellen.
    Dann aber fand Michael zurück zu seiner Form. Er warf drei Körbe hintereinander, und so wurde das Spiel während der nächsten halben Stunde zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Jedes Mal, wenn Michael einen Ball versenkte, zog KC nach.
    »Achtunddreißig zu achtunddreißig«, sagte sie schließlich.
    »Der nächste Korb bringt die Entscheidung«, keuchte Michael.
    KC nickte und dribbelte vor, aber Michael nahm ihr den Ball ab, drehte sich nach links, riskierte den Wurf und verfehlte den Korb. KC schnappte sich den Ball und hechtete auf den Korb zu, aber Michael nahm ihr erneut den Ball ab. Er tat so, als wollte er zur Drei-Punkt-Linie stürmen, warf den Ball aber aus dreizehn Metern Entfernung und versenkte ihn.
    »Guter Wurf.« KC lächelte.
    »Danke.« Michael stützte die Hände auf die Knie und versuchte, zu Atem zu kommen.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich.« KC schob sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Vielleicht beim nächsten Mal«, erwiderte Michael, hoffte allerdings, eine Revanche vermeiden zu können.
***
    Das Abendessen fand im Valhalla statt, der Bar in Byram Hills, die Paul und Jeannie Busch gehörte. KC und Michael saßen in einer schummrigen Ecke wie zwei Teenager, die zum ersten Mal ein Rendezvous hatten. Obwohl sie beide hungrig waren, rührten sie ihre Steaks kaum an, denn sie unterhielten sich die ganze Zeit.
    »Gibt es irgendeinen Sport, den du nicht treibst?«, fragte Michael, nahm einen Schluck Cola und stützte die Arme auf den Tisch.
    »Es gibt jedenfalls keinen, den ich nicht ausprobieren würde«, antwortete KC. »Obwohl ich am liebsten Sportarten mache, bei denen es schnell und ein bisschen gefährlich zugeht.«
    »Gefährlich?«
    »Ja. Deshalb liebe ich die USA so sehr. Sie sind für Extremsportler wie ein Spielplatz. Du hast den Colorado River zum Wildwasser-Rafting, die Rocky Mountains zum Klettern, Kalifornien fürs Surfen, Lake Placid fürs Rodeln und Bobfahren und Wyoming für das Reiten und Drachenfliegen.«
    »Ein Extremsport-Junkie.« Michael lachte. »Hast du schon mal Bungee-Jumping probiert?«
    »Wenn ich an meinen ersten Sprung zurückdenke, kann ich immer noch den Schweiß auf meinen Handflächen spüren.«
    Michael saß da und ließ sie auf sich wirken – ihre Worte, ihr Lächeln – und begriff plötzlich, warum Simon gewollt hatte, dass sie einander kennen lernten.
    »Woher kennst du Simon?«, fragte er.
    »Ich habe vor ein paar Jahren einen Artikel über den Vatikan geschrieben«, erwiderte KC.
    »Du bist Journalistin?«
    »War ich früher mal. Woher kennst du Simon?«
    »Wir helfen einander von Zeit zu Zeit.« Michael hoffte, dass die Lüge nicht allzu offensichtlich war. »Er ist einer meiner engsten Freunde.«
    »Für mich auch«, sagte KC. »Ich treffe mich sonst nie mit Unbekannten, aber er hat förmlich darauf bestanden. Es ist ein bisschen peinlich, wenn Freunde dir die Rendezvouspartner aussuchen. Es gibt dir das Gefühl, als wärst du selbst nicht in der Lage dazu.« Sie lächelte. »Was machst du beruflich?«
    Michael überlegte einen Moment und sprach dann von der Gegenwart, ohne auf seine Vergangenheit anzuspielen. »Ich habe ein Sicherheitsunternehmen.« Rasch wechselte er wieder das Thema. »Und du? Schreibst du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher