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Der dicke Löwe kommt zuletzt

Der dicke Löwe kommt zuletzt

Titel: Der dicke Löwe kommt zuletzt
Autoren: Max Kruse
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glaubst oder nicht, sie hat ihn sogar geohrfeigt!«
    »Nein, wirklich?« brummte Löwe und starrte ins Wasser. Dort schaukelte die schmale Mondsichel so heiter auf den Wellen.
    Sie verbrachten mehrere Stunden in vertrautem Gespräch. Löwe fand es erhebend, einen zwar kleinen, aber doch treuen Freund zu haben.
    Einen, der ihn verstand, der das Leben kannte — und alles, was damit zusammenhing.
    Schließlich rollten sich die beiden Katzen auf der Mole zusammen und schliefen, bis sie der erste Sonnenstrahl an der Nase kitzelte.
    Als sie beim Aufwachen krumme Buckel machten, meinte Schipp: »Weißt du, Löwe — ich wollte es dir nur in der Nacht nicht sagen, um dich nicht aufzuregen, aber vielleicht hatte Löwines seltsames Betragen eine ganz bestimmte Ursache...«
    »Sie ist doch nicht etwa krank?«
    »O nein, im Gegenteil! Es könnte sein, ich meine... vielleicht, daß du Vater geworden bist...«
    »Grundgütiger Himmel!« rief Löwe. »Daß ich aber auch daran nicht gedacht habe!» Und er stürmte mit wehender Schwanzquaste den Abhang hinauf.
    Schipp konnte ihm nicht so schnell folgen.
    Vor der Stalltür blieb Löwe stehen. Er lauschte. Er hörte mit seinen scharfen, aufgestellten Lauschern leise, schmatzende Geräusche und ein eifriges Lecken.
    »Komm nur rein, Löwe!« ermunterte ihn Löwines Stimme.
    Und als er den zotteligen Kopf durch die Tür schob, maunzte sie glücklich: »Guten Morgen, Papa!«
    Ach, da stand er nun, und zwischen seinen Vorderpfoten zwängte sich klitzeklein Kater Schipp — und die beiden äugten ins Stroh. Dort lag Löwine — an ihrem Bauch drei winzig kleine, maisfarbene Löwenbabys, die eifrig schmatzten und saugten. Löwine leckte ihre Plüschköpfchen.

    Löwe brachte kein Wort heraus: Seine Kinder! So etwas Niedliches!
    »Es sind drei Jungens!« flüsterte Löwine stolz.
    »Hurra!« maunzte Kater Schipp. »Und herzlichen Glückwunsch!«
    »Eßt ihr Schokoladentorte, oder was wird sonst hier für ein Fest gefeiert — ich meine nur, weil es doch eigentlich mein Stall ist?« fragte Zie meckernd. Sie trabte eben von Onkel Guckaus’ Kate herauf. Dort hatte sie die Nacht verbracht.
    »Komm nur herein, Zie!« rief Löwe. Zie zwängte ihren Kopf noch neben den Türrahmen.
    »Nanu«, fragte sie verblüfft, »seit wann gibt es hier denn drei Kater Schipps?« Sie hielt die kleinen Würmer im ersten Augenblick für Katzen.
    Als sie aber verstanden hatte, galoppierte sie mit wilden Bocksprüngen über die Wiese. Sie warf Vater Schluckauf aus dem Bett und weckte Onkel Guckaus und meckerte lauthals in den frühen Morgen: »Ich hab drei Löwen bekommen! Hurra! Mihihähä! In meinem Stall sind drei Löwen geboren worden! In einem Ziegenstall — wunderbar! Das macht mir keiner nach... Guckaus, Schluckauf, kommt schnell und bewundert meine kleinen Löwen!«
    Onkel Guckaus und Vater Schluckauf schlugen die Hände über dem Kopf zusammen und meinten: »Hol’s der Deubel — huck — das ist aber mal eine Freude! Ja, wie sollen die süßen Kleinen denn heißen?«
    »Löwappel, Löwoppel und Löwuppel!« antwortete Löwine. Schon lange hatte sie es sich so ausgedacht.
    »Und nicht wahr, Löwe, du wartest mit deiner Abreise wenigstens noch so lange, bis sie dich sehen können. Man weiß ja nie, was geschieht — und ich wünsche mir, daß sie ihren Vater wenigstens einmal erblickt haben!«
    Nun — dem konnte Löwe nicht widerstehen. Er blieb also noch einige Wochen auf der Insel bis Löwappel, Löwoppel und Löwuppel mit weißgefleckten Bäuchen und dicken Pfoten unsicher auf der Wiese tapsten, mit der Schwanzquaste ihrer Mutter spielten und sich die Plüschohren zausten.
    Zie schaute mit grämlichem Gesicht zu und jammerte: »Nicht so wild, wie unvernünftig — sie tun sich ja weh!«
    Dann schlug Löwes Abschiedsstunde. Und als er seiner Familie Lebewohl gesagt hatte und Onkel Guckaus’ Boot bestieg, wo Vater Schluckauf schon den Motor anließ, raunte ihm Kater Schipp ins Ohr: »Mach dir keine Sorgen, alter Knabe, ich passe schon auf deine Familie auf!«
    Löwe winkte lange, lange zurück, bis er von der Leuchtturminsel nichts mehr sah. Dann drehte er die Nase in den Wind und stellte sich auf die Kämpfe und Abenteuer der Zukunft ein.

Etwas Gelbes im Boot

    Eines Abends saßen Miriam, Dok und das Kamel auf der Terrasse der weißen Villa und sprachen über so mancherlei, über das Wetter, über die Hochzeitsvorbereitungen und über viele andere Dinge.
    Das Kamel hockte mit dem Hinterteil auf den
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