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Der Diamant des Salomon

Der Diamant des Salomon

Titel: Der Diamant des Salomon
Autoren: Noah Gordon
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gleichzeitig die Ter m ine für die weite r en Vorausza h lun g en des kom m enden Jahres m itteilte. Das bedeutete, daß man ihn für würdig befunden hatte, den Platz seines Vaters unter den zweihundertfünfzig Auserwählten einzuneh m en. Er erfuhr nie, warum das nicht schon früher geschehen war oder aus welchen Gründen m an sich schließlich doch für ihn entschieden hatte, aber er wußte, daß sich von nun an sein Leben nach dem Eintreffen von Paketen richten würde, die zehn m al im Jahr m it no r m aler Post aus L ondon ka m e n.
    Daß er soviel Glück im Leben hatte, bereitete Harry keine Schuldgefühle, aber als er von einem weiteren Raketenangriff auf Kiryat S h e m ona las, bei dem m ehrere Menschen verwundet worden waren, m achte er sich Sorgen. Er dachte an den Rabbi in Kiryat She m ona, der ihm geholfen hatte, Rachel Silitskys verschwundenen Mann ausfindig zu m achen, und er hoffte, daß der Rabbi, seine Frau und ihr Baby nicht unter den V erletzten waren.
    Manch m al parkte Harry am Morgen, anstatt dire k t zu se i nem Geschäft i n der F i f t h Avenue zu fahren, seinen Wagen in der Nähe der Forty-seventh Street. E r ging dann an kleinen, bärtigen Männern vorbei, die paarweise auf dem Gehsteig oder in schäbigen Hauseingängen, die ihre Büros dar s tellten, lei s e verh a ndelten, bis s i e schließlich ein kleines Ver m ögen in einem verknitterten Briefu m schlag aus ihren Taschen zogen. Im Di a m antenhändlerklub ging er am Schauraum vorbei, in dem andere Händler im weichen Licht der Nordfen s ter Steine begutachteten, direkt in die Kapelle. Manche Gläubige nah m en bereits in den eigens ange m i eteten Bussen, die sie jeden Morgen in die Forty-seventh Street brac h ten, an einer Andacht teil, aber es gab im m er noch genügend andere, die in die Kapelle im Klub gingen und dort eine Ge m einde von zehn Personen bildeten, die nötig war, um das Geb e t der T rauernden sprechen zu können. Harry schien es zwar zie m lich unlogisch, das Kaddisch f ür seinen Vater in so unregel m äßigen Abständen zu beten, aber so wichtig war die Logik nun auch wieder nicht.
    Der W i nter wurde hart, und A m erika verbrannte he m mungslos arabisches Öl. Taub vor Kälte hackten Harry und Sid Lawrenson Feuerholz und schnitten die Apfelbäu m e i m Obstgarten zurück. Harry nutzte d i e Gelegenheit, um die Standorte für die drei Kandil-Sinap-Bäu m e auszusuchen; die er im Frühjahr neu pflanzen würde. Manch m al fühlte er sich selbst wie ein Bau m , der endlich tiefe W urzeln gebildet hatte.
    Sein Leben drehte sich um Edelsteine, wurde in Edelsteinen be m essen. Auf dem F r iedhof sah er, daß andere Besucher sieben Steine auf das Grab seines Vaters gele g t hatten, und im Frühling, wenn es wär m er wurde, hatte er vor, ihm einen Grabstein zu setzen. Er hatte sich entschlossen, den biblischen Granat Jeff zu schenken, vielleic h t würde er fortan als Stein ihres Stammes ganz offen von G e neration zu Generation weitergereicht werden, was besti mm t keine schlechte Tradition wäre. Harry dachte praktisch nie m ehr an den gelben Dia m anten, den er in Israel gekauft hatte und der sich längst wieder in der Tiara Papst Gregors befand. S chon etwas häufiger dachte er an den Dia m anten der Inquisition und fragte sich manch m al, ob eine gewisse dunkelhäutige Frau auf d e m Weg zu ihrem Arbeitsplatz im Museum m anch m al vor diesem Stein stehenblieb und ihn betrachtete. In Stunden, in denen er, gequält von na m enlosen Ängsten, die aus der V ergangenheit gekrochen k a m en, nicht schlafen konnte, wenn er ohne Grund zitternd und verfolgt von Schreien, die er nie wirklich gehört hatte, dalag, dac h te er an Alfred Hope m ans sechs Dia m anten. Nie m als aber bere u t e er es, daß sie nicht länger in seinem Schrei b tisch in dem alten Haus in Westchester County lagen.

Glossar
     
    aguna: hebräisch, verlassene Frau.
    Alauite n : Anhänger einer isla m i schen Gehei m s ekte.
    Aschkenasim: hebr ä i s c h, Juden, di e aus dem m ittel- und osteuropäischen Kulturraum stamm e n.
    Auto da Fé: spanisc h ; v o m Lateini s chen actus fidei, Glaubenshandlu n g, Glaub e nsgeric h t. Die ö ff entliche Verbrennung von Ketzern, die von der spanischen Inquisition z u m Tode verurt e ilt wur de n.
    Bar-Mizwa: hebräisch, Sohn der Pfli c ht. Die F estlichkeit, durch die der dreizehnjährige Junge die religiöse Mündigkeit erlangt und als vollwertiges Mitglied in die G e m einde aufgenom m e n wird.
    bema: Tribüne
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