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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist
Autoren: Jan Guillou
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Exemplar mit Schalldämpfer. Ironischerweise war es die Standardwaffe der GSG9, die jedoch ohne Schalldämpfer arbeitete. Monika hielt die Waffe mit einer Hand und richtete die Mündung auf den Fußboden. Sie hielt sie so, daß Carl nicht sehen konnte, ob sie gesichert war oder nicht.
    »Mach keine Dummheiten, Monika. Das Spiel ist jetzt zu Ende«, sagte Carl in bittendem Ton.
    »Hat er gestanden?« fragte Monika unerwartet weich.
    »Ja, aber es ist nicht so, wie du glaubst…«
    Mehr konnte Carl nicht sagen. Monika riß die Maschinenpistole hoch und richtete sie auf Alain Detoureille. Ohne nachzudenken, schoß Carl direkt auf ihren Körper. Er feuerte nur einen Schuß ab, was im Hinblick auf die Umstände fast als Dienstvergehen anzusehen war.
    Die Kugel hatte ihren Leib durchschlagen. Auf der Tapete hinter ihr breitete sich ein roter Blutfleck aus. Es war alles so schnell gegangen, daß sie noch nicht einmal zusammengesackt war.
    Carls letzte Erinnerung an Monika war ihr verblüffter, fast beleidigter Blick auf ihn, aber da war Alain Detoureille mit einem Sprung schon bei ihr und riß ihr die Maschinenpistole aus der Hand.
    »Nein!« brüllte Carl. »Nein! Laß um Gottes willen die Waffe fallen!«
    Der Franzose sah ihn fragend an. Aus dem Untergeschoß kam Lärm. Auf der Treppe waren eilige Schritte zu hören.
    Carl richtete seine Pistole demonstrativ auf die Tür, in der er jeden Moment die Terroristen erwartete, und flehte den Franzosen erneut verzweifelt an.
    »Laß die Waffe los, Alain. Du darfst keine Waffe in der Hand haben!«
    Der Franzose zuckte die Achseln, richtete die Maschinenpistole auf die Tür, hockte sich auf den Fußboden und vergewisserte sich schnell, daß die Waffe schußbereit war.
    Carl schaffte es nicht mehr, noch etwas zu sagen. Im nächsten Augenblick explodierten die beiden großen Panoramascheiben des Zimmers, und vier Raumfahrtmonster in Schutzanzügen und mit Metallschilden vor sich schwangen sich an dünnen Nylonseilen in einem Schauer von Glasscherben ins Zimmer.
    Die Soldaten trugen dunkle Schutzbrillen und dicke Ohrenschützer. Als Carl diese Ausrüstung entdeckte und sah, daß sie zwei Granaten ins Zimmer warfen, tauchte er in Richtung Sofa, schloß die Augen und hielt sich die Ohren zu. In der nächsten Sekunde hatte er das Gefühl, als würde er von den Blitz-Blend-Schock-Granaten zerrissen. Er hörte, wie zwei Salven abgefeuert wurden, da warf sich auch schon jemand auf ihn.
    »Hauptmann Charlie, Hauptmann Charlie, alles gut, alles in Ordnung!?« brüllte der Deutsche ihm ins Ohr, in dem das Krachen der Granaten noch widerhallte. Carl war völlig benommen und blieb reglos liegen, während der Deutsche auf ihm hockenblieb. Aus dem Untergeschoß dröhnten die Geschoßgarben automatischer Waffen, Befehle und Schreie.
    Carl kniff hartnäckig die Augen zusammen und versuchte, wieder zu vollem Bewußtsein zu kommen. Die Salven der Waffen ertönten in regelmäßigen Abständen. Dazwischen war es still. Carl bewegte sich nicht. Ihm traten Tränen in die Augen, und er kam zu dem völlig falschen Schluß, daß die GSG 9 Tränengas eingesetzt hatte.
    Ein paar Minuten später war alles vorbei.
    Einige Männer kamen zu ihm, schüttelten ihm die Hand und gratulierten ihm. Er hörte kaum, was sie sagten, da ihm die Ohren noch von den Granaten klingelten. Die Männer nahmen ihn in die Mitte und führten ihn zu einem der zersplitterten Panoramafenster. Er spürte, wie ihm der kalte Wind ins Gesicht wehte. Der Schneefall war in Regen übergegangen. Die Männer zwängten ihn in einen Gurt. Dann wurde er schnell aufs Dach hinaufgezogen, wo ihn neue Hände in Empfang nahmen und weiterschoben, zur Mitte des Dachs, wo ein Seil, das von einem schwebenden Puma-Hubschrauber herabhing, im Luftzug der Rotoren tanzte. Sie liefen in gebeugter Stellung. Zwei Männer befestigten Karabinerhaken an Carls Gurt, und im nächsten Moment wurde er in die Luft gerissen, während der Hubschrauber gleichzeitig schräg davonzog und an Höhe gewann.
    Als der Puma-Hubschrauber mit Carl an Bord zum Landeanflug ansetzte, konnte man schon ein erstes Fazit ziehen. Der Funkverkehr der letzten Minute hatte in einem Schwall von Nachrichten mitgeteilt, wie das Ergebnis aussah:
    - Einsatz in der Breiten Straße: 13 tote Terroristen.
    - Einsatz in der Peterstraße: Ein toter Terrorist, zwei verwundet und gefangengenommen.
    - Einsatz in Stockholm: Zwei Terroristen festgenommen.
    - Einsatz in Reims: Zwei Terroristen festgenommen.
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